0898 - Praxis des Teufels
mich unsichtbar machen und mir die Dame mal genauer ansehen. Vielleicht erfahren wir darüber ja auch noch was.«
»Sie ist immerhin die erste, die noch in der Klinik in dieses Koma fiel.« Nicole seufzte und schlang die Arme um ihre Knie. »So sehr ich es hasse, es zuzugeben, aber ich wünschte, wir wüssten, warum Lucifuge Rofocale plötzlich das Risiko einging, diese Mrs. Sorensen noch im Krankenhaus… naja, zu töten«, meinte sie nachdenklich.
»Du meinst, wir hätten doch mit Fu Long verhandeln sollen?« Nicole zog nur eine Grimasse und antwortete nicht. Zamorra steckte sich seinen Dhyarra ein, falls es notwendig werden sollte und machte sich auf. »Ich mache mich jetzt auf zum Hospital.«
»Hm, schade, dass du da keine Hilfe brauchst. Aber ich befasse mich mal hier ein wenig mit Dr. Morcomb. Wenn wir ihn ausschalten oder noch besser, ihn von Lucifuge Rofocale trennen wollen, dann müssen wir mehr über ihn wissen.«
»Gute Idee!«, meinte Zamorra und verschwand vor Nicoles Augen…
***
Fu Long war nachdenklich in seine altmodischen chinesischen Höfe nach Choquai zurückgekehrt. Während er es sich in seiner Bibliothek bei einer Tasse Tee bequem machte, dachte er über sein Gespräch mit dem Meister des Übersinnlichen nach.
Warum nur weigerte sich Zamorra so hartnäckig, mit ihm, Fu Long, zusammen gegen Lucifuge Rofocale anzugehen? So gefährlich kann dieser Dämon doch gar nicht sein. Besonders nicht jetzt, nachdem er so geschwächt ist.
Fu Long selbst hatte sich in den letzten Wochen eingehend mit der Geschichte des Höllenfürsten beschäftigt und einen möglichen Grund gefunden, warum dessen Magie nachzulassen schien. Allerdings war dies ein Grund, der eher eine Vermutung war - und wohl bleiben würde.
Fu Long wusste, die Welt der Magie war eine sehr unsichere. Magie war eine Kraft, die völlig unterschiedliche Ausprägungen annehmen konnte, manchmal bewegte sie sich innerhalb der bekannten Naturgesetze, manchmal auch ging sie unfasslich weit darüber hinaus. Gemein war allen Formen von Magie allerdings, dass sie ihre Kraft aus dem Universum selbst bezogen, sei das nun die eigene (wie bei wirklich großen Schwarzmagiern, zu denen der Ministerpräsident ohne Zweifel zählen musste) oder die anderer Wesen - etwas, das in der Regel nur schwächere Magier taten. Bisher hatte Lucifuge Rofocale alle Arten der Magie meisterlich beherrscht - und dabei die Kraft anderer höchstens als Tribut seiner Macht angenommen. Er hatte die übernatürliche Kraft, die in jedem Wesen steckte, nicht gebraucht.
Fu Long ahnte, dass der Schlüssel zum Sieg über den Ministerpräsidenten LUZIFERS genau hier lag - Lucifuge Rofocale bediente sich zur Zeit der Lebenskraft anderer, um seine schwarzmagische Kraft aufrechterhalten zu können. Er war schwach.
Natürlich war hier die große Frage, warum das so war. Auch hierzu hatte Fu Long dank seiner Spione am Hof Lucifuge Rofocales eine Theorie entwickelt. Die Bibliothekare des Teufels, die Fu Long liebten, weil er ihnen immer wieder alte Manuskripte schenkte und sie anständig behandelte, hatten ihm berichtet, dass der Erzdämon Don Jaime, den Vampir, an seinen Hof geholt und ihn einer Befragung unterzogen hatte. Doch der Vampir hatte ihm nicht die gewünschten Antworten geliefert, und so hatte Lucifuge Rofocale ihn dem Tümpel der brennenden Seelen überantwortet.
Fu Long hatte das interessant gefunden - was hatte der Teufel wohl mit Don Jaime zu schaffen gehabt? Es gab nur eine erkennbare Gemeinsamkeit der beiden schwarzmagischen Wesen - sie waren aus einer der Spiegelwelten in dieses Universum gekommen, als diese zusammen mit den anderen zahllosen Welten in anderen Dimensionen zusammengebrochen waren.
Und jetzt lebten sie hier.
Und waren schon seit Jahren von ihrem eigenen Universum abgeschnitten.
Für Fu Long lag trotz fehlender Beweise mehr oder weniger deutlich auf der Hand, dass es diese fehlende Verbindung zu seinem eigenen Universum war, die Lucifuge Rofocale so schwächte - und dass dieser das wusste.
Doch eigentlich wirft diese These mehr Fragen als Antworten auf , dachte der chinesische Vampir. Macht ihn das weniger gefährlich? Welche seiner schwarzmagischen Fähigkeiten werden davon als erste geschwächt? Und ist mir damit wirklich geholfen? Zamorra hat nicht ganz unrecht, wenn er erst einmal abwarten will. Er muss letztendlich dem Wächter der Schicksalswaage Rechenschaft ablegen - also muss er aufs Gleichgewicht achten.
Ich glaube, ich werde diesmal
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