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0896 - Das Psychonauten-Kind

0896 - Das Psychonauten-Kind

Titel: 0896 - Das Psychonauten-Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Hinsehen zu erkennen war.
    Meine Güte.
    Mit beiden Händen wischte er über sein Gesicht. Über seinen Rücken rann dabei wieder das Eis in einem kalten Strom. Er schluckte, er kam in die Höhe und bemerkte kaum, daß er sich mit einer Hand an dem Hund abstützte.
    Eines hatte er trotz seiner Panik feststellen können. Der Junge war nicht tot. Er lebte, aber er atmete flach. Etwas mußte ihn niedergestreckt haben und er brauchte rasche Hilfe.
    Susan, dachte Julio. Ihr muß ich es sagen. Sie soll einen Notarzt anrufen, sie muß…
    Er war schon drei Schritt gelaufen, als er stoppte. In seinem Hals saß plötzlich ein Kloß, und durch sein Hirn schossen die schlimmsten Gedanken.
    Nein, er mußte vorsichtig sein. Er wollte nicht wie ein Wilder durch den Eingang stürmen und die Leute verrückt machen. Es konnte ja sein, daß die Personen, die den Jungen niedergeschlagen hatten, sich noch in der Nähe aufhielten.
    Julio war nicht nur ein Tramp, er war auch ein Überlebenskünstler, was er in diesen Augenblicken bewies. Seiner Ansicht nach tat er genau das Richtige, als er die kahlen Zweige der Büsche zur Seite drückte und sich den helleren Fenstern an der Front des Hauses näherte.
    Sie lagen nicht sehr hoch. Wer innen im Raum saß und nach draußen schaute, würde ihn auch in der Dunkelheit sehen können. Deshalb duckte sich Julio zusammen. Im Entengang näherte er sich der Mauer, und links neben einem Fenster schob er sich behutsam in die Höhe, um dann einen ersten Blick durch die Scheibe zu werfen.
    Was er als Zeuge sah, ließ ihn fast durchdrehen. Er hatte Mühe, die Schreie zu unterdrücken, machte auf dem Absatz kehrt, dachte nicht mehr an den Hund, brach durch die Büsche und rannte weg, als wäre der Leibhaftige hinter ihm her…
    ***
    »Da staunst du, wie?«
    Obwohl Hubert Huxley angesprochen worden war, nahm er von dem Sprecher keine Notiz, sondern schaute auf die Kellnerin, die urplötzlich zusammenbrach, aber nicht auf den Rücken fiel, sondern sich noch drehte und bäuchlings auf dem Boden liegenblieb.
    So konnte der Killer das Einschußloch in ihrem Rücken sehen.
    »Ja, da staune ich«, flüsterte er. »Wie habt ihr mich gefunden, verdammt noch mal?!«
    »War gar nicht mal schwer«, sagte der zweite Typ. Er trug eine Wollmütze auf dem Kopf.
    »Und wer hat falsch gespielt?«
    Die drei aus der Branche grinsten. »Niemand so recht. Es war alles eine Falle. Man wollte dich loswerden, Huxley. Du bist zu alt. Schon der letzte Job wäre beinahe in die Hose gegangen. Du hast dreimal und nicht einmal schießen müssen. Wahrscheinlich zitterst du schon vor dem nächsten Schuß, deshalb sind wir gekommen, um dich in Pension zu schicken.«
    »Ja, in Pension«, murmelte Huxley. Er schaute auf seine Hände, die er flach auf der Tischplatte liegen hatte. Sein Gesicht war bleich und blutleer geworden, die Stirn hatte er in Falten gelegt, und sein Blick glitt ins Leere. Huxley wußte, daß er keine Chance hatte. Die drei waren ihm überlegen.
    Sie würden ihn umlegen, deshalb waren sie gekommen. Er konnte nur noch versuchen, sich so zu verhalten wie der Held in einem Western; den einen oder anderen wollte er mit in die Hölle nehmen.
    Komisch, daß er in diesen Sekunden noch an den Jungen und den Hund denken mußte. So etwas wie ein Lächeln glitt über seine Lippen, es war eine menschliche Regung, bei ihm äußerst selten, aber er mußte zugeben, daß ihm der Junge doch ans Herz gewachsen war. So etwas hätte er nie für möglich gehalten.
    »Na, Huxley, was ist? Warum bist du so still? Bereitest du dich auf deinen Tod vor?«
    »Muß wohl sein, wie?«
    »Ja, Huxley, das muß sein!«
    Die drei langen Mündungen wiesen nach wie vor auf ihn, nur auf ihn, und er handelte.
    Der Killer wuchtete mit seinem Stuhl nach hinten. Gleichzeitig riß er die eigene Waffe hervor und drückte ab, als er sie noch nicht richtig in der Hand hielt.
    Seine eigenen Schüsse zerschmetterten die Stille. Er hörte den Schrei nicht mehr und auch nicht das Gegenfeuer. Noch während Huxley fiel, trafen ihn die Kugeln. Sie rissen seinen Körper und seinen Kopf auf, und er war schon tot, als er zusammen mit dem Stuhl den Boden der Gaststätte berührte.
    Blut war aus den Wunden gespritzt und hatte sich auf dem Fußboden in seiner Nähe verteilt. Huxley selbst lag auf dem Boden. Aus seinem Gesicht starrten glasige Augen zur Decke.
    Es war wieder still geworden, bis auf ein pfeifendes Geräusch. Der Killer mit der Mütze hatte es ausgestoßen, denn

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