0891 - Geschenk der Götter
suggeriert. Alle verwunderlichen und scheinbar unerklärlichen Erfindungen und physikalische oder chemische Einsichten kamen selbstverständlich nicht von den Göttern, sondern aus den winzigen Speichern des Umhüllungselements.
Der Fund sorgte dafür, daß er selbst, einmal -entdeckt, wieder dem Zugriff entzogen wurde.
Das ist alles, aber mit einiger Wahrscheinlichkeit verbergen sich in dem Gerät noch andere, verblüffende Funktionen."
Duffy Loevzak nickte bestätigend. Mit einer knappen Handbewegung jagte ihn Margor wieder aus dem Raum und sank in den Sessel vor der Tischplatte. Umhüllung und Fund • waren an zwei weit voneinander getrennten Plätzen abgestellt, um zu verhindern, daß er unbeabsichtigt die Hülle wieder verschloß. Er wollte die Mühe des Öffnens mit dem Zeitverlust nicht mehr riskieren. „Göttergeschenk!" brummte der Mutant und blickte gierig auf die funkelnden Facetten. „Es ist mehr als das!
Wenigstens für mich - ich finde immer mehr aufregende Möglichkeiten mit dieser Optik!"
Er versenkte abermals seinen Blick in das Glitzern und Funkeln der Facetten.
Das Leuchten und Flirren verging. Der graue Tunnel in die Vergangenheit öffnete sich und verbreiterte sich.
Schon die ersten Gedanken des Mutanten hatten das Zeitauge perfekt gesteuert. Er sah genau die Bilder, die er sehen wollte. Was er sah und hörte, riß ihn mit allen Gedanken und Empfindungen inmitten der Geschehnisse um Pharao Chnemu Chufu und den Bau der Großen Pyramide.
Boyt Margor sah den mächtigen Pharao so, wie ihn nur wenige Menschen jener Zeit hatten sehen dürfen. Einer dieser Menschen war die schöne Konkubine Maet'kere.
*
Die junge Frau mit den klugen Augen schob ihr Haar in den Nacken und fragte leise: „Dein Traum, Gebieter! Du hast die Nacht in meinen Armen gesprochen und gestöhnt!"
Die Morgendämmerung kroch über die Wüste, modellierte die Palmen und Tamarisken aus der Dunkelheit und ließ hinter den dichten Vorhängen die Säulen des königlichen Schlafgemachs erkennen. Chufu hob den Kopf von der ledergepolsterten Nackenstütze und fuhr müde über seine Augen. „Du hast recht. Es war der Traum der Hathor!"
Unter den dünnen Leinentüchern berührten sich ihre Körper. Chufu schüttelte den Kopf und fuhr fort: „Es war ein langer, unschöner Traum. Aber das Wort der Göttin war laut und sehr deutlich."
„Willst du mit mir sprechen?" fragte Ma-et'kere leise. Sie wußte, daß der Pharao nicht nur ihren leidenschaftlichen Körper schätzte, sondern sie auch wegen ihrer Klugheit begehrte. „Ich muß mit dir sprechen, sonst vergesse ich diesen Traum wie alle anderen bisher. Die Göttin offenbarte mir, daß das Geschenk den Namen AUGE DER GÖTTER trägt. Das AUGE erschien mir; es war von unvorstellbarer Prächtigkeit und leuchtete heller als die Sonne im Mittag. Es muß sich wohl in den beiden Würfeln oder dem Zwischenstück befinden. Die Göttin verlangte, daß wir das Auge nahe meiner Totenkammer verbergen sollen.
Die Göttin sprach, daß weiterhin Segen und Heil über das Nilland gebreitet bleiben werden. Sie lobte uns alle, weil die Pyramide so schnell gebaut wird. Sie sagte, ich solle den kleinen Berg aus weißem Stein abtragen und ein Bild machen lassen."
Auch die Konkubine wußte und fühlte, daß das Auge der Götter das Leben im Land verändert hatte. Viel war geschehen; Unerwartetes, Verblüffendes, Gutes und auch Böses. Aber der Pharao war der erklärte Liebling aller Menschen, weil er erkennbar der Liebling der Götter war. Der Traum würde ihm helfen, seine Stellung als „Spitze der Pyramide" unangefochten zu halten. Sie legte ihre langen, ringgeschmückten Finger auf seine Schultern. „Ein Bild wovon? Für welchen Zweck?" fragte die Frau und schmiegte sich an den Pharao. „Um auch den Priestern um Omen-tep-phaser zu zeigen, daß die Göttin bestimmte Befehle gegeben hat, die wir alle befolgen müssen. Ich soll das Gesicht der Gestalt nach Osten richten, der aufgehenden Sonne des Geistes entgegen."
„Du mußt dem Wort der Göttin folgen, Gebieter!" meinte Ma-et'kere nachdrücklich.
Wie zur Bekräftigung der ausgesprochenen Bilder des nächtlichen, starken Traumes schob sich die Sonne hinter dem Horizont aus Dünen hoch. Der Pharao, ein mehr als dreißigjähriger Mann, wischte mit dem Tuch den Schweiß von seinem Gesicht. Es war breit, scharf geschnitten, mit einer geradrückigen Nase und großen, ausdrucksvollen Lippen. Die dunkle Haut war völlig glatt und wies nicht
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