0895 - Im siebten Kreis der Hölle
ruhig verhalten und war nicht aus dem Rucksack der Kriegerin verschwunden, da er seine Anwesenheit nicht preisgeben wollte. Wer wusste schon, was Ling mit ihm machen würde, wenn sie ihn entdeckte? Dabei wollte er doch nur einmal sehen, wie es außerhalb der Hölle aussah!
Nach dem, was er hier gesehen hatte, ging es hier draußen genauso heiß her wie innerhalb der Schwefelklüfte. Der Irrwisch war enttäuscht. Hätte er das vorher gewusst, wäre er nicht mitgekommen.
Nachdem die züngelnden Flammen über das Boot hinweggestrichen waren, musste er reagieren, damit ihn die nächste Attacke nicht verbrannte. Außerdem wusste er nicht, wie die Teufelstränen reagierten, wenn sie gezündet wurden. Möglicherweise explodierten sie und löschten ihn damit aus? Er wusste es nicht.
Und der Irrwisch wollte es auch gar nicht ausprobieren.
Er wollte nur eines, nämlich Überleben.
Eine Welle ergoss sich über den Irrwisch, der zwei Sekunden lang nicht auf den monströsen Körper geachtet hatte, der unaufhaltsam näherkam wie eine Naturgewalt. Das irisierende Leuchten des kleinen Lebewesens wurde nach dem unfreiwilligen Wasserguss kurzfristig trübe.
Doch jetzt wurde der Irrwisch zornig und ballte die winzigen Fäuste. Egal, ob in der Hölle oder hier, überall behandelte man seinesgleichen wie den letzten Dreck! Das würde er sich nicht mehr gefallen lassen.
Das Monster kam rasend schnell näher. Seine faustgroßen Augen glühten gelb und bösartig auf. Die kräftige Schwanzflosse peitschte das Wasser so stark, dass das Boot zu kentern drohte.
Die beiden Imprints genannten Drachen griffen an und spien Feuer aus ihren Mäulern gegen das Monster. Das Wasser kochte dadurch dort auf, wo sich das Untier befand. Von der Hitze fast verrückt gemacht, drehte der Riese sich hin und her und ließ von Ling wie beabsichtigt ab, doch er kam ihr dabei bedrohlich nahe.
Der schwarze Hüne hatte mittlerweile seinen Speer im hüfthohen Wasser in Ufernähe wieder gefunden und setzte diesen nun als Schlaginstrument gegen die Amazone ein. Ling bewegte sich rückwärts, um einen Nahkampf zu vermeiden oder ihn wenigstens um kostbare Sekunden hinauszuzögern.
Die Leibwächterin drehte sich um und versuchte, durchs Wasser zu waten; ein sinnloses Unterfangen, da der Hüne weit schneller war als sie.
Er hob seinen Speer und holte zum Wurf aus.
Der Irrwisch fiepte verzweifelt auf, da er zurecht annahm, dass er im Fall von Lings Tod für immer auf dieser Welt bleiben müsste. Er hielt zufällig eine Teufelsträne in der Hand und noch ehe er richtig nachdachte, hatte er die Träne auch schon genau zwischen den Hünen und das Monster geworfen.
Der Schwarze bemerkte, dass etwas nach ihm geworfen wurde, doch er wusste nicht, um was es sich dabei handelte. Er drehte sich um und betrachtete die Stelle genauer. Das gab Ling Gelegenheit, einige Meter Abstand zwischen sich und ihrem Gegner zu bringen. Ohne weiter nachzudenken, drosch der Hüne mit dem Speer auf die Träne ein.
Es war das Letzte, was er in seinem Leben machte.
Lucifuge Rofocales Träne explodierte mit verheerender Wucht! Sowohl das Monster als auch der schwarze Kämpfer wurden dabei getötet. Die Luft über dem Feuersee glühte rotgelb auf. Unzählige Flammenspeere loderten auf und verloschen nach kurzer Zeit. Der Feuersee hatte seinen Namen nicht zu Unrecht bekommen.
Die beiden Schattendrachen schrien hell auf. Aus irgendeinem Ling nicht bekannten Grund bereitete ihnen die Explosion Schmerzen. Sie flohen sich unter den trügerischen Schutz von Lings Haut.
Die Leibwächterin versuchte erfolglos, ein Stöhnen und Brüllen zu unterdrücken. Das Zurückkriechen der Tätowierungen bereitete ihr große Pein. Sie befand sich am Ende ihrer Kraft. Dazu kam der akute Sauerstoffmangel durch die Brände.
Als sie sich wieder etwas besser fühlte, setzte sie sich einfach ins Boot, das den Kampf erstaunlich gut überstanden hatte, und ließ sich treiben.
***
Mittlerweile war es später Nachmittag geworden. Ein kühlender Wind strich über Lings Haut. Sie hatte sich inzwischen etwas von den Anstrengungen des Kampfes erholt. Die Amazone hatte sich gesetzt, damit sie ihre Umgebung beobachten konnte.
Ling strich sich über Oberarm und Oberschenkel der linken Seite. Sie verspürte immer noch einen ziehenden Schmerz, wo die beiden Schattentätowierungen unter die Haut gekrochen waren.
Was, bei allen Erzengeln, hat sich Stygia nur dabei gedacht, als sie mir die beiden Drachen unter die Haut
Weitere Kostenlose Bücher