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09-Die Pfade des Schicksals

09-Die Pfade des Schicksals

Titel: 09-Die Pfade des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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und Kausalität Zäsuren zu erschaffen. Außer ihrer zerbrochenen Humanität und ihrer Unfähigkeit, unabhängige Entscheidungen zu treffen, hinderte sie nichts daran, den gesamten Bogen der Zeit aus seinen Fundamenten zu reißen.
    Gleichzeitig glotzte ein anderer Teil Lindens stumm den Croyel an, als wollte sie fragen: Wieso hast du keine Angst? War das Monster nicht ebenso gefährdet wie sie alle? Die geringste Berührung durch den Sturz musste den Croyel doch so wirkungsvoll vernichten wie jeder physische Tod?
    Wieso war Turiya Herem bereit, die Vernichtung eines Ungeheuers zu riskieren, das sowohl Roger als auch Lord Foul lebend haben wollten?
    Aber für das alles hatte Linden keine Zeit. Beim nächsten Herzschlag war ihr Verstand plötzlich wieder heil und konzentriert.
    »Geh!« Sie stieß Liand zu Jeremiah hinüber. »Rette ihn, wenn du kannst! Zäsuren sind mein Problem.«
    Dann riss sie den Stab des Gesetzes hoch und flehte ihn um Feuer an.
    Schlug Joan nochmals und aus geringerer Entfernung zu … Konnte der Wüterich so viel Vernunft erzwingen … Im nächsten Augenblick loderten dunkle Flammen aus dem Stab, und Linden fühlte die Nachwirkungen des Gebrauchs des Weißgolds abklingen. Trotz der erzwungenen Schwärze fühlte diese ihr gehörende Feuersbrust sich in ihren Händen richtig an. Und sie war nicht Joan. Sie konnte sich frei entscheiden. Erdkraft und Gesetz konnten den Schaden heilen, den wilde Magie angerichtet hatte. Solange Joan es nicht schaffte, im genau richtigen Augenblick genau die Stelle zu treffen, an der Linden stand, würde sie Liand beschützen können.
    »Ring-Than, nein!«, rief Pahni. »Das darfst du nicht zulassen! Ich flehe dich an! Die Gefahr ist zu groß!«
    Sie meinte die Gefahr für Liand.
    »Schweig, Seilträgerin!«, blaffte Mahrtür. »Darüber hast du nicht zu befinden.«
    Aber Pahni ignorierte ihren Mähnenhüter. »Liand, bitte. Du bist mein Liebster! Ich flehe dich auf den Knien liegend an, wenn dich das umstimmt. Überlass diese gefährliche Aufgabe anderen, die nicht so geliebt werden.«
    Linden beobachtete den heranziehenden Sturm aus Übel und hielt sich bereit. Aber sie beobachtete Liand genauer als die Zäsur und betete darum, dass er nicht versagen würde. Dass der Sonnenstein nicht in seiner Faust zu Staub zerfallen würde.
    Liand wandte sich von Jeremiah ab, um Pahni zu umarmen. So leise, dass Linden ihn kaum hörte, forderte er die Seilträgerin auf: »Fürchte um mich, Liebste. Ich fürchte selbst um mich. Aber in Linden Averys Gesellschaft, in deinen Umarmungen und dem Orkrest habe ich mich gefunden, obwohl ich nicht wusste, dass ich verloren war. Gebe ich hier nicht mein Äußerstes, werde ich weniger, als ich für mich erstrebe. Dann bin ich der Talente, die ich in dir entdeckt habe, nicht würdig.«
    »Aber wenn du umkommst …«, jammerte Pahni.
    »Komme ich dabei um«, erwiderte er so zärtlich, dass Linden das Herz schmerzte, »bist du noch da, um dem Land, den Ranyhyn und der Ringträgerin zu dienen, wie es deine Pflicht ist. Meine Liebe bleibt für immer bei dir. In Kummer liegt Kraft. Wie du sie gebrauchen wirst, rechtfertigt mich.«
    Während Liand Pahni an sich gedrückt hielt, manifestierte sich im Dunkel der Nacht eine zweite Zäsur.
    Diese erschien mit ihren zerstörerischen Schrecken links von Linden - und näher als die erste; viel näher. Wie ein Vulkanausbruch zerriss sie die Luft kaum ein halbes Dutzend Schritte von Clymes Position auf dem nördlichen Hügelkamm entfernt. Dann wollte das Chaos aus Augenblicken nach ihm greifen. Aber er brachte sich übernatürlich schnell mit einem Satz in Sicherheit. Während er die Hügel nach weiteren Gefahren absuchte, achtete er darauf, dem Sturz nicht zu nahe zu kommen.
    Wie die erste Zäsur hielt auch diese auf Jeremiah und den Croyel zu, als würde sie von dem hellen Leuchten von Loriks Krill angezogen.
    »Bald wäre gut«, stieß Covenant durch zusammengebissene Zähne hervor: »Jetzt wäre besser.«
    Damit konnte er Linden ebenso meinen wie Liand.
    Liand schob Pahni sanft von sich fort, hielt seinen Sonnenstein hoch und schritt auf Jeremiah zu.
    Die triumphierende Miene des Croyels war schlagartig verschwunden. Die ängstliche Erwartung in seinem Blick hätte ein Echo der Beklommenheit sein können, die Linden empfand.
    Während Liand auf ihn zutrat, machte er sein Licht heller und noch heller. Es beleuchtete Jeremiahs schlaffe Züge wie eine kleine Sonne, die dem nächtlichen Dunkel trotzend das

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