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09 - Denn sie betrügt man nicht

09 - Denn sie betrügt man nicht

Titel: 09 - Denn sie betrügt man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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ziemlich alles vom Senf bis zu Soßen und Gelees produziert wurde.
    » Maliks Senf- & Gewürzspezialitäten«, schloß Emily. »Andere Pakistanis sind ihm hierher gefolgt. Teilweise Verwandte von ihm, aber auch andere, die nicht zur Familie gehören. Wir haben hier jetzt eine ständig wachsende asiatische Gemeinde. Samt allen Schwierigkeiten, die sich aus einem derartigen Zusammenleben ergeben.«
    »Und eine dieser Schwierigkeiten ist Muhannad?«
    »Eine ganz dicke. Wegen diesem Kerl hinke ich mit den Ermittlungen einen ganzen Tag hinterher.« Sie griff nach einem Pfirsich, schnitt ihn auf und legte die Schnitzel rund um den Rand ihrer Joghurtschüssel. Barbara sah ihr zu und dachte an ihr eigenes ungesundes Essen, aber es gelang ihr, ihr schlechtes Gewissen zu verdrängen.
    Muhannad war, wie Emily ihr erklärte, ein politischer Aktivist, der mit wütendem Nachdruck für die Gleichberechtigung und gerechte Behandlung seiner Landsleute kämpfte. Er hatte eine Organisation gegründet, deren vorgebliches Ziel gegenseitige Unterstützung, Verbrüderung und Solidarität unter jungen Pakistanis war, und pflegte beim leisesten Verdacht von Diskriminierung mit blinder Hitzköpfigkeit zu reagieren. Wer immer einem Asiaten zu nahe trat, wurde prompt von einem oder mehreren Rächern in die Mangel genommen, zu deren Identität die Opfer danach niemals irgendwelche Angaben machen konnten.
    »Keiner kann die asiatische Gemeinde so mobilisieren wie Malik« sagte Emily. »Seit Querashis Leiche gefunden wurde, sitzt er mir wie der Teufel im Nacken und wird bestimmt nicht lockerlassen, bis ich jemanden festnehme. Wenn ich nicht gerade ihn beschwichtigen muß, dann Ferguson. Ich habe kaum mehr Zeit für die eigentlichen Ermittlungen.«
    »Ganz schön hart«, meinte Barbara.
    »Zum Kotzen ist es.« Emily warf das Messer in die Spüle und stellte ihre Schüssel mit dem Joghurt auf den Tisch.
    »Ich hab' mich im Breakwater mit der Kellnerin unterhalten«, bemerkte Barbara, als Emily zum Kühlschrank ging und zwei Dosen Heineken herausholte. Nachdem sie beide geöffnet hatte, gab sie eine Barbara. Dann setzte sie sich, indem sie sportlich ein Bein über den Sitz ihres Stuhls schwang, anstatt sich mit bemühter weiblicher Grazie auf ihm niederzulassen. »Es geht das Gerücht, daß Querashi mit Drogen zu tun hatte. Du weißt schon, daß er ein paar Beutel Heroin geschluckt hat, bevor er aus Pakistan weg ist.«
    Emily tauchte den Löffel in ihren Joghurt. Sie rollte die Bierdose über ihre schweißnasse Stirn. »Wir haben von der Toxikologie noch keinen endgültigen Befund über Querashi«, sagte sie. »Kann schon sein, daß da Drogen im Spiel sind. Angesichts der Nähe der Häfen müssen wir das auf jeden Fall in Betracht ziehen. Aber er ist nicht an Drogen gestorben, falls du das glauben solltest.«
    »Weißt du, woran er gestorben ist?«
    »O ja. Das weiß ich.«
    »Und warum macht ihr ein Geheimnis daraus? Ich hab' gesehen, daß die Todesursache noch nicht bekanntgegeben worden ist, daß also immer noch nicht klar ist, ob es sich überhaupt um Mord handelt. Seid ihr inzwischen immer noch nicht weitergekommen?«
    Emily trank einen Schluck Bier und betrachtete Barbara forschend. »Wie weit bist du im Urlaub, Barb?«
    »Ich kann den Mund halten, falls es dir darum geht.«
    »Vielleicht geht es mir ja um mehr.«
    »Brauchst du meine Hilfe?«
    Emily legte den Löffel, den sie gerade zum Mund hatte führen wollen, wieder in die Schüssel und meditierte ein Weilchen über diese Frage, ehe sie antwortete. »Es könnte sein.«
    Na, das war doch viel besser, als erst irgendwelche Hintertürchen suchen zu müssen, sagte sich Barbara und ergriff die Gelegenheit, die Emily Barlow ihr unwissentlich bot, sofort beim Schopf. »Die kannst du haben. Warum haltet ihr die Presse hin? Wenn es keine Drogen waren, ist es dann eine Sexgeschichte? War es Selbstmord? Oder ein Unfall? Was läuft da?«
    »Es war Mord«, antwortete Emily.
    »Aha. Und wenn das rauskommt, gehen die Asiaten wieder auf die Straße.«
    »Es ist schon heraus. Ich hab's den Pakistanis heute nachmittag gesagt.«
    »Und?«
    »Und sie werden uns von jetzt an nicht mal mehr allein pinkeln gehen lassen.«
    »Ist es eine Rassengeschichte?«
    »Das wissen wir noch nicht.«
    »Aber ihr wißt, wie er gestorben ist?«
    »Das wußten wir schon in dem Moment, wo wir ihn uns genauer angesehen haben. Aber ich möchte es den Pakistanis so lange wie möglich verheimlichen.«
    »Warum? Wenn sie wissen, daß

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