0888 - Angriff auf die Vampirstadt
etwas unsicher auf den Beinen. Nicole musste ihn stützen. Sie hoffte, dass sie es zumindest bis zum Auto schafften, bevor der nächste Anfall kam.
Die Hoffnung trog. Sie waren gerade ein paar Schritte weit gekommen, als Zamorra laut aufstöhnte. Sein ganzer Körper begann heftig zu zittern, und dann riss sich Zamorra mit einem gequälten Aufschrei los. Er krachte gegen einen großen Stapel leerer Kisten, der laut polternd in sich zusammenfiel - und den Blick freigab auf zwei Dutzend Tulis-Yon, die sie entgeistert anstarrten.
Doch die Schrecksekunde der Wolfskrieger hielt nicht lange an. »Tsa Mo Ra und Duval!«, schrie der Anführer. »Erledigt sie!«
Sofort stürzten sich die fauchenden Bestien auf sie. Ein paar hechteten zur Tür, um ihnen den Rückweg abzuschneiden.
»Merde«, fluchte Nicole. Sie riss den Blaster hoch, zielte auf den nächstbesten Tulis-Yon und schoss. Der blassrote Laserstrahl traf den Wolfskrieger genau in die Brust. Nicole hatte die Waffe auf Dauerfeuer gestellt, doch die Tulis-Yon waren hartnäckige Gegner. Sie widerstanden dem Blasterstrahl eine volle Sekunde, bis der Körper mit einem dumpfen Knall in Flammen aufging.
Sofort nahm Nicole den nächsten Angreifer ins Visier und feuerte. Doch es war klar, dass sie sich so nicht lange halten konnten. Zumal Zamorra völlig ausfiel. Der Parapsychologe hockte auf dem Boden und brabbelte vor sich hin. Kurzentschlossen packte Nicole ihren Gefährten am Kragen. Während sie weiterschoss, zog sie ihn hinter einer der umgestürzten Kisten und ging selbst in Deckung.
Der Dhyarra war in dieser Situation völlig nutzlos. Angesichts der wütenden Attacke der Wolfskrieger fehlte Nicole die Konzentration, die für die Benutzung des Sternensteins zwingend erforderlich war. Der nächste Tulis-Yon ging mit einem lauten Todesschrei in Flammen auf, doch ihr standen noch rund 20 Gegner gegenüber. Und sie rückten immer näher. Man müsste einfach wie Gryf oder Teri hier rausspringen können , dachte Nicole frustriert. Und dann kam ihr eine verzweifelte Idee.
Hektisch zog die Französin mit der freien Hand das Handy hervor und wählte eine Kurzwahlnummer. Die Verbindung baute sich auf, und dann ertönte das Freizeichen.
»Geh ran, Gryf«, murmelte Nicole, »bitte geh ran!«
***
Gryf ap Llandrysgryf glaubte seinen Ohren nicht zu trauen.
»Sie wollen, dass ich was trage?«
»Eine Krawatte, Sir. Ohne kommen Sie hier nicht rein. Tut mir leid. Wenn Sie jetzt bitte beiseite treten wollen?« Genervt deutete der bullige Türsteher auf die lange Schlange hinter Gryf. »Es warten noch andere - und die haben einen Schlips.«
Das Oxygen war zurzeit der angesagteste Club Londons, und Gryfs neue Flamme Vivien hatte darauf bestanden, hierher zu kommen. Eigentlich hasste der Silbermond-Druide solche Nobelschuppen, und noch mehr hasste er es, sich für diese Schickimicki-Läden extra fein herauszuputzen. Schließlich bevorzugte Gryf, der trotz seines stolzen Alters von gut 8000 Jahren immer noch aussah wie gerade mal Anfang 20, legere Kleidung wie T-Shirts und Jeans.
Vivien zuliebe hatte er sich zumindest in ein weißes Hemd und ein Jackett gezwängt. Selbst seinen wuscheligen Blondschopf, der beharrlich jedem Kamm widerstand, hatte er so gut es ging in Form gebracht. Aber was zu viel war, war zu viel.
Grimmig baute sich Gryf vor dem glatzköpfigen Türsteher auf, der ihn um gut einen Kopf überragte und so aussah, als verbringe er den größten Teil seiner Freizeit im Boxring. »Das ist nicht dein Ernst, Bowlingkugel, oder? Soweit ich weiß, ist es in dem Laden stockduster. Da sieht nun wirklich niemand, ob ich einen Kulturstrick trage oder nicht.«
»Nichts zu machen, Blondi. Ich hab die Regeln nicht gemacht. Und jetzt sieh zu, dass du Land gewinnst, sonst zeige ich dir, was man mit so einer Bowlingkugel alles anfangen kann.«
»Ich habe es dir doch gleich gesagt!«, schimpfte Vivien. Die aparte Rothaarige war stinksauer, sah sie doch ihre Chancen, irgendwann an diesem Abend doch noch ins Oxygen zu kommen, endgültig dahinschmelzen. Hinter ihnen begann die Menge langsam zu murren. Irgendjemand rief etwas, bei dem das Wort »Vollidiot« noch zu den schmeichelhafteren gehörte.
Da hat man in seinem Leben unzählige Vampire erledigt und scheitert dann an einem bornierten Türsteher, dachte Gryf entnervt, Für einen Moment überlegte er, den Glatzkopf einfach mit etwas Magie dazu zu bewegen, sie einzulassen und ihnen auch noch eine Magnumf lasche Champagner zu
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