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0896 - Das Psychonauten-Kind

0896 - Das Psychonauten-Kind

Titel: 0896 - Das Psychonauten-Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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einen Ziegelsteinmauergang geführt, an dessen linker Seite sich die Zellen befanden.
    Einige Türen waren verschlossen, andere standen offen. Es roch nach Kaffee. Radiomusik vermischte sich mit den Klängen aus den Lautsprechern der Fernseher, und in der letzten Zelle, deren Tür ebenfalls nicht geschlossen war, fanden wir Julio Gomez auf einem Bett liegend, aber nicht schlafend.
    Er drehte sich um, als wir eintraten, blinzelte, stöhnte und seufzte zugleich, bevor er sich aufrichtete.
    Seine Kleidung und einen Seesack hatte er etwas abseits hingelegt. Er trug nur seine lange, graue Unterhose und dazu ein olivgrünes Unterhemd.
    Es richtete sich ein Mann mit schwarzen Haaren und grauem Bart auf. Er wischte über seine Augen, reckte sich und machte die Beine lang. »Hoher Besuch?«
    »Kaum«, sagte ich, bevor ich Suko und mich vorstellte.
    »Schön, daß ihr hier seid. Stühle habe ich leider nicht genug.«
    »Wir können auch stehen.«
    »Kann aber länger dauern.«
    »Macht nichts, wir haben lange genug gesessen.«
    Gomez nickte, fuhr durch sein struppiges Haar und fragte dann: »Was wollen Sie wissen?«
    »Alles.«
    Er grinste mich an. »Ich frage mal anders herum. Was wißt ihr denn schon?« Er sprach mit einem harten Akzent und suchte nach Worten.
    »Zu wenig«, antwortete Suko, »und wenn wir ehrlich sind, dann wissen wir nichts.«
    »Ist auch nicht schlecht.«
    »Wie man's nimmt.«
    »Haben Sie keinen Schluck für mich?« wandte sich der Tramp an Captain Miller.
    »Ja, aber keinen Alkohol.«
    »Dann trinke ich auch Gänsewein.«
    »Bitte?« fragte ich.
    Gomez lachte und winkte ab. »Gänsewein - Wasser brrrr…« Er schüttelte sich. »Wer trinkt schon gern das Zeug, in dem sich die Fische vermehren.«
    Unser Lachen hallte durch den Raum. Wir mußten zugeben, daß Gomez ein lustiger Typ war, der erst redete, als er seine Flasche Mineralwasser bekommen hatte.
    Wir erfuhren so einiges über sein Schicksal, unterbrachen ihn auch nicht, weil das irgendwie dazugehörte.
    Dann kam er langsam zum Kern des Problems, er sprach von Susan, der Kellnerin, die ihm hin und wieder ein Zimmer zur Verfügung stellte, und berichtete über das, was er in der Nacht, sie lag schon etwas zurück, gesehen hatte. Drei Männer, zwei Morde, einen Jungen und ein Hund.
    Wir stellten hin und wieder Zwischenfragen, wollten mehr aus ihm herauslocken, aber er kannte weder die Namen der Killer, noch die des männlichen Opfers. Nur Susan war ihm bekannt. Über ihren Tod redete er und weinte dabei.
    Sie waren brutal, sie haben einfach geschossen, sie wollten keine Zeugen. Das waren Profis. »«
    Ich wandte mich an Miller. »Kennen Sie den Namen des Opfers?«
    »Mittlerweile schon«, gab er nickend zu. »Der Mann heißt Hubert Huxley, ein Profikiller.«
    »Aha.«
    »Dann war er wohl einigen Leuten im Wege oder hat inzwischen zuviel gewußt«, meinte Suko.
    »Kann sein, weiß ich nicht genau, aber wir sind dabei, es herauszufinden. Da arbeiten mehrere Institutionen zusammen, weil wir einfach das Gefühl haben, vor einer großen Sache zu stehen.«
    »Und jetzt mischen wir noch mit«, sagte ich.
    »Richtig.«
    Suko räusperte sich. »Sie wissen, Mr. Miller, womit wir uns beschäftigen. Bisher ist mir noch nicht klargeworden, was uns dieser eigentlich normale Tathergang angeht. So schlimm und tragisch er auch ist. Sie verstehen mich richtig?«
    »Da müssen Sie Gomez fragen. Ich denke, er hat noch nicht alles erzählt, oder?«
    Der Tramp trank aus der Flasche und schabte über seine Stirn. Er benutzte dazu den Daumennagel.
    Erst als er die Flasche leer neben sich gestellt hatte, gab er eine Antwort, zweimal von heftigen Rülpsern unterbrochen. »Genau, da fehlt noch was.«
    »Und?«
    Er schaute Suko an. »So schlimm die Morde auch waren, ich habe da noch etwas gesehen, und dabei spielen der Hund und dieser Junge, ein Kind noch, die Hauptrollen.«
    »Bitte!« forderte ich ihn auf.
    »Bevor ich Zeuge wurde, da hat es der Hund tatsächlich geschafft, mich zu diesem Jungen zu locken, der regungslos im Garten des Hotels lag. Zuerst habe ich gedacht, das Kind sei tot, aber das war es nicht. Es lebte und war nur bewußtlos. Man mußte es niedergeschlagen haben.« Er hob die Schultern. »Ich wußte ja auch nicht so recht, was ich machen sollte. Ich habe mir den Jungen genau angesehen, und vielleicht habe ich das Glück gehabt, das sehen zu können, weil es dunkel war oder so ähnlich.« Er schüttelte den Kopf. »Verdammt, ich bin mal wieder durcheinander.

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