0888 - Angriff auf die Vampirstadt
spendieren. Doch schnell entschied er sich dagegen. Seine übernatürlichen Kräfte waren kein Spielzeug. Sie zu seinem persönlichen Vorteil einzusetzen, um unbeteiligte Zivilisten zu manipulieren, verstieß gegen seinen Ehrenkodex.
Also blieb ihm wohl nichts anderes, als in den sauren Apfel zu beißen. Zumindest, wenn er weiter Wert auf Viviens Gesellschaft legte, und die Kleine hatte es ihm wirklich angetan.
»Okay, Süße«, sagte er, »du wartest hier. Ich besorge mir so eine verdammte Krawatte.«
Vivien starrte ihn verwirrt an. »Aber wo willst du denn jetzt…«
Der Silbermond-Druide presste sanft den Zeigefinger gegen ihre Lippen und brachte sie so zum Schweigen. »Vertrau mir…«
Gryf ließ die verdutzte Frau stehen, bog um die nächste Ecke - und verschwand.
Nur, um im selben Moment in seiner Hütte auf der Insel Anglesey im Norden von Wales aufzutauchen. Der zeitlose Sprung ermöglichte es dem Silbermond-Druiden, jedes gewünschte Ziel ohne Zeitverlust zu erreichen. In seiner spartanisch eingerichteten Behausung eine Krawatte zu finden, würde deutlich länger dauern.
Missmutig durchstöberte Gryf eine Kiste, in die er vor Urzeiten eine Krawatte abgelegt zu haben glaubte, als das Telefon klingelte. Nur wenige Menschen kannten die Nummer - denn offiziell existierte sie gar nicht. Gryf hatte den Anschluss magisch erzeugt, um für die wichtigsten Freunde und Kampfgefährten wenigstens ab und zu erreichbar zu sein.
Doch gerade jetzt passte es überhaupt nicht. Gryf stöberte weiter, doch der Anrufer erwies sich als äußerst hartnäckig, wütend schnappte sich der Vampirjäger den Hörer und raunzte hinein.
»Einige merken aber auch gar nicht, wenn sie stören!«
»Rede keinen Mist und komm her«, erwiderte Nicole. »Sonst können wir dich nie wieder stören.«
Von einer Sekunde auf die andere war Vivien vergessen. Fast automatisch griff der Vampirjäger nach einem mit gespitzten Eichenpfählen bestückten Einsatzgürtel. Dann konzentrierte er sich auf Nicole, trat einen Schritt vor - und blickte in das geifernde Maul eines Tulis-Yon.
»Ich dachte, wir hätten euch alle erledigt«, murmelte der Silbermond-Druide verwirrt. Da griff der Wolfsköpfige auch schon an. Gryf wich der wütenden Attacke durch einen schnellen Sprung aus. Er wirbelte herum und versetzte dem Tulis-Yon einen Tritt in den Solar Plexus, der den Angreifer einige Meter zurückschleuderte.
»Gryf, hier sind wir!«, schrie Nicole. Die Dämonenjägerin hatte sich hinter einer großen Kiste verschanzt und nahm von dort aus die Tulis-Yon ins Visier. Gryf zählte weit über ein Dutzend von ihnen. Und sie hatten Nicole und Zamorra eingekreist. Der Parapsychologe lehnte an der Wand, starrte ins Leere und brabbelte vor sich hin. Möglicherweise war er verletzt.
Jetzt hatten auch die anderen Wolfskrieger bemerkt, dass ein weiterer Gegner auf der Spielfläche aufgetaucht war. Sofort ließen zwei von ihnen von Nicole ab und wandten sich mit einem wütenden Fauchen Gryf zu. Auch der erste Angreifer war wieder auf den Beinen und näherte sich lauernd. In den gelben Raubtieraugen der Bestien las der Silbermond-Druide blanke Mordlust.
»Danke für die Einladung, aber ich glaube, die Party ist nicht ganz nach meinem Geschmack«, unkte der Silbermond-Druide.
»Wir wollten auch gerade gehen«, erwiderte Nicole, während sie einen der wolfsköpfigen Angreifer mit dem Blaster erledigte. »Aber ich fürchte, unsere Gastgeber nehmen das persönlich.«
Die drei Tulis-Yon hatten Gryf fast erreicht. Der Silbermond-Druide wusste nur zu gut, dass die geringste Verletzung durch einen der Krieger Kuang-shis fatale Folgen hatte. Doch er hatte nicht vor, es so weit kommen zu lassen. Er glaubte kaum, dass der Türsteher des Oxygen ihn einlassen würde, wenn er statt Krawatte mit einem hübschen Wolfskopf dort auftauchen würde. Aber die Holzpflöcke würden ihm hier nicht viel nutzen.
»Fang!«, schrie Nicole. Die Dämonenjägerin warf Gryf Zamorras Blaster zu. Der Silbermond-Druide ergriff die Energiewaffe, zielte auf den nächstbesten Tulis-Yon und drückte ab. Ein blassroter Laserstrahl durchschnitt den Raum und ließ den Angreifer in Flammen aufgehen. Mit einem schrillen Schrei wollte sich der brennende Wolfskrieger auf seinen Gegner stürzen, um ihn mit in den Tod zu reißen, doch nach zwei Schritten brach er leblos zusammen.
Dafür griffen jetzt die anderen beiden an. Gryf konnte sich nur durch einen zeitlosen Sprung retten, als sich die Wolfskrieger
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