089 - Lebende Leichen
Abel in der großen Halle, als der Inspektor eilig auf sie zutrat. » Meine Herren, eine hochinteressante Neuigkeit! «
» Ist wieder jemand erwacht? « fragte Dr. Abel, während sie die Treppe zum Zimmer des Chefarztes hinaufgingen.
» Nein, etwas ganz anderes. Obwohl es sich auch um Leichen handelt. Viele Leichen. Nämlich Hundeleichen. Man hat sie eben gefunden! «
Dr. Abel blieb stehen. » Das klingt ja unglaublich! Und wo hat man sie gefunden? «
» In dem stillgelegten Schieferbergwerk in der Nähe der Heunenburg. Man hat den Eingang wieder freigelegt, für irgendeine Kommission, und dabei stieß man auf einen geheimen, offenen Zugang und auf die toten Hunde. Sie liegen in einer tiefen Grube. Zum Teil müssen sie schon seit Monaten da unten sein, viele sind nur noch Skelette. Zwei meiner Beamten und der Tierarzt Dr. Bamberger sind sofort hingefahren. Die Nachricht hat sich in der Stadt natürlich wie ein Lauffeuer verbreitet. Die Erregung ist ungeheuer! «
» Und hat man irgendwelche Hinweise auf den Hundemörder? «
» Bis jetzt offenbar nicht. Die Leute verdächtigen natürlich alle und jeden, wie immer in solchen Fällen. Aber wir finden ihn, verlassen Sie sich darauf! «
Sie betraten das Sekretariat des Chefarztes. Die Sekretärin nickte ihnen zu. » Bitte gehen Sie hinein. Die anderen Herren sind schon hier! «
Dr. Uridil, der hinter seinem Schreibtisch stand, nickte ihnen zu, als sie eintraten.
Im Halbkreis hatten sich vor seinem Schreibtisch die Pfleger und Angestellten formiert. Der Inspektor und der Polizeiarzt gesellten sich zu ihnen.
Larry Brent trat ans Fenster, das sich etwas seitwärts vom Schreibtisch befand, so daß er also die Gruppe der Pfleger und Angestellten vor sich hatte und ihre Gesichter studieren konnte.
» Es tut mir leid, Inspektor Horvath « , begann Dr. Uridil, » wir haben den Toten nicht gefunden. Ich bin überzeugt, daß das Haus wirklich durchgesiebt wurde. Das legt die Annahme nahe, daß die Leiche also nach außen gebracht wurde. Das ist in einem Krankenhaus natürlich sehr einfach zu bewerkstelligen. Man braucht den Toten nur auf einer Bahre zugedeckt hinaus in einen Wagen zu schaffen. «
» Mit Verlaub « , sagte der Inspektor, » ich bin dennoch der Meinung, daß man den Toten nicht außer Haus gebracht hat. «
» Und worauf stützen Sie Ihre Ansicht? «
» Sehr einfach, das würde ja der Tatsache widersprechen, daß man ihn vorher zum Krankenhaus gebracht hat. Was soll das Manöver für einen Sinn haben, die Leiche erst herzuschmuggeln, um sie nach ein oder zwei Stunden unter großem Risiko und durch einen Überfall wieder fortzuschaffen? «
» Das leuchtet mir ein, Inspektor. Sie meinen also, daß der Tote doch noch im Haus sein muß? «
» Ja, das vermute ich. «
» Aber warum hat man ihn dann aus dem Operationssaal gestohlen? Können Sie sich einen triftigen Grund dafür denken? «
Inspektor Horvath schüttelte den Kopf. Der Chefarzt wandte sich zu Larry Brent am Fenster.
» Oder Sie, Mr. Brent? «
» Ich sehe eigentlich nur eine Erklärung dafür « , antwortete X-RAY-3, » man wollte verhüten, daß die Leiche seziert wurde. «
» Aber damit mußte man doch rechnen! Warum hat man ihn dann überhaupt hierhergebracht? «
» Ich möchte mich etwas präziser ausdrücken « , erklärte Larry Brent, » nämlich, man wollte verhüten, daß er bereits jetzt seziert wurde. Das paßte irgend jemand nicht ins Konzept. «
» Sie meinen also, daß man mit der ganzen mysteriösen Geschichte einen bestimmten Plan verfolgt? «
» Ja, es sieht so aus. «
Auf Larry Brents Worte folgte einige Sekunden Schweigen. Der PSA-Agent veränderte etwas seine Stellung am Fenster, und dabei fiel sein Blick durch die Scheibe hinunter in den Park des Krankenhauses. Interessiert hob er den Kopf.
Die junge Frau dort unten auf der Bank, das war doch Yvette! Sie hatte ihren Skizzenblock vor sich auf die Knie gestellt und hielt ihn mit der linken Hand, während sie mit der rechten emsig zeichnete. Larry Brent vermochte nicht zu erkennen, was sie im Augenblick skizzierte.
Ein Zufall. Nicht mehr. Er wandte sich wieder der Gruppe von Männern zu.
» Die Ansicht von Mr. Brent hat zweifellos etwa für sich. Aber was soll das für ein Programm sein? Und vor allem, wer stellt das Programm auf? « fragte Dr. Abel.
X-RAY-3 wollte antworten, als er erstarrte. Sein Blick war an dem Amtsarzt vorbei auf die gegenüberliegende Seite des Zimmers gefallen. Auf den großen, zweitürigen,
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