0902 - Das Mädchen und die Loower
Adams mit feinem Lächeln.
Tifflor blieb ernst. „Jennifer meint, daß wir eigentlich kein Risiko eingehen. Denn wenn die Loower wirklich ernst machten, wären wir gegen ihre technische und zahlenmäßige Überlegenheit chancenlos.
Im Raum könnten wir uns nicht lange halten, und tatsächlich plädiert auch NATHAN im Fall eines Konflikts für Kapitulation. Wenn sich die Kampfhandlungen erst auf die Planeten verlagern, hätten wir sowieso mehr zu verlieren als die Loower."
„Das sind eigentlich Binsenwahrheiten", sagte Adams. „Und ich sehe, worauf du hinauswillst. Wenn wir bei einem Krieg Imperium-Alpha gegen die Loower halten wollten, müßten wir dafür Millionenverluste in der Bevölkerung in Kauf nehmen.
Und das werden wir uns gut überlegen.
Ich glaube, es wäre wirklich ein tragbares Risiko, Goran-Vran Informationen über Imperium-Alpha zukommen zu lassen."
Tifflor nickte. „Dann gebe ich Thaty grünes Licht. Ich bin ehrlich gespannt, wie Goran-Vran das aufnimmt."
Hergo-Zovran ließ den Besucher diesmal nicht warten. Als Lank-Grohan in die Türmerstube kam, schenkte er ihm sofort seine Aufmerksamkeit. „Ich habe beim letztenmal gesagt", eröffnete der Türmer vom Mars die Unterhaltung, „daß du dich bei mir erst wieder melden sollst, wenn dein terranischer Schützling die nötige entelechische Reife besitzt, um als Unterhändlerin auftreten zu können."
„Es ist soweit", sagte der nonentelechische Psychologe schlicht. Als der Türmer daraufhin schwieg, wertete er dies als Aufforderung, sich näher zu erklären. „Baya hat raschere Fortschritte gemacht, als ich in meinen kühnsten Träumen zu hoffen wagte ...", begann er, wurde jedoch sofort vom Türmer unterbrochen. „Träume sind ein Teil des hypothetischdeduktiven Denkens und werden bei den Menschen im Unbewußten geboren", sagte Hergo-Zovran. „Loower haben kein Unterbewußtsein, sondern denken auf beiden Geistesebenen bewußt. Daher sind Träume uns fremd. Oder willst du sagen, daß das terranische Mädchen dir das Träumen beigebracht hat?"
„Das war nur so eine Redewendung, die ich von Baya angenommen habe, Türmer", entschuldigte sich Lank-Grohan. Der Einwand des Türmers verunsicherte ihn, und er fragte sich ernsthaft, ob er durch den Umgang mit Baya entartet war.
Ohne Zweifel hatte er einiges von Baya angenommen, aber er hatte keineswegs die Übersicht verloren und traute sich ein objektives Urteil über sich selbst zu.
Deshalb konnte er ruhigen Gewissens behaupten: „Ich mußte Baya irgendwie entgegenkommen, aber dabei hat sie viel mehr von der Entelechie partizipiert als ich von der terranischen Denkweise. Ich habe einen gesunden Kompromiß geschlossen."
„Ich vertraue dir, Lank", sagte der Türmer. „Und du bist der Meinung, daß das kleine Mädchen einer diplomatischen Aufgabe von dieser Bedeutung gewachsen wäre?"
„Unbedingt. Sie denkt und handelt wie eine Loowerin. Im philosophischen Sinn ist sie sogar eine Loowerin in einem menschlichen Körper.
Sie ist die erste und einzige geglückte Synthese unserer Geisteswelt mit einer fremden."
„Du brauchst deine Verdienste nicht so stark hervorzukehren", ermahnte der Türmer den Wissenschaftler. „Ich will gar nicht eitel sein", meinte Lank-Grohan. „Baya hat selbst mehr zu ihrer Reifung beigetragen als ich."
Warum verfiel Lank-Grohan nur so schnell von einem Extrem ins andere?
Vom Eigenlob zur Selbstkritik - das war nicht entelechisch. Es war übertriebene Gefühlsäußerung, eines Loowers nicht würdig. Aber immerhin hatte sich Lank-Grohan um das terranische Mädchen große Verdienste erworben, und wenn er erst wieder von ihr getrennt war, würde er schon zu sich selbst zurückfinden. „Ich werde ihre Entsendung als Botschafterin der Entelechie in die Wege leiten", sagte Hergo-Zovran. „Mein Stellvertreter Fanzan-Pran wird die Vorbereitungen treffen, damit wir so schnell wie möglich eine Delegation zur Erde schicken können.
Aber zuerst will ich noch herausfinden, welche Stimmung bei den Terranern herrscht."
Damit verabschiedete er Lank-Grohan. Er wartete, bis der Psychologe die Türmerstube verlassen hatte, dann stellte er die Verbindung zu Goran-Vran her.
Die Terraner hatten noch immer nicht entdeckt, daß er in einer seiner Körperplatten einen Sender versteckt hatte, der alle Geschehnisse in seiner Umgebung in Bild und Ton zum Mars in die Neunturmanlage übermittelte. Wann immer Hergo-Zovran es wollte, konnte er daran teilnehmen.
Im Augenblick war
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