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0888 - Angriff auf die Vampirstadt

0888 - Angriff auf die Vampirstadt

Titel: 0888 - Angriff auf die Vampirstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Balzer
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immer noch, aber es war kein ruhiger Schlaf. Scheinbar von schlimmen Fieberträumen gequält, warf der Dämonenjäger seinen Körper unruhig im Bett hin und her, gelegentlich stöhnte er gequält oder murmelte etwas Unverständliches auf Chinesisch. Gryf glaubte die Worte »Kuang-shi«, »Choquai« und »Tulis-Yon« herauszuhören, war sich aber nicht ganz sicher.
    Nicole betrachtete ihren Gefährten mit kalkweißem Gesicht und bemerkte kaum, wie Gryf ihr einen Whisky einschenkte. Automatisch griff sie nach dem gut gefüllten Glas und nahm einen großen Schluck.
    »Und was machen wir jetzt?«, fragte sie tonlos.
    »Keine Ahnung«, sagte Gryf resigniert und ließ sich in einem Sessel nieder und trank ebenfalls, bevor er weitersprach. Das wohlige Brennen des Whiskys in seiner Kehle tat ihm gut. »Ich könnte versuchen, telepathisch in seine Psyche einzudringen und nach dem Rechten zu sehen. Vielleicht gelingt es mir, ihn zurückzuholen. Aus Choquai, oder wo immer er gerade ist.«
    »Das wird kaum gehen. Seine mentale Sperre schützt ihn vor jedem telepathischen Übergriff, egal ob von Feind oder Freund.«
    Sie zuckte zusammen, als Zamorra im Schlaf laut aufschrie. Sein Körper bäumte sich für einen Moment auf, dann sackte er wieder in sich zusammen.
    »Ich glaube kaum, dass von der Sperre viel übrig ist«, murmelte Gryf mit belegter Stimme. »Einen Versuch wäre es auf jeden Fall wert.«
    Nicole nickte nur. »Ich dachte, wir hätten den ganzen Scheiß hinter uns«, sagte sie schließlich. »Als ob es nicht reichen würde, dass uns Stygia, Lucifuge Rofocale und ihr ganzes Höllengesocks tagtäglich nach dem Leben trachten. Ich hatte gehofft, wenigstens das Kapitel Kuang-shi wäre ein für alle Mal abgeschlossen.«
    »Manchmal kommen sie wieder…«, sagte Gryf. Es war ein müder Witz, der ihm selbst peinlich war.
    Zamorra stöhnte. »Shao Yu«, murmelte er. Es klang verzweifelt. Und dann noch einmal, lauter diesmal: »Shao Yu.«
    Nicoles Glas fiel zu Boden. Klirrend zerbarst es in tausend Splitter.
    »Shao Yu?«, fragte Gryf irritiert. »Sagt dir das etwas?«
    »Ich weiß nicht. Vielleicht.«
    »Ich weiß nicht? Vielleicht? Was zur Hölle soll das jetzt wieder heißen?«
    »Ich…« Nicole zögerte einen Moment, dann fasste sie einen Entschluss. »Es ist nicht das erste Mal, dass sich Zamorra an sein Leben in Choquai erinnert. Es gab Momente, Krisensituationen, in denen seine Erinnerungen Fu Longs mentale Blockade durchbrachen und zumindest ein Teil von ihm wieder zu ihm wurde.«
    »Zu Tsa Mo Ra…«
    Nicole nickte. »Damals hat es uns das Leben gerettet, weil er plötzlich über ungeahnte Fähigkeiten und Zauberkräfte verfügte, aber ich hatte immer befürchtet, dass so etwas passieren würde.«
    »Und Shao Yu?«
    »Ich weiß nicht, was es bedeutet, aber er hat es damals schon geschrien, in größter Verzweiflung. Ich glaube, ohne es überhaupt zu bemerken. Es könnte ein Name sein.«
    »Einer Frau…«
    Es war eher eine Feststellung als eine Frage. Nicole starrte düster vor sich hin, ihr Blick schien in weite Ferne gerichtet zu sein. »Wir wissen nicht, was in Choquai passiert ist oder wie lange er überhaupt dort war. Und ich glaube, ich will es auch gar nicht wissen.«
    Gryf schwieg. Er wusste, dass es in dieser Situation kaum etwas gab, womit er die Seelenqualen seiner Freundin lindern konnte. Der Silbermond-Druide selbst hielt nicht viel von Monogamie, aber er wusste, dass sich Zamorra und Nicole in Sachen Treue hundertprozentig aufeinander verlassen konnten. Das war eines der wichtigsten Fundamente ihrer Beziehung und gab ihnen die Kraft, den immerwährenden Kampf gegen die Mächte der Finsternis durchzustehen.
    »Was immer in Choquai geschehen ist, das war nicht er, und es war nicht in diesem Leben«, sagte er schließlich.
    Nicole seufzte. »Ich weiß, aber das macht es nicht leichter. Vor allem, wenn dieses andere Leben immer wieder an unsere Tür klopft. Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal sagen würde, aber ich wünschte, Fu Long wäre hier.«
    Wie aufs Stichwort klopfte jemand dezent gegen die Tür. Es war William, dem die Störung in dieser sehr privaten Situation offenkundig sehr peinlich war. »Ähem«, hüstelte er, »wenn Mademoiselle Duval die unpassende Unterbrechung verzeihen möchten…«
    »Schon gut, Kumpel, was gibt's?«, erwiderte Gryf jovial, ganz so, als sei er derjenige, der monatlich den Gehaltscheck des treuen Schotten ausfüllte. William ließ sich davon nicht irritieren,

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