0895 - Im siebten Kreis der Hölle
wusste er auch, wer für das Surren verantwortlich war.
Ein Irrwisch!
Jaime hätte sich vor Zorn am liebsten selbst in den Hintern gebissen. Ein Irrwisch und eine Amazone hatten ihn ausgetrickst!
»Mach eine Bewegung, und ich schneide dir den Kopf ab!«, zischte die Amazone feindselig.
Trotz der Bedrohung lächelte Jaime auf eine seltsame Art.
»Da hat man dir aber nicht erzählt, wie du mit einem Vampir fertig wirst, meine Liebe.« Obwohl das Schwert an seiner Kehle brannte wie Feuer, redete Jaime mit der Frau, als wollte er mit ihr flirten. Sein Ziel war, sie abzulenken, damit er eine Chance zur Flucht bekam.
»Du meinst so profane Dinge wie diesen Holzpflock hier, damit du keine Herzschmerzen mehr bekommst?« Die Amazone zeigte mit der freien Linken auf ihre Hüfte. Daran baumelte ein angespitzter Pflock.
»Außerdem ist das ein Flammenschwert.« Sie verstärkte den Druck der Klinge an seinem Hals etwas, und das Brennen wurde schier unerträglich. »Auch deine schwarzmagischen Selbstheilungskräfte würden mehrere Tage benötigen, um damit fertig zu werden.« Das glaubte Don Jaime gern und unbesehen, ohne dass sie ihm eine weitere Kostprobe ihres Könnens hätte geben müssen. Er schluckte und dachte fieberhaft nach, wie er aus dieser Situation wieder herauskam.
Bei der Amazone handelte es sich um eine sehr junge Frau. Und eines hatte Jaime in den wenigen Sekunden ihrer Bekanntschaft schon bemerkt: Sie hörte sich selbst gerne reden, wahrscheinlich, um die eigene Nervosität oder gewisse Unsicherheiten zu überspielen.
»Was hast du mit mir vor?«, krächzte er und versuchte, sich so unbemerkt wie möglich fortzuschieben, doch Ling verstärkte den Druck ihres Schwertes noch. Don Jaime begann zu zittern, er würde das Brennen nicht mehr lange aushalten. »Wenn du mich… töten wolltest, hättest du das… schon lange gemacht.«
»Kluger Junge«, sagte Ling und verzog die Mundwinkel spöttisch nach unten. »Ich ziehe das Schwert langsam weg und du stehst langsam auf. Und pass auf, was du tust, sonst hast du einen Arm weniger.«
Don Jaime hielt die Luft an, und wirklich, Ling zog das Flammenschwert weg. Dort, wo die Klinge seine Kehle berührt hatte, spürte er verbrannte Haut. Die Schmerzen ließen nicht nach.
Der Vampir stand langsam und vorsichtig auf, um ihr keinen Grund für einen erneuten Einsatz dieser Waffe zu geben.
Ling senkte die Klinge leicht, um den Arm zu entlasten, denn das Schwert besaß ein beträchtliches Gewicht. Sie beobachtete genau jede Bewegung ihres Gegners.
Aber Don Jaime hatte ein viel schnelleres Reaktionsvermögen als ein Mensch. Mit einem Mal ließ er sich blitzschnell wieder fallen. Noch während Ling mit ihrem Schwert über ihn hinwegschlug, hebelte er mit seinen Füßen ihre Beine weg. Sie versuchte, die Klinge zur Seite zu halten, um sich nicht selbst damit zu verletzen. Don Jaime schlug ihr mit der rechten Hand auf das tränenförmige Zeichen, das Stygia unter Lings linkem Auge angebracht hatte.
Ling krümmte sich vor Schmerz zusammen und fiel auf die Knie, als die Träne zerstört wurde. Sie konnte ein Stöhnen nicht unterdrücken. Aber auch Don Jaime erging es nicht besser. Ein Stromstoß durchfuhr ihn, als er das Zeichen traf. Seine rechte Körperhälfte zuckte unaufhörlich, ohne dass er dies beeinflussen konnte.
Jaime trat rasch einige Schritte zurück, um einen gewissen Abstand zwischen sich und Ling zu bringen. Vor ihrem Schwert hatte er riesigen Respekt.
Sie stöhnte lauter, gerade so, als würden ihre Qualen zunehmen. Dann ließ sie das Schwert fallen.
Don Jaime überlegte kurz, ob er die Waffe an sich bringen sollte, da sah er die zwei Tätowierungen an Lings linker Körperseite pulsieren. Die Amazone fiel auf die Flachseite des Schwertes und wälzte sich hin und her.
Mist, die Chance sie zu töten habe ich verpasst, dachte er und versuchte, das Zucken unter Kontrolle zu bringen. Hoffentlich verletzt sie sich selbst.
Zwei heisere Hufe erklangen, die nicht von Ling stammten, aber trotzdem aus ihrer Richtung kamen. Während Ling sich ein Schreien nicht verbeißen konnte, schlüpften die zwei großen Tattoos aus der Haut der Amazone heraus.
Für eine Sekunde stand der Vampir wie erstarrt. Er blickte wie hypnotisiert auf das sich ihm bietende Bild.
Das hatte er noch nie gesehen, dass es lebende Tätowierungen gab.
»Haltet ihn auf«, brüllte Ling mit einer kehligen, gurgelnden Stimme, die nichts Menschliches mehr an sich hatte.
Don Jaime drehte sich um
Weitere Kostenlose Bücher