090 - Der Verlorene der Todeswelt
Keim für ein neues dämonisches Leben frei.
***
An und für sich war Mortimer Kull nicht leicht aus der Fassung zu bringen, doch diesmal befiel ihn eine lästige Unruhe. Er kommandierte zwei Männer ab, eilte mit ihnen durch den unterirdischen Flur und fuhr mit dem Lift zwei Etagen nach unten.
Wenn Murdock Mist gebaut hatte, konnte er etwas erleben. Kull befürchtete, Murdock könnte an der Strahlenkanone herumgespielt und dabei einen Unfall gehabt haben.
Der Fahrstuhl hielt an, Kull stieß die Drahtglastür auf und rannte vor den Männern, die ihn begleiteten, zur Krankenstation. Er klopfte nicht an die Tür, sondern öffnete sie sofort.
»Dr. Livingstone!«
Der Raum, in den Mortimer Kull trat, war leer.
»Seht in den anderen Räumen nach!« befahl Kull den Männern.
Ihm fiel auf, daß Livingstone den Telefonhörer nicht aufgelegt hatte. Das mußte nichts zu bedeuten haben, aber irgendwie erhöhte diese Wahrnehmung Kulls Unruhe.
Was war hier vorgefallen? Efrem Murdock war zu Dr. Livingstone gegangen… Und was weiter? Aus welchem Grund hatte Murdock den Arzt aufgesucht?
Vermutlich hatte sich Murdock nicht wohlgefühlt. Er mußte schrecklich ausgesehen haben, sonst hätte Dr. Livingstone nicht sofort Alarm geschlagen.
Die Männer kamen zurück und meldeten, daß sich Dr. Livingstone auch in den anderen Räumen nicht aufhielt, und von Murdock fehlte auch jede Spur.
»Was hat das zu bedeuten?« fragte Mortimer Kull. Er war selten ratlos, aber heute war er es. »Los! Ihr sucht die beiden in der gesamten Etage!« befahl der Professor, und die Männer stürmten davon. Kull legte den Telefonhörer in die Gabel, überlegte kurz und telefonierte dann mit den Verantwortlichen der einzelnen Etagen. »Ich will wissen, wo Murdock und Dr. Livingstone sind«, sagte er allen.
Man versprach ihm, die beiden auf allen Ebenen zu suchen. Er legte auf und setzte sich. Drei Minuten später läutete das Telefon. Und dann wußte Kull, wo sich die Gesuchten befanden.
***
Ein Schuß peitschte, und dann ging es rund. Ich sah, wie der Mann mit dem Federnumhang aufbrüllte, und wie sein Dolch, den ihm die Kugel aus der Hand geprellt hatte, davonflog.
Ein Meisterschuß.
Die Niborees fielen förmlich von mir ab. Ihre Frauen stürmten kreischend in die Nacht hinein, und auch die nackten Männer gaben Fersengeld.
Ich hätte nicht gedacht, daß Jack Nancy noch zu retten war. Der Himmel mußte diesen Schuß abgefeuert haben. Nancy und ich waren schlagartig allein.
Ich rannte zu ihm, hob den Dolch auf und schnitt damit seine Fesseln durch.
»Ein Wunder«, stöhnte der Reporter. »Tony, ein Wunder ist geschehen.«
»Sieht so aus«, gab ich zurück.
Nancy setzte sich auf, und plötzlich hörten wir das Lachen eines Mannes. Ich nahm an, daß es derjenige war, der Jack Nancy soeben das Leben gerettet hatte.
Aber meine Kopfhaut fing an, sich leicht zu spannen. Vielleicht war der Kerl ein OdS-Agent, dann saßen wir noch immer in der Tinte. Sein Lachen erleichterte es mir herauszufinden, hinter welchem Felsen er sich befand.
Wieder dieses Lachen, anhaltend und meckernd. Was amüsierte den Burschen so sehr?
»Tony Ballard!« sagte er auf einmal. »Das darf's nicht geben. Ist die Welt wirklich ein Dorf?«
Die Stimme kam mir verdammt bekannt vor.
Sie gehörte meinem Freund Noel Bannister.
***
»Hell and Damnation!« tönte der Amerikaner, hinter dem Felsen hervortretend. »Wenn wir uns hier verabredet hätten, hätten wir uns nicht besser treffen können.«
Groß und schlaksig kam er auf uns zu, das Haar lang und spleenig grau gefärbt, und seine großen Zähne schimmerten blütenweiß im Schein des Feuers.
Er breitete die Arme aus. »Tony Ballard. Ist das denn die Möglichkeit. Was tust du denn in dieser gottverlassenen Wüste? Sag bloß, du bist wegen Mortimer Kull hier. Warum hast du mich das nicht wissen lassen? Du weißt doch, wie gern ich mit dir gegen Kull antrete.«
Wir umarmten uns und schlugen einander auf die Schultern. Dann machte ich Noel Bannister mit Jack Nancy bekannt und erzählte die Geschichte des Reporters.
Als Noel von dem fliegenden Riesenkraken und den lebenden Skeletten hörte, pfiff er durch die Zähne.
»Freund Kull scheint mal wieder alle Register zu ziehen«, brummte er.
»Woher weißt du von seiner Wüstenstation?« fragte ich.
Noel grinste. »Wie du weißt, habe ich eine Menge sehr aufmerksamer Kollegen, und sowie einer von denen Mortimer Kull sieht, klingelt bei mir das Telefon. Man hat ihn in
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