09 - Verschwörung der Druiden
morgige Nacht überlebten, würden sie vielleicht erfahren, was die Prophezeiungen wirklich bedeuteten, und das würde ihr weitere zwanzig Jahre unermüdlicher Forschungsarbeit am Computer ersparen.
Eigentlich schienen zwanzig Jahre Arbeit an einem Computerprogramm im Moment eine sehr verlockende Alternative zu sein. Aber vielleicht gaben ihr die Prophezeiungen einen Hinweis darauf, wie sie sich aus ihrer misslichen Lage befreien konnte. Vielleicht konnte sie George dazu überreden, sie laufen zu lassen, sofern er überhaupt bereit war, sie anzuhören. Vielleicht hatten die Prophezeiungen für ihn eine Bedeutung. Vor allem eine, die ihm Einhalt gebot.
He, es war einen Versuch wert. Was hatte sie schon zu verlieren? Im schlimmsten Fall würden die Druiden bei ihrem »Opfert-Willow«-Plan bleiben.
Vielleicht konnte sie George dazu bringen, das Geheimnis der Prophezeiungen zu lösen. Sie fragte sich, ob die Druiden mit Computern arbeiteten.
Willow hörte, wie die Wagentüren zugeschlagen wurden, und dann noch einen dumpfen Laut über ihrem Kopf, als wäre etwas auf dem Dach des Autos gelandet. Der Motor erwachte brummend zum Leben.
George wollte sie also irgendwohin bringen. Vielleicht zu seinem Haus? In ihrem schwebenden Zustand bekam sie kaum etwas von ihrer Umgebung mit.
Der Motor brummte leise und regelmäßig. Sie würde in alle Ewigkeit schweben. Ein alter Kinderreim kam ihr in den Sinn:
Fahr, fahr, fahr mit dem Boot
Den Fluss hinab, fort von der Not
Du darfst dich nicht umschaun
Das Leben ist nur ein Traum.
Fahr, fahr, fahr...
Treiben, für immer treiben...
Die Stimme riss sie aus ihren tiefer werdenden Träumen. Sie driftete davon, fort aus der Realität. Realität? Die einzige Realität, die sie hatte, war die in ihrem Kopf.
Es war die Stimme des Druiden. Was sagte er?
»Es tut mir Leid, junge Dame, aber dein Tod wird ein völlig neues Zeitalter einleiten.«
Oh ja, ihr Tod. Nun, es war nett von dem Druiden, dass er ihren Verdacht bestätigte.
Ihr Tod. Genau aus diesem Grund musste sie wach bleiben.
Der Motor brummte leise in ihren Ohren.
Ihr Tod. Genau aus diesem Grund brauchte sie einen Plan.
Fahr, fahr, fahr mit dem Boot.
Sie schwebte noch immer.
Es musste doch irgendeinen Ausweg geben.
Den Fluss hinab, fort von der Not.
Bestimmt würde irgendjemand Giles finden. Er würde ihnen sagen, was geschehen war.
Du darfst dich nicht umschaun.
Was konnte sie nur tun? Sie war von Dunkelheit umgeben und ihr einziger Begleiter war das leise Brummen eines Autos
- oder vielleicht eines Lastwagens - oder vielleicht - oder - oder -
Das Leben ist nur ein Traum.
Oz hielt sich noch immer fest. Und der Lieferwagen fuhr nicht gerade schnell, aber mit gleich bleibender Geschwindigkeit durch die Nacht.
Manchmal glaubte er, dass ihm die Werwolfhälfte seines Ichs ein besonderes Durchhaltevermögen verlieh, selbst wenn er nicht das haarigste Wesen in der Stadt war. Er konnte seine Freunde aus der Band mühelos übertrumpfen und stundenlang üben, bevor er müde wurde. Und wenn er eine Prüfung vor sich hatte - er hatte seiner Mutter versprochen, eines Tages den Abschluss zu machen -, konnte er die ganze Nacht aufbleiben und lernen und am nächsten Morgen trotzdem die Prüfung bestehen. Und bis jetzt hatte er es geschafft, sich an den Aluminiumstangen des Gepäckträgers festzuhalten, obwohl sie über einige recht beeindruckende Bodenwellen geholpert waren.
Immerhin hielt sich George auf den Nebenstraßen. Er wollte mit seinem Mietwagen wahrscheinlich so wenig Aufmerksamkeit wie möglich erregen. Sie hatten das Zentrum umfahren und näherten sich jetzt dem Stadtentwicklungsgebiet hinter dem Friedhof. Für einen Moment nahm Oz an, dass George zu seinem gemieteten Cottage wollte. Aber der Lieferwagen dröhnte an der Einfahrt zum Neubauviertel vorbei und bog erst nach einem knappen Kilometer ab, um einer kurzen Schotterstraße zu folgen, die vor einigen alten Betonlagerhäusern in einer Sackgasse endete.
Kaum hielt der Wagen an, sprang Oz vom Dach. Er war immerhin heil angekommen. Allerdings fühlten sich seine Arme an, als wären sie während der Fahrt um zehn Zentimeter länger geworden. Der Druide stellte den Motor ab und Oz sprintete zum nächstgelegenen Versteck, einer Reihe verrosteter Zapfsäulen in der Mitte des Parkplatzes.
Statt die Hecktür des Lieferwagens zu öffnen und Willow herauszuholen, betrat George direkt das Lagerhaus.
Uh-oh. Zeit für eine Entscheidung. Sollte Oz den großen
Weitere Kostenlose Bücher