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09 - Old Surehand III

09 - Old Surehand III

Titel: 09 - Old Surehand III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Bucht weiter außen erreichten, kamen wir von vorn anstatt von rückwärts an das Feuer und die an demselben Lagernden. Wir versuchten das, und es gelang vortrefflich. Es gab eine Menge Binsen hier, in denen wir nicht bloß Deckung, sondern ein auch allerdings weiches, weil mooriges Lager fanden.
    Nun hatten wir das Lager ganz nahe vor unsern Augen. Und wen sahen wir? Old Wabble mit den Tramps!
    Ihre Anwesenheit an diesem Ort war nicht etwa ein Wunder, aber wir fühlten uns doch überrascht. War denn jemand bei ihnen, der den Weg nach hier kannte? Unser Aufenthalt in der Schmiede und im Bärental hatte diesen Leuten zu einem mehrtägigen Vorsprung verholfen. Sie schienen sich ganz wohl zu befinden, wenigstens ging es sehr lebhaft bei ihnen her. Sie saßen alle, wie wir sie kannten, und nicht einer fehlte am Feuer, und nur einer stand, hochaufgerichtet an einen Baum gelehnt – der alte Wabble.
    Er trug den Arm in einer aus einem Fellstück gemachten Binde und bot einen Anblick, welcher zum Erschrecken war. Sein langer, hagerer Körper war noch viel dürrer geworden und sein Gesicht, schon vorher fast fleischlos, so eingefallen, daß es der vorderen Seite eines Totenkopfes glich. Die sonst so rein gehaltene weiße Haarmähne, jetzt freilich nur noch halb vorhanden, ‚kleckte‘, um mich eines vulgären Ausdruckes zu bedienen, vor Schmutz. Er bildete nur noch ein Gerippe, und sein fast ganz abgerissener Anzug hing an ihm wie zusammengeraffte Fetzen an einem Rechenstiel. An Nahrung hatte es ihm jedenfalls nicht gefehlt; der Armbruch war der Grund zu diesen ihn nichts weniger als verschönernden Folgen. Er schien sehr geschwächt zu sein und sich kaum aufrecht halten zu können. Auch seine Stimme war nicht mehr die frühere. Sie klang hohl, wie durch ein Ofenrohr gesprochen, und zitterig, als ob ihn das Fieber schüttele.
    Er sprach nämlich gerad jetzt, als wir in unserem Versteck Platz genommen hatten. Wir lagen nahe genug, um alles hören zu können, mußten aber sehr aufmerken, um ihn zu verstehen.
    „Weißt du noch, du Hund, was du mir damals auf Helmers Home zugeschworen hast?“ hörten wir ihn fragen.
    Der Blick seiner tief in den Höhlen liegenden glanzlosen Augen war auf eine Stelle gerichtet, wo wir etwas wie ein langes, zusammengeschnürtes Paket liegen sahen. War das ein Mensch? Und wenn, wer konnte es sein? Auf Helmers Home? Betraf das etwa unser damaliges Erlebnis an diesem Ort? Er erhielt keine Antwort und fuhr fort:
    „Ich habe mir deine Drohung Wort für Wort gemerkt. Sie lautete: ‚Nimm dich vor mir in acht, du Hund! Sobald ich dich treffe, bezahlst du mir diese Schläge mit dem Leben. Ich schwöre es dir mit allen Eiden zu, die man nur schwören kann!‘ Hoffentlich hast auch du diese Worte nicht vergessen!“
    Ah, das konnte nur zu dem ‚General‘ gesprochen sein! Er war also gefangen, hier gefangen, von Old Wabble gefangen! Er hatte den Weg hierher allein machen müssen, weil ihm seine Rowdies nicht hatten folgen können, und war in die Hände des alten ‚Königs der Cowboys‘ gefallen. Das war interessant, höchst interessant, auch für Winnetou, der mir dieses durch ein dreimaliges leises „Uff, uff, uff!“ zu erkennen gab.
    „Ich habe sie nicht vergessen!“ antwortete jetzt der ‚General‘ in zornigem Ton: „Du hattest mich geschlagen!“
    „Ja, fünfzig gute, prächtige Hiebe! Ich gönne sie dir noch heut, denn du hattest mich gegen Old Shatterhand und Winnetou verraten und ihnen gesagt, daß auch ich der Dieb ihrer Gewehre sei. Also dich rächen willst du, Hund, mir an das Leben gehen?“
    „Ja, ja, das werde ich!“
    „Aber nicht so schnell, wie du denkst! Erst komme ich daran! Da du mir so aufrichtig sagst, was ich von dir zu erwarten hätte, will ich dir mit derselben Offenheit dienen, denn eine Liebe ist der andern wert; th'is clear! Ich werde dich auch ein wenig um das Leben bringen. Hörst du, um das Leben!“
    „Wage es!“
    „Pshaw! Was ist da zu wagen!“
    „Ich bin nicht allein!“
    „Das machst du mir nicht weis!“
    „Ich habe Helfer, viele Helfer mit, die mich an dir rächen würden.“
    „Wen denn?“
    „Das ist meine Sache!“
    „Ah, also die deinige, nicht auch die meinige? Nun, so brauche ich mich auch nicht daran zu kehren! Übrigens sagst du das nur, um mir Angst zu machen und dich dadurch zu retten. Aber Old Wabble, the king of cowboys, ist nicht der Mann, der sich von dir ins Bockshorn jagen läßt! Wir wissen genau, wie es mit deinen Helfern

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