0891 - Fu Longs Rückkehr
einmal an der feinen Porzellantasse mit seinem Tee.
»Lucifuge Rofocale stammt nicht aus dieser Welt«, sagte Asmodis schließlich. »Ich spiele damit nicht auf seine Höllenexistenz an«, kam er einer Bemerkung Fu Longs zuvor. »Er stammt aus einer Spiegelwelt, die mittlerweile vernichtet wurde, und konnte sich kurz vor der Zerstörung dieser Welt in unsere retten und auf den Höllenthron setzen. Sein Gegenstück hier in diesem Universum wurde schon vor längerer Zeit getötet. Das Potential seiner Magie kann selbst ich daher nicht abschätzen.«
»Hat er Feinde?« Die Stimme des chinesischen Vampirs klang hart und sachlich.
Asmodis sah sein Gegenüber irritiert an. »Aber natürlich hat er die. Jeder, der auf dem Höllenthron sitzt, hat Feinde.«
»Mister Dios, ich werde Lucifuge Rofocale vernichten. Das steht fest. Es wird ohne Ihre Informationen länger dauern, das ist sicher richtig, aber es wird geschehen.«
Über Asmodis' hart geschnittene Züge huschte wieder ein spöttisches Lächeln. »Wir kennen uns erst wenige Minuten, Fu Long, doch ich zweifle nicht daran. - Einer der größten Widersacher von Lucifuge Rofocale ist sicher Zamorra. Ich nehme allerdings an, dass er Ihnen nicht weiterhelfen wird, da er das Potential des Erzdämons nicht kennt und zu vorsichtig ist. Kein Wunder, der Meister des Übersinnlichen ist kein magisches Wesen, er ist sterblich. Dann wäre da Merlin, mein Zwillingsbruder, doch den hat Lucifuge Rofocale nach einem harten Kampf besiegt. Wir wissen nicht, ob Merlin überlebt hat oder nicht. Er befindet sich in seiner Regenerationskammer und wird erst wieder erscheinen, wenn er geheilt ist. Vielleicht passiert das nie. Eine weitere ernstzunehmende Gegnerin Lucifuge Rofocales ist Stygia, die derzeitige Fürstin der Finsternis. Viele in der Hölle nehmen sie nicht ernst, doch sie hat diesen Thron bereits seit Jahren inne und will den Erzdämon von seinem privilegierten Platz verdrängen. Das ist ihr bisher nicht gelungen. Doch beide greifen im Kampf gegeneinander immer wieder zu Mitteln, die auch die Welt außerhalb der Hölle in Mitleidenschaft ziehen. Zamorra beobachtet das bereits seit einiger Zeit mit Sorge. Es ist nicht im Sinne des Wächters der Schicksalswaage, der über uns allen steht.«
»Dann ist sie vielleicht die Person, an die ich mich wenden sollte.«
Asmodis schnalzte leise mit der Zunge. »Stygia ist reizbar, launisch und nicht das, was man intelligent nennt, wenn Sie mich fragen. Ich würde sie eher als bauernschlau und verschlagen bezeichnen. Sie sollten sich vorsehen.«
»Ich nehme nicht an, dass Sie sich mir in diesem Kampf anschließen wollen?«
Asmodis lächelte und trank seinen Tee aus. »Ich bin kein Diener des Wächters der Schicksalswaage. Ich werde mich nicht ohne größere Not in den Intrigenstadel namens Hölle begeben. Ich bin niemandes Diener. Ich glaube aber auch, dass nichts ohne Grund geschieht. Insofern werde ich Ihre Pläne mit großem Interesse verfolgen, doch im Moment sind dies eindeutig Ihre Pläne, Fu Long.« Er schien ein wenig nachdenklich und fügte dann hinzu: »Ich werde Sie beobachten. Seien Sie dessen sicher. Sie gefallen mir, und ich habe schon immer getan, was mir gefiel, und nicht, was den Guten oder den Bösen diente.«
Fu Long lächelte. »Vielleicht ein Grund, warum Mademoiselle Duval und Ihr Sohn Sie nicht mögen.«
Asmodis verneigte sich mit dem Anflug eines Lachens vor dem Gelehrten. »Das halte ich durchaus für möglich. Aber ich denke, Sie und ich wissen, dass es selten nur Schwarz oder nur Weiß gibt. Die Welt ist voller Grautöne! - Es war mir ein großes Vergnügen, Sie kennen zu lernen, Fu Long. Ich hoffe, wir können unsere Bekanntschaft zu gegebener Zeit vertiefen. - Und weil das so ist, erwarte ich zunächst für diese meine Informationen keine Gegenleistung«, fügte er spöttisch hinzu, als sei ihm das gerade erst wieder eingefallen. »Auch wenn eine Beschwörung, wie Sie sie verwendet haben, das normalerweise beinhaltet.«
Er stampfte dreimal mit dem Fuß auf und verschwand. Nur der Gestank nach Schwefel verriet, dass er sich hier aufgehalten hatte.
***
»Er will was? Wer ist das überhaupt? Na los, rede schon, du kleiner unbedeutender Wicht!«
Der Bote, der bereits in geduckter Haltung vor dem Steinthron stand, kauerte sich ein Stück weiter zusammen, als die Stimme über ihn hinwegdonnerte.
»Ja, kriech in den Staub, du Wurm! Noch niemand - ich wiederhole, niemand! - hat mich je so zu sich
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