Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0891 - Geschenk der Götter

Titel: 0891 - Geschenk der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
den geringsten Makel auf. Der Schädel war rasiert; und die scharf heraustretenden Muskeln des Nackens und des Halses kennzeichneten die Spannung, die Chufu jetzt erfüllte. „Ich habe nichts anderes vor. Ein Bild mit Löwenpranken und menschlichem Antlitz, sagte Hathor. Während sie sprach, stand der Horusfalke über mir und ließ Lebenskraft in mich einströmen."
    „Die Göttin will dieses Ständbild als Symbol für die Mächtigkeit und die Rätselhaftigkeit des Götterauges wissen?" fragte die Frau und begann, vorsichtig den Nacken des Pharaos zu massieren. „Nichts anderes. Und ich werde die Schrifttafel des Hesirä dabei aufstellen lassen", sagte Chufu und begann sich unmerklich zu entspannen. „Die Göttin sprach, daß der Widerstand der Priester so schnell wachsen wird wie die Höhe der Pyramide."
    „Ich begreife. Warum läßt du Omen-tep-phaser nicht erschlagen? Das Volk nennt schon heute deine mer 'Chufus Horizont'."
    „Solange ich regiere und für die Götter das Land verwalte, wird niemand erschlagen, nur weil seine Gedanken nicht meine Gedanken sind. Weder ein Priester noch ein anderer Mensch!"
    „Du kennst die Gefahr?" fragte Ma-et'kere besorgt. Sie hatte von zahlreichen Machtkämpfen gehört und wußte, daß auch die Priesterschaft Mörder bezahlte, um Häretiker auszuschalten. „Ich kenne sie. Aber ein Pharao ist nicht ganz ohne Schutz", sagte er und schenkte ihr ein offenes, ehrliches Lächeln. „Männer wie Hesirä, Men-ketre und Ranofer sind auf meiner Seite."
    „Weil sie auf der Seite der Vernunft und der Menschlichkeit sind. Wer wüßte es besser als ich", bestätigte die Frau. Der Pharao schloß die Augen und gab sich der Wohltat der massierenden Finger hin. Die ersten Forderungen Omen-tep-phesers und seiner Priester würden sich leicht erfüllen lassen: keine prunkvollen Bilder, Reliefs und Steinmetzarbeiten im Innern der Gänge, der Schein-Kammern, der Treppen und Kammern. Der Pharao hatte schon heute zugestimmt, daß sowohl das Götterauge als auch sein einbalsamierter Körper nur von nacktem Stein geschützt und bewahrt werden würden. „Noch wird viel Zeit vergehen!" sagte der Pharao. „Und ich hoffe, daß du auch in dieser langen Zeit oft bei mir liegen wirst", entgegnete Ma-et'kere ruhig. Wenn ihr Körper nicht mehr begehrenswert sein würde, dann würde sich der Pharao auch weiterhin ihrer Klugheit versichern können.
    Indessen rückte der Tag, an dem das Götterauge in der Pyramide verborgen wurde, näher heran.
     
    *
     
    Einhundertzwölf ägyptische Ellen hoch ragte der Haufen aus geschichteten Blöcken aus dem Sand. Die Rampen waren höher geworden. Endlose Kolonnen von Zugtieren und Menschen bewegten sich aufwärts und abwärts. Gerüste, Zelte, Bauhütten und die Plattformen der Vermesser breiteten sich nach allen Seiten aus. Das gesamte Gefüge der Gänge voller gefüllter Krüge war bereits fertig. Darüber wuchsen die Ebenen der Blöcke. An einigen Stellen begann man bereits, die weißen Kalksteine anzubringen und grob zu bearbeiten. Ein zweiter Kreis der Betriebsamkeit hatte sich um den Felsen gebildet, der täglich kleiner wurde - aus dem Kern würde man das Symbol der göttlichen Rätsel herausmeißeln.
    Ranofer lachte unbändig und laut. Alles, was er sah, erfüllte ihn seit einigen Monden mit Freude. „Mein Freund und Baumeister Menketre! Ich sehe, wie dein schönes Gesicht leuchtet wie die Barke des Mondes. Denkst du an deine Sklavin oder an die Pyramide?"
    Menketre schlug ihm auf die Schulter. „Du bist unvorsichtig mit deinen Worten. Was uns freut, stört Omens Priester. Ich habe Gerüchte gehört. Sie wollen die Feier des Chufu stören."
    „Du redest im Ernst?", „Ja. Völlig. Wie waren die letzten Tage?"
    Während Ranofer ihn hier an der Pyramide vertrat, hatte der Oberste Baumeister mit dem Pharao die Anlage der Rätselfigur geplant. Eine Reihe von mehreren Modellen und verschiedene Plastiken, die das Gesicht, halb Tier, halb Mensch zeigen sollten, waren angefertigt worden. Schließlich hatte sich der Pharao getreu seinem Traum für ein menschliches Gesicht entschieden und für gewaltige Löwenpranken. „Wie stets, Freund. Jeder arbeitet mit Liebe und Begeisterung. Und der Tag, an dem der Pharao mit prunkvollem Gefolge erscheinen wird, um die Kammer zu füllen, wird nicht verschoben werden müssen."
    „Es freut jeden, dies zu hören. Und ich habe niemals daran gezweifelt. Die Krüge ... sie tragen die Last?"
    „Nicht der winzigste Sprung wurde

Weitere Kostenlose Bücher