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09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

Titel: 09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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war sie nachtschwarz. Wo er die Fackel gepackt hatte, war die Haut aufgeplatzt und gesprungen. Blut sickerte zwischen den Fingern hindurch, aber er schien davon gar nichts zu spüren. Wenigstens eine kleine Gnade, dachte Tyrion. Obwohl die Grauschuppen tödlich waren, verursachten sie angeblich keine Schmerzen.
    » Zur Seite!«, schrie jemand aus weiter Ferne, und eine andere Stimme rief: »Der Prinz! Beschützt den Jungen!« Der Steinmensch torkelte nach vorn, streckte die Hände aus und griff nach Tyrion.
    Tyrion rammte ihm die Schulter in die Seite.
    Es fühlte sich an, als würde man gegen die Mauer einer Burg rennen, doch diese Burg stand auf einem zerschmetterten Bein. Der Steinmensch ging rückwärts über Bord, packte jedoch zu, während er stürzte und riss Tyrion mit sich. Mit wildem Platschen landeten sie im Fluss, und Mutter Rhoyne verschlang sie beide.
    Die plötzliche Kälte traf Tyrion wie ein Hammer. Während er versank, spürte er, wie eine Steinhand nach seinem Gesicht tastete. Eine andere schloss sich um seinen Arm und zerrte ihn hinunter in die Dunkelheit. Blind, die Nase voller Flusswasser, sank er würgend nach unten. Wild um sich tretend zerrte er an seinem Arm und versuchte, den unerbittlichen Griff darum zu lösen, doch die steinernen Finger ließen nicht locker. Luftblasen stiegen von Tyrions Lippen auf. Die Welt war schwarz und wurde noch schwärzer. Er konnte nicht atmen.
    Es gibt schlimmere Arten zu sterben, als zu ertrinken. Und um die Wahrheit zu sagen, war er schon vor langer Zeit gestorben, schon in King’s Landing. Es war nur sein Wiedergänger, der geblieben war, der kleine Rachegeist, der Shae erwürgt und dem großen Lord Tywin einen Armbrustbolzen in die Gedärme geschossen hatte. Niemand würde um das Wesen trauern, zu dem er geworden war. Ich werde die Sieben Königslande als Gespenst heimsuchen, dachte er, und sank weiter in die Tiefe. Im Leben haben sie mich nicht geliebt, also werden sie mich im Tode fürchten.
    Als er den Mund öffnete, um sie alle zu verfluchen, drang schwarzes Wasser in seine Lunge, und die Dunkelheit umfing ihn.

DAVOS
    »Seine Lordschaft wird Euch nun anhören, Schmuggler.«
    Der Ritter trug eine silberne Rüstung, seine Beinschienen und Handschuhe waren mit schwarzem Schmelz verziert, der an fließenden Seetang erinnerte. Der Helm, den er unter dem Arm trug, verkörperte den Kopf des Wassermanns mit einer Krone aus Perlmutt und einem hervorspringenden Bart aus Jett und Jade. Sein eigener Bart war so grau wie das Meer im Winter.
    Davos erhob sich. »Darf ich Euren Namen erfahren, Ser?«
    »Ser Marlon Manderly.« Er war einen Kopf größer als Davos und vierzig Pfund schwerer, hatte schiefergraue Augen und eine hochnäsige Art zu sprechen. »Ich habe die Ehre, Lord Wymans Vetter zu sein, und außerdem Hauptmann seiner Garnison. Folgt mir.«
    Davos war als Gesandter nach White Harbor gekommen, doch sie hatten einen Gefangenen aus ihm gemacht. Seine Unterkunft war geräumig und gut gelüftet, dazu anständig ausgestattet, doch vor seiner Tür standen Wachen. Von seinem Fenster aus konnte er die Straßen von White Harbor jenseits der Burgmauern sehen, aber man gestattete ihm nicht, dort spazieren zu gehen. Auch den Hafen konnte er sehen, und so hatte er beobachtet, wie die Fröhliche Hebamme in die Förde hinaus auslief. Casso Mogat hatte vier Tage statt der angekündigten drei gewartet, ehe er in See stach. Seitdem waren zwei Wochen verstrichen.
    Lord Manderlys Leibgarde trug Mäntel aus blaugrüner Wolle, und anstelle von gewöhnlichen Speeren war sie mit silbernen Dreizacken ausgerüstet. Ein Mann ging ihm voraus, einer hinter ihm, und jeweils einer an seinen Rockzipfeln. Sie zogen an den verblichenen Bannern, zerbrochenen Schilden, verrosteten Schwertern aus hundert siegreichen Schlachten vergangener Tage und an zwei Dutzend brüchigen, wurmstichigen Holzfiguren vorbei, die einst gewiss den Bug von Schiffen geziert hatten.
    Zwei Wassermänner aus Marmor flankierten die Türen zum Hof des Wassermanns, kleinere Vettern von Fischfuß. Als die Wachen die Türflügel aufstießen, rammte ein Herold seinen Stab auf alten Plankenboden. »Ser Davos aus dem Hause Seaworth«, verkündete er klangvoll.
    So oft Davos White Harbor auch schon besucht hatte, in die Neue Burg hatte er noch nie einen Fuß gesetzt, geschweige denn in den Hof des Wassermanns. Dessen Wände und Boden und Decke waren aus Holzplanken gefertigt, die geschickt mit Nut und Feder verbunden und

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