0898 - Der Saboteur
erster Linie an dieje-nigen, die die SOL gerade erst verlas-sen haben", sagte Kanthall ungerührt. „Sie hätten allen Grund, das Treiben ihrer Nachkommen mit Bitterkeit zu verfolgen - da braut sich einiges an psychischen Belastungen zusammen. Wäre es wirklich so unwahrscheinlich, daß einer von diesen Terranern die Nerven verliert?"
„Unsere Gäste", erwiderte Hamiller betont förmlich, „verhalten sich über-aus vernünftig und geben zu keiner Klage Anlaß. Abgesehen davon", fügte er trocken hinzu, „haben sie Mühe, sich in der BASIS zurechtzufinden. Keiner von ihnen hätte eine Chance, unbe-merkt durch einen Transmitter zu ge-hen. Auf unsere Leute können wir uns verlassen - die haben inzwischen auch begriffen, daß das Problem der SOL nicht nach den Gesetzen der Logik zu lösen ist."
Kanthall setzte zum Sprechen an -um Hamiller selbst gab es ein oder zwei Unklarheiten, und niemand wußte, welches Rätsel sich damit verband.
Wieweit, so wollte er fragen, konnte man von der Zuverlässigkeit der ande-ren Terraner reden, wenn nicht einmal Hamiller für jede Sekunde seiner Ver-gangenheit die Hand ins Feuer legen konnte.
Nicht einmal die Mutanten hatten herausfinden können, was mit Hamil-ler los war. Sie stimmten jedoch darin überein, daß jetzt alles in Ordnung war. So gesehen, bestand nach wie vor ein vager Verdacht, von dem aber nur we-nige Menschen etwas wußten, und es schien, als hätte Hamiller selbst über-haupt keine Ahnung davon, was vorge-fallen war. Es schien, als wären alle Erinnerungen dieser Art aus seinem Ge-dächtnis gestrichen. Ihn jetzt auf diese Unklarheiten aufmerksam zu machen, hieß vielleicht, ohne zwingenden Grund schlafende Hunde zu wecken.
Kanthall kam zu dem Schluß, daß es sich in diesem Fall wirklich nicht lohnte. „Es war nur ein Gedanke", murmelte er. „Und es kann nicht schaden, alle Möglichkeiten zu berücksichtigen."
Payne Hamiller nickte nur. „Jetzt haben unsere anhänglichen Freunde neuen Grund zum Grübeln", sagte Reginald Bull mit einer umfas-senden Handbewegung, als die Verbin-dung unterbrochen war. „Der Lauscher an der Wand ...", grinste Jentho Kanthall belustigt. „Die Frage nach den Transmittern werden die Solgeborenen für ein glat-tes Ablenkungsmanöver halten", über-legte Bull. „Aber es könnte etwas dran sein. Wer von den neuen Besitzern die-ses Schiffes könnte wohl für die Zer-störungen verantwortlich sein? Gewiß niemand, es sei denn, es läuft ein Psy-chopath frei herum."
Kanthall lächelte spöttisch in eine Aufnahmeoptik. Er stellte sich vor, wie empört die heimlichen Beobachter bei Bulls Andeutung sein mußten. „Von uns beiden hat keiner etwas da-mit zu tun", fuhr Bull fort. „Was man uns zwar nicht glaubt, wovon wir aber für uns selbst ausgehen. Was bleibt dann noch?"
„SENECA!" sagte Kanthall nüch-tern.
Bull verzog das Gesicht.
Joscan Hellmut fühlte sich gar nicht wohl. Er hatte lange hin und her über-legt - jetzt war er entschlossen, seine Fragen zu stellen, auch wenn es ihm geradezu unanständig vorkam, dem Gehirn der SOL einen solchen Ver-dacht vorzutragen. „Es geht um die Zerstörungen", sagte er rauh. „Die Einzelheiten sind dir bekannt. Es ist der Verdacht aufge-taucht, daß du selbst diesen Anschlag auf unsere Sicherheit unternimmst."
SENECA schwieg. Hellmut hatte es nicht anders erwartet. „Man vermutet, daß Rhodan schon vor langer Zeit mit der Möglichkeit rechnete, daß jemand gegen seinen Willen die SOL übernehmen wolle", fuhr Hellmut fort. „Vielleicht dachte er dabei gar nicht an uns, die Solgebore-nen."
„Ein allgemeiner Abwehrplan im Fall einer feindlichen Invasion besteht schon seit der ersten Ausbaustufe der SOL", sagte SENECA über einen der zahlreichen Lautsprecher. „Spezifische und ergänzende Anweisungen kamen später hinzu. Eine Spezifizierung auf die besondere Lage und die Eigenschaf-ten der Solgeborenen erfolgte nicht."
„Sie wäre wohl kaum nötig", mur-melte Joscan Hellmut deprimiert. „Über uns weißt du auch so genug."
SENECA hielt eine Antwort für überflüssig.
Der Solgeborene lehnte sich seuf-zend zurück. „Sieh mal", sagte er beschwichti-gend, als spräche er zu einem lebenden Menschen, „diese Anschläge sind nicht nur beunruhigend. Allmählich wird es gefährlich. Und die Art und Weise, in der unser großer Unbekannter vorgeht, stellt uns vor immer neue Rätsel. Er hat zunächst unwichtige Dinge zerstört, Lampen, Lautsprecher, allerlei Geräte, deren Ausfall gar
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