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0888 - Bis die Würmer dich zerfressen

0888 - Bis die Würmer dich zerfressen

Titel: 0888 - Bis die Würmer dich zerfressen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Geräusch an unsere Ohren getragen. Es war ein leises Stöhnen oder Wimmern, das sicherlich nicht von einem Tier stammte.
    »Da vorn!« flüsterte Suko, »dort stehen auch die größten Grabsteine. Da muß es passiert sein.«
    Durch seine Geste hatte er bereits auf die Grenze des Friedhofs gedeutet, die von einer Mauer gebildet wurde. Wir liefen über einen der mit Kies bestreuten Wege, lauschten dem Knirschen der Schritte, die das leise Geräusch übertönten.
    Die großen Grabsteine sahen wir von der Rückseite. Sie glichen sich, obwohl sie eine unterschiedliche Höhe zeigten. Links von uns stand der größte. Er endete an einem schmalen Pfad, auf dessen anderer Seite ein Wasserbecken stand, das wie eine Riesenmuschel aussah.
    Schlangen umgriffen den Grabstein. Sie waren dunkel. Sie hatten sich von der Vorderseite nach vorn und an den Seiten vorbei geschoben.
    Daß es keine Schlangen waren, entdeckten wir sehr bald. Aus den angeblichen Schlangen waren Arme mit blassen Händen geworden, über die das Licht unserer Lampen huschte.
    Das leise Stöhnen blieb. Die Arme bewegten sich nach oben. Die dunklen Ärmel einer Jacke bedeckten sie, und eine solche Jacke hatte auch der Priester getragen.
    Wir hielten den Atem an, als wir die letzten Schritte liefen. Von zwei Seiten rahmten wir die Grabstätte an der Vorderseite ein. Im kalten Licht der Lampen bot sich uns ein schauriges Bild.
    Der Pfarrer kniete auf dem Grab. Er hatte den Untergrund mit seinen Schuhen aufgewühlt. So sahen Gräber aus, die von einem Zombie verlassen worden waren. Eine Blumenschale war gekippt, und de Luca selbst umklammerte den Grabstein, als wäre er eine Geliebte.
    »De Luca!« flüsterte ich.
    Er hörte mich nicht. Er preßte seine Stirn gegen den kalten Stein. Aus dem Mund drangen die wimmernden Laute, hin und wieder vermischt mit einem Würgen.
    Er kämpfte, und obwohl er schwach war, wollte er nicht aufgeben. Er kämpfte gegen seine Schwäche und den inneren Schweinehund an.
    Wir schauten ihm zu. Es hatte jetzt keinen Sinn, ihm helfen zu wollen. Er mußte es von allein schaffen, und er kam auch höher. Daß ihn zwei Lichtfinger anstrahlten und seinen Weg begleiteten, das störte ihn nicht, er hielt nach wie vor den Grabstein fest, der für ihn ein guter Halt war, denn Stück für Stück stemmte er sich hoch.
    Wir hörten ihn keuchen, knurren und auch flüstern. Was er sagte, verstanden wir nicht. Seine Beine zitterten, und er hatte die Füße breitbeinig in den weichen Boden gestemmt. Mit den Händen stützte er sich auf dem Grabstein ab. Noch wandte er uns den Rücken zu, das blieb auch zunächst so, obwohl er seinen Kopf in den Nacken drückte.
    Ich sprach ihn an und betrat gleichzeitig das Grab. »Senor de Luca, hören Sie mich…«
    Ich erhielt keine Antwort.
    Dann legte ich ihm eine Hand auf die Schulter. Er erschrak und löste zugleich seine rechte Hand von der oberen Kante des Grabsteins und drehte sich langsam um.
    Da ich sehr dicht bei ihm stand, konnte ich sein Gesicht gut erkennen.
    Die Augen lagen tief in den Höhlen. Seine Haut war verschmutzt, er mußte auf dem Boden gelegen haben.
    Sein Blick flackerte unruhig. Die Lippen zitterten. Dreckkrumen klebten an seinem Kragen, und ich sah, wie de Luca den Kopf schüttelte und dabei vein gequälter Ausdruck seine Augen veränderte. »Ich… ich … habe sie nicht stoppen können. Ich habe es versucht, aber sie waren stärker. Ich habe … den Glauben … ich habe ihn verraten. Ich bin ein Feigling und Verräter. Ich war nicht stark genug …«
    »Nein, das sind Sie nicht!«
    »Doch, doch… Sie brauchen es mir nicht zu sagen. Ich bin ein verfluchter Verräter…«
    Seine Stimme erstickte. Ich hatte mich auf seinen weit aufgerissenen Mund konzentriert. Der Pfarrer streckte die Zunge heraus.
    Es waren die Würmer, die dabei aus seinem Mund glitten…
    ***
    Für die Dauer weniger Sekunden stand ich unbeweglich, übermannt von einem Ekel und dem gleichzeitig aufsteigenden Grauen. Was ich da zu sehen bekam, war furchtbar, damit hätte ich nicht gerechnet.
    Der Pfarrer würgte. Er schwankte.
    Er löste sich von dem Halt und fiel mir entgegen. Ich fing ihn ab und hörte, wie er nach Luft schnappte, die Augen verdrehte und seine Zunge sich immer wieder nach vorn drängte, als wollte er sie sich selbst später aus dem Hals reißen.
    Ich konnte nicht anders und mußte in Sukos Taschenlampenlicht auf die Würmer starren, als wäre dort ein Nest. Sie fielen nicht alle zu Boden. Einige von ihnen

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