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090 - Moerderische Knochenhaende

090 - Moerderische Knochenhaende

Titel: 090 - Moerderische Knochenhaende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Sky
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daß er es war, der vor der Tür stand. Sie durchquerte den Raum, blieb an der Tür stehen und rief: „Sind Sie es, Rodrigo?“
    „Ja, Marchesa. Ich bin’s. Ist alles in Ordnung?“
    Sie atmete erleichtert auf und drehte den Schlüssel herum.
    „Wir haben uns große Sorgen um Sie gemacht, Marchesa“, sagte der Hausdiener, als er sie sehen konnte. Hinter ihm stand Carlotta Vespari. Silvana und Julia kamen erregt näher. „Warum haben Sie geschrien?“
    „Ich … ich habe nicht geschrien, Rodrigo. Sie müssen sich getäuscht haben. Oder haben Sie wieder einmal um Hilfe gerufen, Carlotta?“
    „Warum sollte ich es gewesen sein?“ Die Erzieherin schien betroffen über den brüsken Ton der Marchesa. Luisa di Cosimo merkte es, aber sie entschuldigte sich nicht.
    Rodrigo Rossetti glaubte der Marchesa nicht, das war ihm deutlich anzusehen. Aber er respektierte, daß sie nicht sprechen wollte, obwohl er sie nicht verstand.
    „Es ist nichts. Es ist wirklich nichts“, erklärte die Marchesa. „Gute Nacht.“
    Sie schloß die Tür.
    „Daraus soll nun jemand klug werden“, sagte Rodrigo brummig. Er nickte den drei Mädchen zu und ging die Treppe hinunter.
    Carlotta Vespari seufzte.
    „Ihr solltet auch ins Bett gehen“, sagte sie. „Es ist schon spät.“
    „Ich kann nicht schlafen. Es ist so schwül“, entgegnete Julia.
    „Versuche es wenigstens.“
    „Das tue ich schon die ganze Zeit.“
    Carlotta Vespari blickte den beiden Mädchen nach, bis sie in ihren Zimmern verschwunden waren. Dann kehrte sie in ihr eigenes Zimmer zurück, entkleidete sich und ging ins Bett.
     

     
    Julia wälzte sich ständig von einer Seite auf die andere. Sie war müde und schlief doch nicht ein. Der Vorfall mit ihrer Mutter beschäftigte sie. Sie war fest davon überzeugt, daß sie nicht ohne Grund geschrien hatte. So leicht war die Marchesa nicht zu erschrecken. Julia hatte sich oft über ihre Nervenstärke und Ausgeglichenheit gewundert. Die Marchesa hatte oft erstaunlichen Mut gezeigt, jetzt aber hatte sie verstört ausgesehen. Sie war verletzend in ihrem Ton gewesen und hatte Carlotta Vespari ungerecht behandelt. Das mußte einen Grund haben.
    Einige Zeit später blickte Julia auf die Uhr. Es war bereits nach Mitternacht. Noch immer hatte sie keine Ruhe gefunden. Sie beschloß, zu ihrer Mutter hinüberzugehen und mit ihr zu sprechen. Sie stand auf und streifte sich einen Morgenrock über, schlüpfte in ein Paar Sandalen und verließ ihr Zimmer.
    Auf dem Gang war es so dunkel, daß sie kaum etwas erkennen konnte. Sie verzichtete jedoch darauf, Licht zu machen, weil sie niemanden wecken wollte. Leise schritt sie auf die Tür zu den Räumen der Marchesa zu.
    „Julia!“ flüsterte jemand.
    Sie blieb stehen und wandte sich um.
    „Julia, hier bin ich, auf der Treppe.“
    Sie fuhr erneut herum, und jetzt erkannte sie eine schemenhafte Gestalt.
    „Komm, Julia, ich will dir etwas zeigen, komm.“
    „Wer … wer sind Sie?“
    Die Gestalt kicherte leise.
    Sie schien im Nichts zu verschwinden und sich aufzulösen. Julia ging zwei schnelle Schritte auf die Treppe zu, dann sah sie, daß die Gestalt nach unten glitt. Sie schien schwerelos zu sein und wie ein Schemen dahin zu schweben.
    „Komm, Julia, ich muß dir etwas zeigen.“
    Ihr Herz klopfte rasend schnell. Sie wollte in ihr Zimmer zurück fliehen, doch sie konnte nicht. Von der Gestalt her wehte ihr eine Kälte ins Gesicht, die wie ein Sog wirkte. Sie konnte sich ihr nicht entziehen, sie mußte ihr folgen. Zögernd erst, dann aber immer schneller, lief sie hinter ihr her. Als sie die Halle erreichte, war die Gestalt verschwunden, doch die große Tür stand offen.
    Julia näherte sich ihr unsicher.
    Draußen war es drückend schwül.
    Aus der Dunkelheit raste ein Schatten auf sie zu. Sie fuhr erschrocken zurück, um ihm auszuweichen. Entsetzt schrie sie auf, dann begriff sie, daß es nur eine Katze war, die ins Schloß flüchtete. Sie fühlte, wie das weiche Fell an ihren Beinen entlang strich.
    „Mussolini – du bist es.“
    Sie hätte erleichtert sein müssen, aber sie war es nicht. Langsam ging sie in den Park hinaus und sah sich um, bis plötzlich wieder jene schattenhafte Gestalt vor ihr erschien.
    „Hattest du mich verloren, Julia? Du konzentrierst dich nicht.“
    „Verzeih.“
    Der Schatten wich vor ihr zurück. Sie folgte ihm Schritt für Schritt in die Dunkelheit hinein. Manchmal konnte sie ihn überhaupt nicht sehen, wenn sie unter die Bäume geriet, wohin das

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