090 - Der Verlorene der Todeswelt
seinem Abgang von der High School hatte er davon geträumt, mal bei der Agency Karriere zu machen. Dafür brachte er jedes Opfer, und als er hörte, daß eine neue Abteilung gegründet werden sollte, stellte er sich sofort für die Tests zur Verfügung.
Er überschlug sich vor Freude, als er in die engere Wahl kam, und er strengte sich während der Ausbildungszeit am meisten an, damit ihn Noel Bannister so bald wie möglich zum ersten Einsatz mitnahm.
Endlich war es soweit, und Ty war entschlossen zu beweisen, daß Noel Bannister richtig gehandelt hatte, als er sich für ihn entschied. Noel war sein Freund, aber er wußte, daß er ihn nie für diesen Job ausgesucht hätte, wenn er nicht davon überzeugt gewesen wäre, daß er dafür der richtige Mann war.
Freundschaft war eine Sache, der Job eine andere, das sah Ty Ryan ein. Beruf und Privatleben gehörten streng getrennt. Wenn man die Grenzen verschwimmen ließ, konnte das sehr leicht ins Auge gehen.
Mit Jeffrey Shaw verhielt es sich anders. Er war nicht so ruhig und besonnen wie Ty, lieferte einmal im Quartal einen Vollrausch und war hinter den Mädchen her wie der Teufel hinter einer armen Seele. Seine Hobbys waren schnelle Motorräder und Motorboote.
Es hatte ihn nicht zur CIA gedrängt, er war gestoßen worden. Viel lieber wäre er Jumbo-Pilot geworden, aber sein Großvater und sein Vater waren CIA-Agenten gewesen, hochdekorierte sogar, und so blieb ihm nichts anderes übrig, als in ihre Fußstapfen zu treten.
Da er nun schon mal bei der Agency war, machte er Nägel mit Köpfen. Für halbe Sachen war er nicht zu haben, deshalb setzte er es sich in den Kopf, Vater und Großvater mit seinen Leistungen noch zu übertrumpfen.
Die Testwerte waren hervorragend gewesen, und so hatte ihn Noel Bannister in seine Crew aufgenommen. Seither gehörte er zur CIA-Elite, und er war sich dieser Auszeichnung wohl bewußt.
Sie hatten gelernt, wie man sich im freien Gelände bewegt. Die Ausbildung war hart gewesen, doch der Schliff machte sich nun bezahlt. Unbemerkt pirschten sie sich an die Wüstenstation heran.
Als sie unter der Landeplattform ankamen, legten sie eine kurze Verschnaufpause ein. Sie peilten die Lage. Daß sie sich etwa dort befanden, wo George Heston von Sono gepackt worden war, wußten sie nicht.
»Alles okay?« fragte Jeffrey Shaw.
»Yeah«, dehnte Ty Ryan. »Ich glaube, wir können es riskieren, in den Helikopter zu klettern.«
»Das mach' ich allein«, sagte Shaw. »Besser, du bleibst hier und hältst mir den Rücken frei.«
»Auch gut«, sagte Ryan. Er schlug dem Freund und Kollegen auf die Schulter. »Mach's gut. Und laß dich nicht erwischen.«
» Das hängt von dir ab«, sagte Shaw grinsend.
Ryan zog seine Waffe und blickte sich aufmerksam um, während Shaw am Gestänge der Plattform hochkletterte. Auf dem Bauch liegend schob er sich auf den Hubschrauber zu.
Es wäre ihm lieber gewesen, wenn der Mond nicht so hell geleuchtet hätte, aber man kann sich die Arbeitsbedingungen bei diesen Einsätzen nicht aussuchen.
Dicht neben dem Helikopter richtete er sich auf. Der kalte Wüstenwind zerzauste sein schwarzes Haar. Er hoffte, daß die Kanzeltür nicht mit einem Funkgerät gesichert war, das Alarm schlug, wenn sich ein Unbefugter daran zu schaffen machte, doch seine Sorge war unbegründet.
Nichts passierte, als er die Tür öffnete. Rasch kletterte er auf den Pilotensitz und schloß die Tür hinter sich. Dann öffnete er seine Jacke und schob die Hand in die Innentasche, die er sich besonders groß hatte nähen lassen, damit viel darin Platz hatte. So zum Beispiel sein Spezialbesteck, mit dem sich allerlei anstellen ließ.
Er glitt langsam zur Seite und faßte unter das Steuerhorn. Geschickt löste er mehrere Schrauben, löste einen Kabelschuh und zog das zigarettenschachtelgroße Aggregat heraus.
Er steckte es mit den Schrauben ein, und von diesem Moment an war gewährleistet, daß dieser Hubschrauber nicht einmal den kleinsten Hüpfer tun konnte.
Er verließ den Helikopter und kehrte zu Ty zurück. »Ist die Luft noch rein?«
»So rein, daß man sie einem Gesundheitsapostel verkaufen könnte«, antwortete Ryan. »Wie warst du als Saboteur?«
»Einsame Spitze.«
»Dann sitzt Kull jetzt in der Falle.«
***
Zum erstenmal war Mortimer Kull mit Schwierigkeiten konfrontiert, denen er sich nicht gewachsen fühlte. Sonst hatte er für jedes Problem im Handumdrehen eine Lösung parat, doch diesmal war der Professor mit seinem Latein am
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