090 - Der Monster-Mann
raketenförmigen Geschossen gefüllt waren. An
Haken waren kugelförmige Granaten befestigt. Doch das war noch nicht alles.
Die Wand war
durchlässig wie Nebel - und er konnte in sie hineingehen wie in einen Schrank,
der in die Tiefe gebaut war und dessen Türen offenstanden.
Links und
rechts hingen Anzüge. Sie waren schwarz und schienen aus weichem, nachgiebigem
Leder zu bestehen. Die Oberfläche schimmerte matt.
Unwillkürlich
blickte Ralph Philips an sich herunter.
Er fuhr
zusammen.
Er war
nackt?!
Wie in einem
Traum reagierte er, griff einen der Anzüge und stieg schnell hinein.
Er hatte das
Gefühl, als würde sich das kalte Leder wie eine zweite Haut um seinen Körper
legen.
Mit der
fremden Kleidung kamen die fremden Gedanken.
Ralph
Philips’ Bewußtsein und Überlegungen wurden förmlich verschüttet.
Deutlicher
als zuvor hörte er die raunenden, wispernden Stimmen. Sie schienen plötzlich in
ihm zu sein.
Er konnte sie
verstehen und fühlte die dämonischen Ausstrahlungen. Sie waren so
ungeheuerlich, daß sie ihn zu Boden zwangen.
Unsichtbare
Kräfte umhüllten ihn.
Er sah und
hörte von gewaltigen Schlachten, die zwischen Menschen und grausamen
dämonischen Wesen, die in der Menschenwelt Fuß zu fassen versuchten,
stattfanden.
Angst und
Schrecken waren weit verbreitet.
Aus diesen
finsteren Hallen kamen die Kämpfer und Henker der Dämonin. Dies war eine
Brutstätte, von der aus ihr Einsatz erfolgte.
Schwarze
Gestalten, bis an die Zähne bewaffnet, gingen gegen Menschen vor, die sich nach
Einbruch der Dunkelheit nicht mehr auf die Straße wagten.
Die Schwarzen
Garden, die Mörder mit den Schlangenköpfen, kamen. Auf schweren, fahrbaren
Untersätzen, die Ähnlichkeit mit Zweirädern hatten, donnerten sie durch die
engen Gassen. Die Schlangenköpfigen verschafften sich mit Gewalt Eingang in die
Häuser, überfielen die Bewohner, töteten sie und setzten die Gebäude mit
Schüssen aus den Raketenhänden in Brand.
Flammen
loderten auf. Ganze Straßenzüge wurden in einer Nacht dem Erdboden
gleichgemacht. Wem es gelang, zu fliehen, wurde verfolgt oder mit gezieltem
Pfeilschuß zu Boden gestreckt. Die Pfeile waren wie Bomben, die sich in die
Körper der Unglücklichen senkten und sie auf der Stelle ebenfalls in Brand
setzten. Zurück blieben Aschehäuflein, die von den darüber wegrasenden Rädern
in alle Winde verstreut wurden.
Dämonische
Wesen bestimmten das Straßenbild. Die Häuser hatten eine klare, futuristische
Form. Aber das, was die Stimmen, Gedanken und Einflüsse des Anzugs, den er nun
trug, in sein Bewußtsein transformierte, machte ihn sicher, daß er keine
Zukunftsbilder sah, sondern die Schrecken einer längst vergangenen und
vergessenen Zeit nacherlebte.
Es waren die
furchtbaren Tage einer Insel, die unter dem Namen »Atlantis« in die Annalen der
Geschichte eingegangen war. Ereignisse, von denen niemand wußte, waren hier
lebendig erhalten worden. An einem Ort, wo die Schlangenköpfigen ihre
furchtbaren Beutezüge vorbereiteten, waren noch heute, in dieser Minute, alle
Einflüsse des Bösen und Dämonischen ebenfalls lebendig.
Und das
Vermächtnis einer fremden, grausamen Vergangenheit traf Ralph Philips mit
voller Wucht. Er dachte und handelte nicht mehr wie der Mann, als der er zu Rockys Clique gestoßen war, sondern wie jene Kräfte
handelten, dachten und lebten, die einst diese dem Bösen geweihten Anzüge
trugen.
Als Ralph
Philips sich vom Boden erhob, sah er in der dunkel schimmernden Wand sein
Spiegelbild.
Auf seinen
Schultern prangte der mächtige, aufgeblähte Schädel einer kobraähnlichen
Schlange.
Ralph Philips
lachte leise. Es klang gefährlich und - tödlich.
Er war zum
Monster-Mann geworden.
●
Er wußte, was
er tun mußte.
Das, was ihn
vor wenigen Minuten noch zu Boden zwang, ihm psychische und physische Schmerzen
bereitete, war jetzt seine Natur.
Das
Dämonische einer fernen Zeit wirkte in ihm und bestimmte seine Handlungen.
Der Kampfgeist
einer unmenschlichen Gattung, die von einer Dämonin auf der Insel Atlantis
eingeschleust worden war, um den Bewohnern dieser Welt
Angst, Schrecken und Tod zu bringen, erfüllte ihn ganz. Die Aufgabe derer, die
einst in den Kampfanzügen steckten, die nichts anderes gewesen waren als
lebende Kampfmaschinen, war zu seiner eigenen geworden.
Es war nicht
mehr Ralph Philips, der die unheimliche Titanenhalle durcheilte, der nach der schweren Maschine griff, die wie zufällig auf der
Säule lehnte, an der er nun
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