0892 - Der Höllenclub
durchaus sein, daß jemand das Haus betreten hatte. Die Dinge hatten sich innerhalb weniger Stunden verdichtet. Was über Jahre hinweg in einem tiefen Schlaf gelegen hatte, war plötzlich hochgequollen. Aber so etwas gab es immer wieder, das war mir nicht neu.
Ich wartete auf Donata McBain und sprach mit ihr, als sie bei mir stand. »Ich werde in jedem Zimmer nachschauen.«
»Meinen Sie, daß…«
»Rechnen muß man mit allem«, sagte ich und zog unter ihren staunenden Augen meine Beretta hervor. »Nur für den Notfall«, beruhigte ich sie. »Ich bin kein schießwütiger Typ.«
»So habe ich Sie auch nicht eingeschätzt.«
Um es kurz zu machen. Wir fanden in den Zimmern nichts, was den Verdacht einer Durchsuchung verstärkt hätte. Donata kannte ja ihre eigene Wohnung, und sie schüttelte immer wieder den Kopf, wenn ich sie danach fragte, ob sich etwas verändert hatte.
»Nein, überhaupt nicht.«
»Bleibt der letzte Raum, der Ihrer verstorbenen Tochter.«
Die Frau, die schon die Fünfzig überschritten hatte, runzelte die Stirn. »Warum sagen Sie das so seltsam?«
»Habe ich das?«
»Ja, es ist mir so vorgekommen.«
»Nun ja, Ihre Tochter und Ihr Mann haben sich da um Dinge gekümmert, von denen man lieber die Finger lassen sollte. Sie müssen einen besonderen Weg gegangen sein, sonst hätten sie aus dem Jenseits nicht so handeln können, wie sie es taten.«
»Einen schrecklichen Weg.«
»Das denke ich auch.«
Die Tür zum Zimmer der toten Melanie McBain war geschlossen. Donata wollte sie öffnen, aber ich hielt die Frau mit einem schnellen Griff zurück. »Nein, lassen Sie das bitte.«
»Warum?«
»Ich werde das übernehmen.«
Sie war einverstanden und trat zurück. Es war nur eine normale Tür mit normalen Ausmaßen und einer normalen Klinke. Es gab nichts Besonderes an ihr, aber ich fragte mich, weshalb ich plötzlich so nervös geworden war. Lag es an meinem sechsten Sinn, der mich warnte und auch für ein stärkeres Herzklopfen sorgte?
Ich war vorsichtig, als ich die Tür öffnete, in einen dunklen Raum schaute, in dem die Vorhänge zugezogen waren und aus dem mich nichts ansprang.
Ich blieb vorsichtig und schaltete zunächst das Licht ein, ehe ich die Schwelle ganz übertrat. Die Helligkeit strömte durch den Raum. Sie riß alle Möbelstücke und Gegenstände hervor, auch die Bücher, die auf dem Boden lagen.
Sie hatten sich vermehrt.
Es waren nicht nur die wenigen, die ich bei meinem ersten Besuch gesehen hatte, die doppelte oder dreifache Menge verteilte sich auf dem Zimmerboden, und meine Sinne schlugen Alarm.
Also doch.
Zu spät!
Etwas huschte aus dem toten Winkel auf mich zu. Ich fuhr herum, riß die Arme zu einer Abwehrbewegung hoch, die auch die Beretta mitmachte, und gerade das hatte der Eindringling gewollt.
Seine Faust wuchtete wie ein Sandsack in meinen Magen.
Ich flog nach hinten. Das Zimmer drehte sich plötzlich vor meinen Augen. Mir wurde sofort übel, ich brach zusammen und bekam im Fallen den nächsten Schlag mit. Diesmal erwischte es mich hart im Nacken. Bei mir gingen die Lichter aus…
***
Don Farell nahm sich nicht erst die Zeit, die Waffe des Mannes an sich zu nehmen, er fuhr nach dem zweiten Schlag sofort herum und wandte sich der Tür zu.
Donata McBain stand im Flur. Entsetzt, unfähig sich zu rühren, was Farell ausnutzte. Bevor die Frau überhaupt eine Abwehrbewegung machen konnte, hatte Farell sie mit beiden Händen an den Schultern gepackt und herumgedreht.
Ohne sie loszulassen, drückte er sie in das Zimmer hinein und schleuderte sie dort auf das Bett.
»Bleib liegen!« zischte er, bewegte sich zur Seite und hob die Waffe des Fremden auf, die er in seinen Gürtel steckte. Dann schloß er mit einer nahezu gelassenen Bewegung die Zimmertür und wandte sich Donata zu. Um den Mann kümmerte er sich nicht, er kannte seine Treffer.
Die Frau lag auf dem Bett, hatte sich aber auf die Ellenbogen gestützt und blickte ängstlich in die Höhe. Sie starrte den Mann an, der vor ihr stand und wie ein mächtiger, unheilvoller Schatten wirkte, real und zugleich unwirklich.
Don Farell sorgte sofort für klare Verhältnisse. Er holte aus und schlug der Frau ins Gesicht.
Donata hatte damit nicht gerechnet. Die flache Hand wuchtete gegen ihre Wange und schleuderte sie wieder zurück. Die Haut brannte, als wäre ein Flammenstrahl darüber hinweggefahren, und sie schämte sich ihrer Tränen, als sie das Gesicht gegen die Bettdecke drückte.
Farell lachte nur und riß
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