0895 - Im siebten Kreis der Hölle
Tonfall hörte es sich eher an wie eine Frage.
»Genau. Du bist schuld«, behauptete Zamorra. »Ohne deine Bitte würden wir uns schon längst auf Château Montagne befinden und gerade die erste Flasche Rotwein köpfen. Stattdessen befinden wir uns auf einer Lichtung in einem Urwald und müssen den Gestank hier ertragen.«
Er atmete extra stark ein und schüttelte sich dann angewidert.
Nicole schüttelte den Kopf.
»Du bist doch sonst nicht so, wenn jemand deine Hilfe benötigt«, sagte sie verwundert.
»Bei normalen Leuten, ja«, gab Zamorra mit gepresster Stimme zu. »Aber nicht bei Schwarzmagischen und schon gar nicht bei Don Jaime. Fu Long habe ich vor ein paar Wochen auch weggeschickt, weißt du noch? Und der hat mir mehrfach das Leben gerettet. Aber Don Jaime! Der hat uns wirklich schon mehr als einmal das Leben schwer gemacht.« [5]
»Das weiß ich doch alles, aber trotzdem möchte ich, dass wir ihm helfen, wenigstens nur dieses eine Mal. Das nächste Mal können wir ihn sich wieder eine blutige Nase holen lassen.«
»Besser wär's, wenn er sich die gleich heute holt - bei mir«, nuschelte der Meister des Übersinnlichen in seinen immer noch juckenden Dreitagebart.
Er ärgerte sich über sich selbst und über seine Gefährtin. Über sich, weil er dem Drängen seiner Freundin nachgegeben hatte. Über Nicole, weil sie tatsächlich nicht lockergelassen hatte, bis sie per Regenbogenblumen zum Feuersee kamen. Im Keller von Château Montagne befand sich ein Kuppelsaal, in dem Regenbogenblumen wuchsen, die von einer frei schwebenden Mini-Sonne ganzjährig beschienen wurden. Wer die Regenbogenblumen angepflanzt und die Sonne dort unten angebracht hatte, wussten Nicole und Zamorra nach fast 18 Jahren immer noch nicht. Fest schien nur, dass diese Blumen ursprünglich einmal von den Unsichtbaren überall in der Milchstraße gepflanzt worden waren.
Über diese Regenbogenblumenkolonie, die sie Ende Februar 1991 durch Zufall in den weiten Kellergewölben von Château Montagne gefunden hatten, waren Zamorra und Nicole Duval hergekommen. Sie waren noch nie auf diesem Planeten gewesen, hatten aber vor einigen Jahren Aufzeichnungen über jenes Gebiet um den Opferplatz herum gefunden.
Weshalb Don Jaime sie gerade hierher bestellt hatte, war ihnen ein Rätsel.
»Das ist mir auch egal«, knurrte Zamorra nach einem erneuten Blick auf die Uhr. Als er Nicoles fragenden Blick sah, bemerkte er, dass er laut gedacht hatte, darum sagte er: »Ich warte noch höchstens eine halbe Stunde. Ist er bis dahin nicht bei uns, hat er Pech gehabt.«
Duval nickte. Sie kannte ihren Geliebten und wusste, wann er es ernst meinte und keinen Widerspruch duldete.
Jetzt war es soweit. Zamorra konnte unendlich viel Geduld beweisen, wenn er anderen Leuten half, aber wenn er sich von jemand genarrt fühlte, dann reagierte er bockig und ging auf Konfrontationskurs.
Nicole konnte ihn gut verstehen. Auch ihr ging Don Jaime gehörig auf die Nerven, auf der einen Seite die Arroganz des Vampirs, auf der anderen Seite sein Angsthasengetue, das er selbst »erhöhtes Sicherheitsbedürfnis« nannte.
Jetzt blickte auch Nicole auf die Uhr und hoffte, dass die halbe Stunde schnell vorbeigehen würde.
»Machen wir uns langsam auf den Weg zu den Regenbogenblumen«, sagte sie versöhnlich und stieß Zamorra an.
Als ihr in Gedanken versunkener Gefährte nicht gleich reagierte, hakte sie sich einfach bei ihm unter.
»Na komm, chéri«, schmeichelte sie. »Ich gebe mich geschlagen. Du hast recht. Lassen wir uns wieder zurücktransportieren. Heute Abend gehen wir zu Mostache und machen uns bei einem schönen Glas Wein einen netten Abend.«
Mostache war der Wirt der besten, weil einzigen, Kneipe im 300-Seelen-Dorf unter Zamorras Schloss. Die Gaststätte trug den sinnigen Namen »Zum Teufel«.
»Du gibst einen aus?« Zamorra lächelte bei dieser Frage.
»Aber nur von deinem Geld«, lachte Nicole Duval zurück.
Zamorra umarmte seine Gefährtin und gab ihr einen Kuss.
»Entschuldige, dass ich mich so widerspenstig aufgeführt habe, Nici.«
Nicole winkte ab. »Schon vergessen, alter Brummbär.«
Das glaubte Zamorra nicht so ganz - schließlich kannte er Nicole schon 35 Jahre und wusste, dass das dicke Ende noch kommen konnte -, trotzdem widersprach er ihr nicht.
»Na komm«, sagte er. »Ich bin froh, dass wir ihn nicht…«
»Schau mal, chéri«, rief Nicole, stieß ihn in die Seite und zeigte mit einer Hand nach oben.
»Was ist…?« Zamorra kniff die
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