0895 - Im siebten Kreis der Hölle
seine Fluggestalt zu verwandeln. Seine Gestalt war halb Mensch, halb Fledermaus, als er aus einer Höhe von über 300 Metern herunterfiel. Hätte er seine Schwingen nicht besessen, die den Fall abbremsten, wäre er schon längst auf dem Boden aufgeschlagen.
Er schlug mit den Armen gegen seinen Rücken, wo sich das kleine Drachentattoo immer noch festgebissen hatte. Obwohl das fremdartige Wesen in diesem Zustand stofflich war, kümmerte es sich nicht um die Hiebe des Vampirs, sondern verbiss sich nur noch fester in sein Fleisch.
Jaime brüllte vor Angst und Schmerzen und versuchte, im Gleitflug mit dem Rücken gegen einen der fast 100 Meter hohen Bäume zu stoßen, damit er den bissfreudigen Drachen abschütteln konnte.
Den ersten der riesigen Nadelbäume streifte er ganz knapp, gegen den zweiten prallte er voll mit dem Rücken und fiel auf einen der dicken oberen Äste in etwa 70 Meter Höhe. Durch den Aufprall wurde ihm die Luft aus den Lungen gedrückt, aber sein Plan hatte Erfolg. Der Drache löste seine Zähne aus Don Jaimes Rücken und schrie seine Qual heraus.
Jaime freute sich, dass sein Feind etwas abbekommen hatte. Er drehte sich auf dem Ast und wollte sich gerade vom Baum abstoßen, da schlug der Drache seine Krallen wieder in Don Jaimes Rücken.
Das Biest war zäh! Der Vampir biss sich vor Schmerz auf die Lippen, er befürchtete, dass das magische Wesen ihm das Fleisch herausreißen würde.
Don Jaime holte aus und traf den Drachen mit dem Ellenbogen ins Gesicht. Die Echse zischte vor Wut über die gelungene Attacke. Jaime packte seinen Gegner unterhalb des Kopfes und drückte so stark wie möglich zu. Mittlerweile hatten die Zuckungen auf seiner rechten Körperseite nachgelassen, sodass er wieder über seine gewohnte Kraft verfügte.
Er hörte Lings Aufschrei bis hier oben. Eine normale menschliche Stimme konnte nicht so laut sein. Fast schien es, als würde sie mit dem Drachen mitleiden und dessen Pein fühlen.
Schwarzer Qualm quoll durch die Nüstern des Drachen, kleine Flammen züngelten aus seinem Maul, setzten sich auf der Kleidung des Vampirs fort und verloschen dort schlussendlich. Don Jaime wusste, dass die Echse Feuer speien wollte, ihr dazu aber der nötige Sauerstoff fehlte.
Obwohl er mittlerweile kaum noch ein Gefühl in den Händen besaß, versuchte er weiterhin, fest zuzudrücken, um einen Feuerangriff auf sich zu vermeiden.
Eine Hinterkralle des Drachen schlitzte Jaimes Ärmel auf und schlug ihm eine tiefe Wunde in den Unterarm. Jaime bemerkte die Verwundung im Eifer des Gefechts nicht, aber er sah aus den Augenwinkeln, dass sich jetzt der andere, der größere, Drache wieder näherwagte.
Gegen zwei Gegner dieses Kalibers konnte sich der Vampir nicht behaupten. Er hob den kleineren Drachen hoch und warf ihn gegen den Baumstamm. Benommen blieb die Echse auf dem Ast liegen.
Noch bevor ihn das größere Tattoomonster erreichen konnte, verwandelte sich Don Jaime in seine Fluggestalt und sprang in die Tiefe. Mit schnellem Schwingenschlag entfernte er sich von den beiden Drachen.
Als das größere der beiden Schattenwesen sah, dass sein Artgenosse besinnungslos auf dem Ast lag, stellte es die Verfolgung des Vampirs ein und schickte ihm noch eine Feuerlanze aus seinem Maul hinterher.
Don Jaime deZamorra stieß einen gellenden Schrei aus, als ihn das Feuer erreichte und in Brand steckte.
***
»Ich erschlage ihn, wenn wir uns sehen, und das, noch bevor er das erste Wort gesagt hat.«
»Das hast du im Lauf der letzten Stunde mindestens schon zwanzig Mal gesagt, Chef.«
»Ich werde es noch öfter sagen, da kannst du sicher sein, Nici.« Professor Zamorra blickte zum wiederholten Mal auf seine Armbanduhr.
»Was waren das doch für schöne Zeiten, als wir noch ohne Handy auf Dämonenjagd gingen«, knurrte er missmutig. »Wir wurden nicht gestört und hatten unsere Ruhe.«
Nicole drehte sich zu Zamorra um und tippte sich an die Stirn.
»Wenn ich deine Erinnerung korrigieren darf: Wenn wir ein Telefon brauchten, war keins da, und wenn wirklich ausnahmsweise eine Telefonzelle in der Pampa stand, war sie defekt oder wir hatten kein Kleingeld«, verbesserte sie ihn.
»Danke, Schatz! Sehr lieb von dir, dass du mir in den Rücken fällst. Ich weiß gar nicht, weshalb wir noch auf den Narren warten«, fauchte der Parapsychologe. Seit Don Jaimes erstem Anruf besaß er extrem schlechte Laune.
»Weil ich dich darum gebeten habe?« Es sollte eine Aussage darstellen, aber bei Nicole Duvals
Weitere Kostenlose Bücher