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0896 - Das Licht der Wurzeln

0896 - Das Licht der Wurzeln

Titel: 0896 - Das Licht der Wurzeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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riss mit roher Gewalt an einem Griff, der dort aus dem Boden ragte. Mit einem Ruck öffnete sich das Straßenpflaster und gab einen Einstieg frei, der in die Tiefe führte.
    Zamorra war viel zu verblüfft, um sich gegen den harten Griff des Mannes zur Wehr setzen zu können. Ehe er sich versah, schleuderte der Kerl Cosia/Zamorra in die Dunkelheit hinein. Zamorra fiel, doch nicht lange, denn sein Sturz endete auf einem Luftkissen, das ihn abfing und sanft zu Boden leitete. Einen Augenblick später folgte ihm der Mann. Die Öffnung schloss sich wieder.
    Die Stimme des Burschen brachte Zamorra wieder ganz zu sich. »Verdammt - es werden nicht viele sein, die sich in den Untergrund gerettet haben. Das Ding da oben tötet unsere Welt!«
    Das mörderische Summen war nun direkt über ihnen. Zamorra begriff. Diese flimmernde Wand, dieser brutale Killer funktionierte wie eine Fräse, die unaufhaltsam die Oberfläche dieser Welt fraß. Hier unten waren sie tatsächlich in Sicherheit. Einer trügerischen Sicherheit allerdings, denn schon jetzt fühlte Zamorra die Hitze, die von der Oberfläche in die Tiefe drang. Hier konnten sie nicht bleiben.
    Der Mann nickte ihm - nein, Cosia, erinnerte sich Zamorra - zu. »Weiter jetzt, wir müssen tiefer, sonst wird die Hitze uns hier rösten. Morgen kommt ein Schiff von Sigial IV und holt uns ab. Das habe ich alles organisiert. Wir müssen fort von hier, Cosia. Fort aus der Heimat, und die anderen Völker werden uns folgen, wenn sie können. Es ist vorbei, der Erste Samen wird verdorren. Aber das darf nicht alles gewesen sein!«
    Zamorra begriff den Sinn der Worte nicht, doch ihm war klar, dass er Zeuge einer Epoche wurde, die vielleicht weiter in der Vergangenheit ruhte, als er sich das vorstellen konnte. Die Verbindung zu den weißen Städten lag nahe, doch was genau er hier miterlebte, blieb ihm noch verborgen.
    Die Hitze wurde nun zu einem Problem, und Zamorra schloss sich bereitwillig dem Mann an, dessen Namen er nach wie vor nicht kannte. Die Fragen lagen dem Professor auf der Zunge, doch er wagte nicht, sie zu stellen.
    Nicht als »Cosia«…
    ***
    Vinca von Parom erwachte mit einem üblen Geschmack im Mund.
    Als er sich erheben wollte, erlebte er eine böse Überraschung. Überall an seinem Körper waren Schlingpflanzen, die sich wie harte Fesseln um ihn gelegt hatten. Vinca versuchte sich nach links oder rechts zu rollen, damit er wenigstens eine gute Position bekam, um auf die Knie zu kommen. Es ging nicht. Diese Pflanzenstränge, die ihn regelrecht eingeschnürt hatten, waren fest mit dem Boden verwachsen. Er war hilflos, gefesselt. Das Ärgste, was dem Paromer gerade jetzt passieren konnte, denn die Rettung Lakirs brannte ihm auf den Nägeln.
    Noch während er fieberhaft darüber nachdachte, wie er sich befreien könnte, verabreichte ihm irgendetwas einen Schlag in die Magengrube - nicht sonderlich fest, aber immerhin. Vinca konnte sich ein schmales Grinsen nicht versagen, als er den Angreifer sah, der nun auf seinem Bauch lag. Oder besser gesagt stand, denn seine winzigen Füßchen stampften ungeduldig auf der Bauchdecke des Kriegers herum.
    Ein Ball! Zwei kreisrunde Augen, ein Mund wie ein Strich, zwei Füße -Arme konnte Vinca nicht sehen, doch wozu brauchte ein Ball die auch? Und sprechen konnte das Wesen auch.
    »Wer bist du? Warum bist du hier eingedrungen? Willst du Böses? Bist du ein Feind unserer Freundin? Wir töten dich, wenn du nicht antwortest.«
    Wie zur Bestätigung sausten zwei weitere dieser Wesen aus den Baumwipfeln auf Vinca zu und trafen ihn mit Präzision am Kopf. Dem Paromer platzte der Kragen.
    »Ihr aufgeplusterten Luftballons, was bildet ihr euch überhaupt ein? Nein, ich will nichts Böses, aber wenn ihr mich nicht gleich befreit, dann ändert sich das blitzartig. Ich bin hier, weil ich das Licht der Wurzeln suche. Und - wen meint ihr überhaupt mit Freundin ? Einen Wasserball? Die Kugelgötter auf meiner Welt hätten so etwas wie euch als Ohrstöpsel benutzt. Macht mich los, verdammt!«
    Die Ballwesen, von denen sich nach und nach immer mehr aus dem Dickicht gewagt hatten, machten allesamt ein paar Schritte auf ihren Füßchen nach hinten, als der Riese seinen Wutausbruch losließ.
    Nur die Kugel, die noch immer Vincas Bauch für sich in Anspruch nahm, behielt ihre forsche Art bei. »Schluss! Du bist unser Gefangener und stellst hier keine Forderungen. Beantworte meine Fragen, sonst stellen wir dich unter Dauerbeschuss.«
    Das war exakt der Moment,

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