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0886 - Todesjagd

0886 - Todesjagd

Titel: 0886 - Todesjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.H. Rückert
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dass Sie denken, es wäre hier überall so wie dort.«
    Die gesamte Fahrt über redete er ununterbrochen und stellte die Sehenswürdigkeiten seiner Stadt vor. Uschi heuchelte Aufmerksamkeit, während Zamorra gedankenverloren aus dem Fenster blickte.
    Eine mindestens 30 Meter lange und drei Meter hohe Bretterwand, die eine Baustelle dahinter absperrte, faszinierte ihn. Auf die Bretterwand hatte jemand das Portrait eines dunkelhaarigen Mannes mit schwarzem Vollbart gemalt und gesprayt. Der Mann lächelte dem Betrachter entgegen, dazu blickten seine Augen freundlich. Ein schwarzes Hemd sowie eine weiße Jacke und ein ebenso farbiger Hut vollendeten das Bild.
    Unter das Portrait hatte jemand auf Deutsch geschrieben:
    Lieber Werner!
    Vielen Dank für 30 Jahre Fantasie und Liebe zum Detail. Einen Freund und Kollegen wie dich vergisst man nicht.
    Wer der oder die Kollegen waren, wurde nicht ausgesagt.
    Zamorra stieß Uschi Peters an.
    »Kennst du den Mann? Ich habe irgendwie das Gefühl, als habe meine Existenz mit seiner zu tun.«
    Uschi wiegte den Kopf. »Der kommt mir sehr bekannt vor. Ich habe den Eindruck, dass er ein sehr wichtiger Mann ist.«
    Zamorra betrachtete die verschnörkelten Buchstaben unter der Widmung.
    »WKG - ein Name, den man sich merken sollte«, murmelte er, als das Taxi wieder anfuhr. Zum Fahrer gewandt fragte er: »Kennen Sie den Mann?«
    »Der kommt bestimmt nicht aus San Antonio, sonst wäre der mir ein Begriff«, antwortete der Taxifahrer und wies sofort auf die nächste Sehenswürdigkeit hin.
    Erneut achtete Zamorra kaum auf das Gerede des Fahrers. Er dachte wieder an Yves und Angelique Cascal.
    Eine attraktive Frau erregte seine Aufmerksamkeit. Sie trug ein dunkles Top, darüber ein Regencape und eine schwarze Jeans, und trotz der Kappe auf den langen dunklen Haaren sah sie der gesuchten Angelique irgendwie ähnlich, aber Latinas Mitte 30 gab es in diesen Breiten mehr als genug.
    Außerdem wusste er nicht genau, wie sehr sie sich nach all den Jahren verändert hatte.
    Sie blickte ihn für höchstens zwei Sekunden an, dann wandte sie den Kopf zur Seite, gerade so, als habe sie das Interesse an ihm verloren.
    Zamorra hatte kurz den Eindruck, dass sich Merlins Stern mit einem Schlag erhitzte, aber das Ganze war so schnell wieder vorbei, dass er an eine Täuschung dachte.
    ***
    Zamorra hatte sich nicht geirrt, denn bei der gutaussehenden Latina handelte es sich tatsächlich um Angelique Cascal. Sie glaubte, dass sie mitten unter Menschen am wenigsten gefährdet war.
    Er sieht noch genau so aus wie früher, er hat sich seit dem Tag, an dem ich ihn kennen lernte, nicht verändert. Und seine Silberscheibe habe ich gespürt. Wo mag sich bloß Yves Amulett befinden?, dachte sie mit leichter Verwirrung, als das Taxi nur wenige Meter von ihr entfernt vorbeifuhr.
    Woher auch sollte sie wissen, dass Zamorra vom Wasser der Quelle des Lebens getrunken hatte und seitdem nicht mehr alterte und dass von den ehemals sieben Amuletten nur noch eins existierte? Merlins Stern war seit dem Untergang der Spiegelwelten nicht mehr das Haupt des Siebengestirns von Myrrian-ey-Llyrana, das es fast tausend Jahre lang war.
    So viel hatte sich verändert…
    Auch sie fühlte sich verändert. Seit gestern hielt eine seltsame Mattheit sie in der Gewalt. Dazu hatte sie heute seltsamerweise keinen Hunger.
    Ob Zamorra mich zu Yves führen kann?
    Urplötzlich war dieser Gedanke da. Noch bevor Angelique richtig darüber nachdenken konnte, bewegten sich schon ihre Füße, als besäßen sie eine eingebaute Automatik.
    Schon nach kurzer Zeit bemerkte sie, dass das Taxi in genau die Richtung fuhr, in der sie vor über einem Tag Colleen Wilder das Leben zur Hölle gemacht hatte. Im ersten Augenblick dachte sie daran, die Verfolgung aufzugeben, doch dann entschied sie sich dagegen.
    Zamorra war immer da gewesen, wenn sie ihn brauchte. Es hatte damals Jahre gedauert, bis sie das kapierte. Vielleicht konnte er ihr auch dieses Mal wieder helfen? Vielleicht unbewusst. Er brauchte ja nicht zu wissen, dass er einer Vampirin und Mörderin half.
    Selbst mit ihren Vampirfähigkeiten konnte sie dem Taxi nicht schnell genug folgen, das sah sie bald ein. Aber sie hatte den Plan für diesen Stadtteil gut genug studiert, darum entschied sie sich dafür, eine Abkürzung zu nehmen.
    ***
    Colleen Wilder entpuppte sich als streitbare alte Dame, der Zamorras Nachforschungen egal waren. Auch die Bitte, die Wohnung betreten zu dürfen, erfüllte sie nicht.

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