0892 - Der Höllenclub
Donata hoch. Er setzte sie hin, holte sich einen Stuhl und nahm ihr schräg gegenüber Platz, und zwar so, daß er den Mann noch im Auge behalten konnte.
Auf Donatas rechter Wange zeichnete sich die Röte ab. In der Mitte war sie aufgerissen und blutete.
Die Tränen hatten ihr Gesicht genäßt, sie hielt den Mund offen und schnappte nach Luft. Dabei waren ihre Augen verdreht, und sie war nicht in der Lage, auch nur ein Wort zu sagen.
Farell schaute sie hart an. In seinen Augen zeigte sich nicht der Funke von Gefühl. Sie wirkten wie böse, an der Oberfläche glatt geschliffene Teerpfropfen. »Bevor wir miteinander reden, will ich hier etwas klarstellen. Du hast nicht die Spur einer Chance. Nicht den Hauch. Ich habe hier das Kommando übernommen, danach solltest du dich mit deinen Antworten richten. Da ich heute meinen menschenfreundlichen Tag habe, rate ich dir, auf meine Fragen präzise zu antworten. Hätte ich meinen unfreundlichen Tag, würde es dir schlechter ergehen. Dann würdest du hier nicht mehr sitzen, sondern liegen, nackt und blutend. Du würdest um Gnade winseln, mich anbetteln, aufzuhören, aber das alles kannst du dir ersparen, meine Launen eingeschlossen.«
Donata schwieg, was Farell auch nicht gefiel. »Hast du verstanden, du Miststück?«
»Ja«, hauchte sie, »ja, ich habe verstanden.«
»Gut.« Er nickte. »Kommen wir zur Sache. Zuerst - wer ist dieser komische Mann dort?«
Donata wußte genau, daß John Sinclair verloren war, wenn sie jetzt die Wahrheit sagte. Einen Polizisten würde dieser Fremde sofort töten, das stand fest, deshalb ließ sie sich blitzschnell eine Ausrede einfallen, ignorierte die Schmerzen in ihrem Kopf und hoffte, daß diese Ausrede auch glaubhaft klang. »Es ist jemand, den ich von früher her kenne. Ein Bekannter aus Schottland, der mich auf der Rückreise besuchte. Nicht mehr und nicht weniger.«
Farell nickte. Donata wollte schon aufatmen, als er abermals zuschlug. Diesmal gegen die andere Wange. Das dünne Leder des Handschuhs kam ihr knochenhart vor, sie zuckte und wurde durch die Wucht wieder auf das Bett geschleudert. Abermals wollte sie sich in die Kissen vergraben, aber das schaffte sie natürlich nicht. Donata war diesem Fremden nach wie vor ausgeliefert.
»Komm wieder hoch!«
Sie quälte sich in die Höhe. Ihr Gesicht stand jetzt an zwei Seiten in Flammen. Zudem hatte sie den Eindruck, als wäre es stark geschwollen. Sie weinte, die mißhandelte Haut zuckte, und sie traute sich nicht, die Hände gegen die Wangen zu pressen. Aus tränenumflorten Augen schaute sie den Mann an, der noch immer auf dem Stuhl hockte wie ein Denkmal.
»Warum lügst du mich an, Miststück?«
Donata schluckte die erneute Beleidigung. »Wieso sollte ich gelogen haben?«
»Der Hundesohn war bewaffnet. Laufen deine Bekannten und Freunde immer mit Schußwaffen durchs Leben?«
»Das weiß ich nicht.«
»Er hatte eine Beretta.« Farell klopfte auf den Griff, der aus dem Hosenbund ragte. »Das war seine Kanone.«
»Ich kenne ihn nicht so gut, daß ich - ich denke, es ist seine Sache, wenn er sich bewaffnet.«
»Klar. Wie heißt er denn?«
»Sinclair, John Sinclair.«
»Wie?« dehnte Farell. Seine Ohren schienen zu wachsen, und er fragte noch einmal nach: »Wie war der Name?«
Donata wiederholte ihn.
Farell nickte. »Sinclair - ja, ich glaube, ihn schon mal gehört zu haben. Zwar gibt es zahlreiche Sinclairs in London, aber nur einen bestimmten, und ich habe das Glück gehabt, ihn niederschlagen zu dürfen. Er liegt vor mir wie ein Haufen Dreck. Ich habe mir das immer gewünscht, gleichzeitig wünschte ich mir, mit ihm nichts zu tun zu bekommen, und da spreche ich auch im Namen meiner Freunde. Wie dem auch sei, um ihn werde ich mich später kümmern. Zunächst einmal zu uns beiden Hübschen. Du hast mir viel zu erzählen.«
Sie schluchzte und hob die Schultern.
»Wenn du es härter haben willst, sag es.«
Donata wischte sich die Tränen weg. Sie sah den Eindringling wieder klarer. Er schien locker zu sein und alle Zeit der Welt zu haben, denn er saß vor ihr auf dem Stuhl, drehte dabei den Kopf und schaute sich locker im Zimmer um. Die Frage peitschte Donata urplötzlich an, und sie zuckte sogar zusammen. »Wo sind die Bücher?«
»Wie bitte?«
»Die Bücher!«
Sie hob den rechten Arm. »Hier sind Bücher. Hier im Zimmer, das sehen Sie doch.«
»Ja, das sehe ich. Aber mir geht es nicht um irgendwelchen Scheißdreck, sondern um zwei bestimmte Bücher.«
»Welche
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