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0891 - Geschenk der Götter

Titel: 0891 - Geschenk der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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und schrieb wie rasend, ohne auf die Tafel zu sehen. „Wir sind reich belohnt worden -durch die Wirkung des nicht zu öffnenden Göttergeschenks", pflichtete ihm Menketre bei. „Wie ist die Stimmung im Palast?"
    „Hervorragend. Nur Omen-tep-phaser bleibt dabei, daß der riesige Bau eine Lästerung der Götter ist."
    Hesirä grinste; er schien den Vertreter der alten Priesterschule auch nicht zu mögen. „Die Götter schickten uns dieses Geschenk. Sie können nicht gegen eine Pyramide sein, die größer als die des Djoser ist", beharrte Menketre starrsinnig und wütend. „Kannst du es Omen-tep-phaser erklären? Kannst du ihn überstimmen, Baumeister des Pharaos?"
    „Vielleicht sollte man den Alten hier zu Ehren des Göttergeschenks einmauern?" schlug Ranofer vor.
    Menketre machte eine beschwichtigende Bewegung und murmelte: „Er ist alt. Wenn er die fertige Pyramide sieht, fällt er sicherlich vor Schreck leblos in den Sand."
    „Ihr alle", gab Hesirä lachend zu, „seid eine Gruppe von lästerlichen und gottlosen Männern. Wein, Bier und Weiber, eure Arbeit und nutzlose Zerstreuung - das ist euer Leben."
    „So sieht es aus!" bestätigte Ranofer und lächelte in sich hinein. So unrecht hatte der Oberste Schreiber nicht.
    Menketre winkte den Freiwilligen Zertrümmerer zu sich heran und sagte wohlwollend: „Schone dich. Halte dich in Form. Versuche, noch schneller zu werden. Dann hast du die Ehre, am Tag der Versiegelung der Kammer die zweitwichtigste Person nach dem Pharao zu sein. Du warst sehr überzeugend!"
    Der Freiwillige verbeugte sich mehrmals und sehr tief. „Ich werde mein Bestes versuchen, Herr."
    „Anderenfalls ruht an diesem Tag die Last der Pyramide auf deinen Schultern", gab Menketre zurück. „Wir danken dir und bewundern deinen Mut."
    Abermals hatte ein Namenloser die Chance, einer der berühmtesten Männer des Nilländes zu werden. Auch er war beeinflußt worden von dem Ding dort drüben in dem kleinen Tempel, den Ranofer und Menketre zusammen entworfen hatten und bauen ließen.
    Der Mann nahm sein Werkzeug und ging.
    Menketre hätte etwas dafür gegeben, jetzt die Gedanken des Pharaos lesen zu können. Eines war sicher: die Götter hatten jeden von ihnen mit seltsamen und oft angsteinflößenden Gaben gesegnet.
     
    *
     
    Das Innere des Hathortempels war dunkel.
    Es roch nach verbrannten Harzen; aus den Glutpfannen ringelten sich schwere, blaßgraue Wolken zu den Ansätzen der schlanken Säulen hinauf. Nur eine Person befand sich vor dem Standbild der Göttin aus schwarzem, poliertem Stein. Die Wände und der Boden aus Stein schienen Geheimnisse und Rätsel auszuschwitzen. Jeder Atemzug warf zischende Echos. „Sprich mit mir, deinem getreuen Diener!" flüsterte plötzlich eine Stimme. Vor dem schwarzen Götterstandbild verharrte eine schlanke Gestalt. Die Glut wurde von verschiedenen breiten Bändern an Armen und Handgelenken reflektiert. Der Mann im traditionellen Hüfttuch, dem schweren, mondsichelförmigen Brustschmuck und den Zeremonienstab in der Händen bewegten sich kaum. „Sprich, Hathor! Erkläre mir, warum Segen und Reichtum so plötzlich über das Obere und Untere Ägypten gekommen ist!" sagte Chnemu Chufu eindringlich. Die Göttin schwieg, ihre Augen aus Edelsteinen schienen den Gottkönig anzusehen. „Sage mir, warum du und die anderen Götter mit der Sonnenbarke den Fund geschickt habt. Er gibt uns kühne Gedanken, er läßt uns die Ordnung der nächtlichen Sterne verstehen, er schenkt den Menschen Wissen und Lebenskraft."
    Der Pharao war in echter Sorge. Er, ein pragmatischer Mann, fürchtete sich vor der Zukunft. Nicht vor seiner eigenen - er war, wie alle Vorgänger dazu bestimmt, mit der Sonnenbarke nach dem Ende seines Lebens zu segeln. In die Stillen Bezirke des Westens wurden er und seine Diener gefahren, zu den heiligen Stätten der Verstorbenen. Dort wurde er nach einer Zeit, die abhängig von seinem gottgefälligen Leben war, wiederbelebt und kehrte im Triumph zurück, alle Hinfälligkeiten des diesseitigen Lebens weit hinter sich lassend. Nein, er hatte Angst vor der Zeit, in der das Göttergeschenk seinen Segen nicht mehr ausstreuen würde. Nicht nur er fürchtete sich vor diesem Ausblick der Zukunft. „Warum sprichst du nicht, Hathor?" flüsterte er eindringlicher. „Ich brauche deine Erklärung, denn ich glaube an dich. Sieh, Göttin, wir bauen eine riesige Pyramide, um das Geschenk der Götter für alle Zeiten in unserem Land und zwischen unseren

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