0891 - Fu Longs Rückkehr
zitiert!«
»Aber Fürstin, der Herr bittet nur darum, dass Ihr…«
Stygia, Fürstin der Finsternis, sah mit gerunzelten Brauen auf den Chinesen herunter. Irgendetwas Seltsames existierte um ihn herum. In der Regel war sie imstande, die Aura der Dämonen und Menschen um sie herum sehr deutlich wahrzunehmen. Doch bei diesem… Wesen vor ihr war ihr nicht klar, ob es sich um einen Dämon oder einen Menschen handelte.
»Ach was«, unterbrach sie den Bittsteller grob. »Mich interessiert nicht, was dein so genannter ›Herr‹ da erzählt! Woher er die Frechheit nimmt, würde ich gerne wissen!«
»Das kannst du mich gern selbst fragen, Fürstin.«
Stygia wirbelte herum, und ihr Blick fiel auf einen Chinesen, der bescheiden in einem blauen Leninanzug und Nickelbrille in einer Ecke stand. »Wie kannst du es wagen, mich unaufgefordert anzusprechen?«, wütete Stygia.
Sie stellte sich vor den aufrecht stehenden Menschen - denn das war er wohl eindeutig - und betrachtete ihn hochmütig von oben bis unten. Der Mensch erwiderte den Blick zu ihrem Erstaunen gleichmütig und ohne den Kopf zu senken. Ihm schien zu gefallen, was er sah. Kein Wunder, dachte Stygia selbstgefällig. Dieser Körper macht jeden Mann verrückt, ob Dämon oder nicht.
»Mir gefällt deine Chuzpe, Schlitzauge«, sagte sie nach einer Pause. »Ich werde dir die Gelegenheit geben, dazu Stellung zu nehmen, ohne dich oder deinen dreisten Boten hier zu töten.«
Der Chinese nickte zufrieden. »Ich danke dir, Fürstin. Ich habe dir ein Angebot zu machen.«
»Ein Angebot also.« Stygia ging zurück zu ihrem Thron und warf sich lässig hinein. Die an den dunklen, mit feinen, aber unsagbar obszönen Reliefs überzogenen Wänden angebrachten Fackeln warfen ein düsteres Licht über ihren schön geformten Körper. »Aber was sollte es mir bringen, mit einem Menschen zusammenzuarbeiten? Glaubst du, ich würde mich so erniedrigen?«
»Ich bin kein Mensch, Fürstin. Ich bin ein Vampir.«
Stygias Augen verengten sich. »Ein Vampir also. Interessant, dass ich das nicht spüren kann, Vampir!«
Doch der chinesische Bauer ließ sich von ihrem Spott nicht beeindrucken. »Mein Name lautet Li, Ehrenwerte. Lucifuge Rofocale ist, wie man mir sagte, Fürstin, dein größter Gegner hier in der Hölle. Ich…«
»Komm näher, Vampir«, befahl Stygia und setzte sich auf. Der Mann schien für einen Moment ein Schmunzeln zu unterdrücken, trat dann aber mit einem demütigen Gesichtsausdruck neben den Thron, immer darauf achtend, dass er ein wenig zu der Fürstin der Finsternis aufsehen musste. Die verengte die Augen, als der Mann näher an sie herantrat. Er kam ihr bekannt vor. Es waren keine angenehmen Erinnerungen.
»Fürstin, dein letzter Plan, den Erzdämon zu besiegen, war gut. Doch er scheiterte an der fremden Magie, die den weißen Städten innewohnt. Aber dennoch - beinahe hätte er funktioniert, denn der Erzdämon wurde durch die Kraft der weißen Stadt sehr geschwächt.«
Die Erinnerung an diese Niederlage war bei der Fürstin der Finsternis noch zu frisch, als dass sie sich gefragt hätte, woher der Unbekannte diese Information wohl hatte.
»Natürlich war mein Plan gut! Aber dieser dreimal verfluchte Lucifuge Rofocale konnte sich befreien! Dieser verflixte Steinriese mit seiner Klangmagie! So etwas habe ich hier in der Hölle noch nie erlebt. In der nächsten Zeit wird dieser hässliche Sohn einer räudigen Dämonenhure aufpassen - ich schätze, ich komme so bald nicht mehr an ihn heran.«
»Darum wird sich mein Herr kümmern, Fürstin.«
Stygia betrachtete den Chinesen - den Vampir - misstrauisch. »Ist das das Angebot, Vampir? Dass dein Meister das für mich tut? Was willst du dafür? Und warum sollte ich darauf eingehen?«
»Mein Name ist Li, Fürstin. Und ich möchte das nicht für dich tun, sondern für meinen Meister, der auch gleichzeitig mein Vater ist. Er möchte nur sichergehen, dass du ihm nicht in die Quere kommst. Es wird zu deinem Schaden nicht sein, ihr habt dasselbe Ziel.«
Wieder dachte sie, dass ihr seine Züge auf eine seltsame Weise bekannt vorkamen. Getroffen hatte sie diesen Vampir noch nicht, das wusste sie. Aber auf irgendeine Weise war sie sicher, dass sie ihn kannte.
Stygias Augen funkelten böse, was in der dämmrigen Höhle mit den feuchten Wänden und den wenigen Fackeln nur umso unheimlicher wirkte. Sie beugte sich vor, sodass ihr Gesicht nur noch Zentimeter von seinem entfernt war. »Wenn ich nicht so neugierig wäre, was
Weitere Kostenlose Bücher