090 - Der Monster-Mann
weiter an. Als alles ruhig blieb, klappten sie ihn völlig
in die Höhe.
Die Truhe war
leer.
Sie bestand
aus massiven, kräftigen Bohlen. Jede war einzeln aus einem gewaltigen Stamm
geschnitten. Das Holz war dunkel, und auch die Innenseiten zeigten die
seltsamen Muster magischer Zeichen und Symbole, die ihnen schon auf den
Außenseiten der Truhe aufgefallen waren.
Larry ließ
die kleine Taschenlampe aufflammen, die er wie jeder Agent stets bei sich trug.
Das Gerät war
klein in der Abmessung, aber groß in der Leistung.
Grellweiß war
der Lichtstrahl, der das Innere der Truhe schattenlos ausleuchtete.
Im Licht
entdeckte Iwan Kunaritschew einen daumennagelgroßen Stoffetzen, der in der Ecke
zwischen Oberteil und Bodenplatte hing.
Der Russe
beugte sich nach vorn, um das Stück Stoff näher unter die Lupe zu nehmen.
Es ging alles
blitzschnell und völlig lautlos.
X-RAY-7
schien in dem Moment, als er sich herabbeugte, von unsichtbaren Händen gepackt
und mit immensem Kraftaufwand nach vorn gerissen zu werden. Eigentlich hätte er
nur in die Truhe fallen können.
Der Mann war
wie ein Bär und verfügte über beachtliche Körperkräfte. So einer kippte nicht
einfach über den Rand einer Truhe und fiel auch noch wie ein Tölpel hinein.
Der Boden
wurde in dem Moment, da er ihn berührte, durchlässig. Gleichzeitig trat der Sog
.auf.
Iwan Kunaritschew
verlor den Boden unter den Füßen.
Der kräftige
Russe kam nicht mehr zu einer Abwehrbewegung und konnte sich auch nicht mehr
aufrichten. Der Sog war stärker.
Ein
überraschter Aufschrei drang aus der Kehle des Mannes.
Larry, für
den der Angriff aus dem Unsichtbaren ebenfalls völlig überraschend kam, wollte
noch nach Kunaritschew greifen.
Doch mit
X-RAY-3 geschah genau das Gegenteil wie mit dem Kollegen, dem er zu Hilfe eilen
wollte.
Larry flog
zurück und hatte das Gefühl, als hätte ihn ein Pferdehuf mitten auf der Brust
getroffen.
Er taumelte
gegen die Kellerwand.
Mit dumpfem
Knall fiel der Deckel der Truhe zu, in der Iwan Kunaritschew verschwunden war.
Larry berührte
mit dem Rücken noch nicht die Wand, da begannen die Konturen der Truhe vor
seinen Augen schon zu verschwimmen.
Sie wurde
durchsichtig, und obwohl sie noch dort stand, konnte man die Wand hinter ihr
erkennen.
Wie eine
Spukerscheinung löste sie sich im nächsten Moment völlig auf und - verschwand .
. .
Und mit ihr -
Iwan Kunaritschew!
●
Es war alles
gesagt.
»Okay,
starten wir. Ich fahr voran . . .« Der Rocker-Chef zog
die Sichtscheibe herunter und grinste hinterhältig.
Die anderen
aus der Gruppe, die er in dieser Nacht mitgenommen hatte, schlugen sich auf die
Schultern. Ihr »King« war ein Teufelskerl, im wahrsten Sinn des Wortes.
Sie konnten
es kaum erwarten, daß das Kräftespiel begann.
Rocky gab
Gas. Das Hinterrad der Maschine drehte durch, faßte dann, und die
Harley-Davidson machte einen Satz nach vorn.
Der Rocker
beschleunigte ungeheuer schnell und jagte über das Plateau hinweg, das noch mal
leicht anstieg.
Die Zuschauer
hielten den Atem an.
Was jetzt
kam, hatten sie noch nicht gesehen. Rocky raste auf die Schlucht zu, die wie
ein dunkler Schlund den Berg durchschnitt .
Noch mal
dröhnte der starke Motor auf. Rocky gab Vollgas.
Er stand halb
auf der Maschine, beugte sich in dem Moment wie ein Skispringer weit nach vom,
als das Vorderrad den äußersten Rand der Schlucht erreichte.
Mit seinem
Körpergewicht riß er praktisch die Maschine noch mal in die Höhe.
Die Räder
lösten sich vom Boden, die Maschine hing in der Luft!
Wie ein Pfeil
durchschnitt sie die Dunkelheit. Motorrad und Rocker-Chef schienen zu einer
Einheit verschmolzen zu sein und hoben sich vom Nachthimmel kaum ab. Die
Verkleidung der Harley-Davidson war schwarz, und schwarz war der Lederanzug des
Rockers, der sie steuerte.
Ein
unglaubliches Bild bot sich den Zeugen dieses Wahnsinnsaktes.
Grell und
scharf gebündelt stach das Scheinwerferlicht der Maschine in den Himmel. Das
Rücklicht funkelte rot wie ein böses Auge. Es wurde schnell kleiner . . .
Der Flug
durch die Luft, der Sprung über die zerklüftete Schlucht zum Bergvorsprung der
anderen Seite, schien eine Ewigkeit zu dauern.
Es sah aus,
als würde die Maschine in der Luft stillstehen.
Das Ganze
währte nur wenige Sekunden. Aber die Zeit kam ihnen vor wie eine Ewigkeit. .
Dann senkte
sich das Motorrad nach vorn.
Mit dem
Vorderrad kam es zuerst auf.
Der Motor
heulte auf, und die Maschine schien in dem Moment, als
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