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09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

Titel: 09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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aus Stein an der Stirnseite des Platzes. Der riesige Panzer einer Schildkröte mit Rückenkamm hing über der Tür und war in grellen Farben bemalt. Im Inneren brannten hundert rote Kerzen trüb wie ferne Sterne. Durch die Luft zog der Duft von gebratenem Fleisch und Gewürzen, und ein Sklavenmädchen mit einer Schildkröte auf der Wange schenkte hellen grünen Wein ein.
    Haldon blieb in der Tür stehen. »Dort. Die beiden.«
    In einer Nische saßen zwei Männer an einem aus Stein gehauenen Cyvasse -Tisch und betrachteten ihre Figuren im Schein einer roten Kerze. Einer war hager und fahl, hatte dünnes schwarzes Haar und eine Nase wie ein Messer. Der andere hatte breite Schultern und einen runden Bauch, und die Ringellocken hingen ihm bis über den Kragen. Keiner der beiden machte Anstalten, von dem Spiel aufzuschauen, bis Haldon einen Stuhl heranzog und sagte: »Mein Zwerg spielt besser Cyvasse als ihr beide zusammen.«
    Der Größere hob den Blick und betrachtete die Eindringlinge angewidert, dann sagte er etwas in der Sprache von Alt-Volantis, aber so schnell, dass Tyrion nicht folgen konnte. Der Dünnere lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Steht er zum Verkauf?«, fragte er in der Gemeinen Zunge von Westeros. »Der Triarch könnte noch einen Cyvasse spielenden Zwerg für seine Groteskenschau gebrauchen.«
    »Yollo ist kein Sklave.«
    »Wie schade.« Der Mann zog einen Elefanten aus Onyx.
    Auf der anderen Seite des Cyvasse -Tisches schob der Mann hinter dem Alabasterheer die Lippen missbilligend vor. Er zog sein schweres Pferd.
    »Ein schwerer Fehler«, sagte Tyrion. Er musste seine Rolle ebenfalls spielen.
    »Genau«, sagte der dünne Mann. Er reagierte mit seinem eigenen schweren Pferd. Es folgte ein rascher Schlagabtausch, bis der dünne Mann schließlich lächelte und sagte: »Tot, mein Freund.«
    Der große Mann betrachtete das Brett finster, erhob sich und knurrte etwas in seiner Sprache. Sein Gegner lachte. »Kommt schon. So schlimm stinkt der Zwerg doch gar nicht.« Er winkte Tyrion zu dem leeren Stuhl. »Hoch mit Euch, kleiner Mann. Legt Euer Silber auf den Tisch, und wir wollen sehen, wie gut Ihr das Spiel beherrscht.«
    Welches Spiel?, hätte Tyrion fragen können. Er kletterte auf den Stuhl. »Ich spiele besser mit vollem Bauch und einem Becher Wein in der Hand.« Der dünne Mann wandte sich um und rief dem Sklavenmädchen zu, es solle Speis und Trank bringen.
    »Der edle Qavo Nogarys ist der Zöllner hier in Selhorys«, sagte Haldon. »Ich habe ihn nicht ein Mal im Cyvasse besiegt.«
    Tyrion verstand. »Vielleicht habe ich ja mehr Glück.« Er öffnete seinen Beutel und stapelte Silbermünzen neben dem Brett, eine auf die andere, bis Qavo schließlich lächelte.
    Während sie ihre Figuren hinter der Trennwand aufstellten, fragte Haldon: »Und, was gibt es für Neuigkeiten flussabwärts? Gibt es Krieg?«
    Qavo zuckte mit den Schultern. »Die Yunkai’i hätten es gern. Sie nennen sich selbst die Weisen Herren. Über ihre Weisheit kann ich nichts sagen, aber an Verschlagenheit mangelt es ihnen nicht. Ihr Gesandter kam zu uns mit Truhen voller Gold und Edelsteinen sowie zweihundert Sklaven, anziehenden Mädchen und zarten Jungen, die in der Kunst der Sieben Seufzer ausgebildet waren. Mir wurde erzählt, seine Feste seien rauschend und seine Bestechungsgelder großzügig.«
    »Die Yunkischen haben Eure Triarchen gekauft?«
    »Nur Nyessos.« Qavo nahm die Trennwand zur Seite und betrachtete die Aufstellung von Tyrions Heer. »Malaquo mag alt und zahnlos sein, trotzdem ist er immer noch ein Tiger, und Doniphos wird nicht mehr wiedergewählt. Die Stadt dürstet nach Krieg.«
    »Warum?«, fragte sich Tyrion. »Meereen liegt viele Meilen jenseits des Meeres. Wie hat diese süße Kindkönigin Alt-Volantis beleidigt?«
    »Süß?« Qavo lachte. »Wenn nur die Hälfte der Geschichten aus der Sklavenbucht stimmen, ist dieses Kind ein Ungeheuer. Sie soll blutrünstig sein, und wer die Stimme gegen sie erhebt, wird auf einen Pfahl gespießt, um qualvoll zu sterben. Es heißt, sie sei eine Zauberin, die ihre Drachen mit dem Fleisch von Neugeborenen füttert, eine Eidbrüchige, die die Götter verspottet, Abkommen bricht, Gesandte bedroht und sich sogar gegen jene wendet, die ihr treu gedient haben. Man erzählt sich, ihre Lust sei unstillbar, und sie paare sich mit Männern, Frauen, Eunuchen und sogar mit Hunden und Kindern, und wehe dem Liebhaber, der sie nicht befriedigen kann. Sie gibt ihren Körper den Männern

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