0891 - Fu Longs Rückkehr
anlegt…!«
»Pah!«, sagte Nicole verächtlich. »Fu Long wird kaum so naiv sein, sich mit Lucifuge Rofocale anzulegen! Dem ist er doch nicht gewachsen!«
»Darauf würde ich nicht wetten, Nici«, meinte Zamorra nachdenklich.
***
Fu Long war nach Choquai zurückgekehrt.
Das Gespräch mit Zamorra war nicht so gelaufen wie geplant! Aber er musste mehr Informationen über Lucifuge Rofocale bekommen!
Fest stand, er wollte Rache für seine getötete Familie. Und nach Zamorras Erzählungen war ebenfalls klar, dass ein Kampf Mann gegen Mann - oder besser Dämon gegen Vampir, dachte Fu Long ironisch - wohl nicht in Frage kam. Jedenfalls nicht, solange er nichts über das magische Potenzial seines Gegners wusste. Doch wer, beim schweinegesichtigen Hundedämon, würde etwas über genau dieses magische Potenzial wissen? Wen hätte er fragen können, ohne dass seine Absichten gleich bekannt würden? Zamorra war für ihn die einzige wirkliche Alternative gewesen, immerhin kämpfte er immer wieder auf der guten Seite.
Fu Long ging in seiner Bibliothek hin und her und hakte Zamorras Freunde in Gedanken ab. Da war Gryf, der Silbermond-Druide. Doch der Gedanke, dass der Vampirjäger und -hasser ihn mit Neuigkeiten aus der Hölle unterstützen würde, war geradezu lächerlich. Selbst als Zamorra kurz vor dem Wahnsinn stand, war Gryf beinahe nicht zur Zusammenarbeit bereit gewesen. Der Silbermond-Druide würde buchstäblich lieber zur Hölle fahren, als ihm, einem Vampir, zu helfen.
Dann war da dieser Amerikaner, von dem Zamorra immer wieder gesprochen hatte, und den Fu Long sogar ein- oder zweimal getroffen hatte - Robert Tendyke. Doch wie an ihn herankommen? Fu Long dachte nach. Das würde nicht einfach werden.
Doch dann tauchte in seinem Kopf ein anderer Gedanke auf. Robert Tendyke war, das hatte er Zamorra einmal sagen hören, der Sohn des Asmodis.
Asmodis - den Namen hatte Zamorra doch im Gespräch erwähnt. Asmodis - der einzige Ex-Dämon, der es nach Zamorras Meinung mit Lucifuge Rofocale aufnehmen könnte. Ja, das war sicher der Mann, der ihm helfen konnte. Und an einen Dämon war verhältnismäßig einfach heranzukommen - man musste ihn nur beschwören.
***
Fu Long hatte sich in seiner kostbar eingerichteten Bibliothek eingeschlossen und seinen Dienern jede Störung untersagt. Das war nichts Neues in den vergangenen Wochen und so hatte er wirklich Hoffnung, dass ihn auch keiner unterbrechen würde. Eine Unterbrechung war bei einer Dämonenbeschwörung sehr heikel, es konnte alles Mögliche passieren und nicht alles davon war von Nachteil für den Dämon, den man herbeizitieren wollte.
Fu Long atmete für eine Minute ruhig durch und begann dann mit dem Beschwörungsritual. Ruhig zeichnete er die erforderlichen Kreidezeichen auf den Boden, die umso komplizierter waren, je höher der Dämon in der Rangfolge über seinesgleichen stand.
Fu Long hatte selten Beschwörungen ausgesprochen, aber er war die Sache nüchtern angegangen. Die Kerzen rund um den mit Kreide gezeichneten Drudenfuß stellte er in den richtigen Abständen auf und malte die Kreidezeichen bedächtig und mit größter Sorgfalt auf den polierten Holzboden. Dabei murmelte er genau die Worte der Formel, die notwendig waren, in genau der richtigen Betonung, um Asmodis herbeirufen zu können.
Doch als Fu Long fertig war, geschah - erst einmal nichts. Es dauerte ein paar Minuten, in denen sich der Vampir die Zeremonie wieder und wieder vor Augen rief, bis auf einmal in der Mitte der verschlungenen und komplizierten Kreidezeichen ein etwas mehr als sechs Fuß großer, schwarzhaariger Mann im Nadelstreifenanzug erschien, den man als gut aussehenden Mittvierziger mit den strengen Gesichtszügen eines südländischen Machos eingestuft hätte. Das dunkle Haar trug er glatt nach hinten gekämmt und in einem kurzen Zopf endend, der von einem schwarzen Lederriemen zusammengehalten wurde. Das Gesicht des Mannes wurde dominiert von tiefschwarzen Augen, die alles Licht zu schlucken schienen, und von dichten Augenbrauen, die wie zwei Bürsten aussahen, von der jede bei Bedarf ein Eigenleben zu führen vermochte. Schmale, zu einem überheblichen Lächeln verzogene Lippen und eine leicht zu groß geratene Adlernase rundeten den düsteren Eindruck ab.
Er sah sich mit einer seltenen Mischung aus Unwillen und vornehmer Verwunderung in dem mit erlesenen Antiquitäten ausgestatteten Zimmer um. Schließlich fiel sein Blick mit ausgesprochenem Spott auf den altmodisch
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