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09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

Titel: 09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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Yollo?«
    »Wenn ein Mann nur seine Finger als Geliebte hat, wird er ihrer ziemlich schnell überdrüssig.« Selhorys ist vielleicht der Ort, wohin Huren gehen. Tysha könnte sogar hier sein, mit tätowierten Tränen auf der Wange. »Ich bin fast ertrunken. Danach braucht man eine Frau. Außerdem muss ich sichergehen, dass mein Schwanz sich nicht in Stein verwandelt hat.«
    Der Halbmaester lachte. »Ich werde in der Schenke am Tor auf dich warten. Aber lass dir nicht zu lange Zeit.«
    »Oh, nur keine Angst, was das betrifft. Die meisten Frauen bevorzugen es, so schnell wir möglich mit mir fertig zu werden.«
    Es war ein bescheidenes Bordell, verglichen mit jenen, die der Zwerg in Lannisport und King’s Landing besucht hatte. Der Besitzer schien keine Sprache außer der von Volantis zu sprechen, aber das Klimpern von Silbermünzen verstand er recht gut, und er führte Tyrion durch einen Bogengang zu einem langen Raum, in dem es nach Weihrauch duftete und wo sich vier gelangweilte Sklavinnen mit unterschiedlichen Mengen an Kleidung lustlos rekelten. Zwei von ihnen hatten schon wenigstens vierzig Namenstage gefeiert, die jüngste hingegen war vielleicht fünfzehn oder sechzehn. Zwar wirkten sie nicht so scheußlich wie die Huren am Hafen, doch waren sie auch nicht mit Schönheit gesegnet. Eine war ganz eindeutig schwanger. Eine andere war einfach nur fett und trug Eisenringe in beiden Brustwarzen. Allen vieren waren Tränen unter ein Auge tätowiert.
    »Gibt es hier ein Mädchen, das der Zunge von Westeros mächtig ist?«, fragte Tyrion. Der Besitzer blinzelte und begriff nichts, also wiederholte Tyrion die Frage auf Hochvalyrisch. Diesmal schien der Mann den einen oder anderen Brocken mitzubekommen und antwortete in Volantisch. »Mädchen vom Sonnenuntergang«, verstand der Zwerg aus der Antwort. Tyrion nahm an, damit sei ein Mädchen aus den Königreichen der Abenddämmerung gemeint.
    Es gab nur eine von dort im Haus, und es war nicht Tysha. Sie hatte Sommersprossen auf den Wangen und kleine rote Locken auf dem Kopf, was vermuten ließ, dass sie auch Sommersprossen auf den Brüsten und rotes Haar zwischen den Beinen hatte. »Sie wird genügen«, sagte Tyrion, »und einen Krug Wein dazu. Roten Wein zu rotem Fleisch.« Die Hure betrachtete angewidert sein nasenloses Gesicht. »Stößt mein Anblick dich ab, Süße? Ich bin ein abstoßendes Geschöpf, wie mein Vater dir sicherlich gern bestätigen würde, wenn er nicht tot wäre und im Grab verfaulen würde.«
    Obwohl sie wie ein Mädchen aus Westeros aussah, sprach sie kein Wort der Gemeinen Zunge. Vielleicht wurde sie als Kind von einem Sklavenhändler entführt. Ihr Zimmer war klein, doch auf dem Boden lag ein myrischer Teppich, und die Matratze war mit Federn gefüllt und nicht mit Stroh. Ich habe schon üblere Bordelle gesehen. » Sagst du mir deinen Namen?«, fragte er, während er einen Becher Wein von ihr entgegennahm. »Nein?« Der Wein war stark und sauer und erforderte keine Übersetzung. »Ich denke, ich sollte mich um deine Möse kümmern.« Er wischte sich den Mund mit dem Handrücken ab. »Hattest du schon einmal ein Ungeheuer im Bett? Jetzt ist die beste Gelegenheit dafür. Zieh die Kleider aus und leg dich auf den Rücken, wenn du willst. Wenn nicht, auch.«
    Sie blickte ihn ohne Verständnis an, bis er ihr den Krug aus der Hand nahm und ihr die Röcke über den Kopf zog. Dann verstand sie, was von ihr erwartet wurde, allerdings zeigte sie dabei nicht gerade große Begeisterung. Tyrion hatte so lange bei keiner Frau gelegen, dass er sich beim dritten Stoß in sie ergoss.
    Eher beschämt als befriedigt wälzte er sich von ihr herunter. Das war ein Fehler. Was für ein erbärmliches Geschöpf bin ich doch geworden. » Kennst du eine Frau, die Tysha heißt?«, fragte er sie, während er zuschaute, wie sein Samen aus ihr heraus auf das Bett tropfte. Die Hure gab keine Antwort. »Weißt du, wohin Huren gehen?« Auch darauf antwortete sie nicht. Ihr Rücken war kreuz und quer von Narben überzogen. Dieses Mädchen ist so gut wie tot. Ich habe gerade eine Leiche gefickt. Sogar ihre Augen wirkten tot. Sie hat nicht mal mehr die Kraft, mich zu hassen.
    Er brauchte Wein. Viel Wein. Er nahm den Krug mit beiden Händen und hob ihn an die Lippen. Rot lief der Wein. Die Kehle hinunter, am Kinn herab. Von seinem Bart tropfte er ins Federbett. Im Kerzenlicht sah er so dunkel aus wie der Wein, der Joffrey vergiftet hatte. Als der Krug leer war, warf er ihn zur Seite.

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