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0902 - Zurück zu den Toten

0902 - Zurück zu den Toten

Titel: 0902 - Zurück zu den Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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den Kopf zerbrochen. Sie war anders als ihre Schwester, denn sie wollte den Dingen stets auf den Grund gehen. Da machte sich Amanda keine Gedanken darüber. Sie nahm gewisse Dinge hin und fragte sich anschließend nur, ob sie ihnen positiv oder negativ gegenüberstehen sollte.
    In diesem Falle positiv, denn nicht grundlos hatte sie davon gesprochen, das Fenster in der Nacht offenzulassen, um den Toten freien Eintritt zu bieten.
    Die Toten in ihrem Haus?
    Olivia Serrano schauderte, denn an diesen Gedanken mußte sie sich erst noch gewöhnen.
    Ihre Augen begannen zu tränen. Es lag am langen Starren in die Dunkelheit. Hinzu kam, daß sie Amanda sah.
    Sie hatte den Wald verlassen und bewegte sich fast tänzerisch. Sie winkte sogar mit beiden Armen in Richtung Küchenfenster, weil sie genau wußte, daß ihre Schwester dort stand und sie bestimmt erwartete.
    Olivia lächelte. Erleichterung spiegelte sich auf ihrem Gesicht wider. Der Atem wehte noch einmal gegen die Scheibe, dann drehte sich die Frau um und ging zur Haustür.
    »Olivia, Olivia!« Amanda sprach den Namen ihrer Schwester jubelnd aus. »Es ist wunderbar. Es ist nicht zu fassen, nicht zu glauben und auch nicht zu erklären…«
    »Komm erst mal rein.«
    »Ja, natürlich.« Sie drängte sich an Olivia vorbei, so daß diese die Tür schließen konnte. Und sie beobachtete Amanda genau, die vor dem Garderobenschrank stand und zu einer völlig anderen geworden war. Ihr Gesicht wirkte verklärt, den Mund hielt sie offen. In den Augen lag ein gewisses Strahlen, allerdings auch ein entrückter Ausdruck, als hätte sie etwas Besonderes erlebt, ähnlich wie ein Teenager, der sich gerade verknallt hatte.
    »Geht es dir gut, Amanda?«
    »Ja, sehr.«
    »Das freut mich.« Olivia erwartete weitere Erklärungen, damit allerdings hielt sich Amanda zurück. Sie preßte nur ihr Gesicht in beide Handflächen und schüttelte den Kopf. »Du kannst es dir nicht vorstellen, Schwester, du kannst es dir einfach nicht vorstellen, was ich erlebt habe. Es ist unbeschreiblich.«
    »Willst du in die Küche kommen?«
    »Ja, das werde ich.«
    Es war der Lieblingsplatz beider Schwestern. Sehr gern saßen sie sich gegenüber und sprachen über alle Probleme, die anlagen. Das konnte oft Stunden dauern, es wurde ihnen dabei nie langweilig, denn sie fanden stets Themen.
    Amanda nahm zuerst Platz. »Was möchtest du denn trinken?« hörte sie ihre Schwester fragen.
    »Jetzt einen Schnaps.«
    »Gut.«
    Der Brandy stand im Küchenschrank. Olivia bückte sich und holte eine Flasche und zwei Gläser hervor. Sie schenkte gut ein, auch für sich, denn sie hatte den Eindruck, daß die nächsten Stunden entscheidend werden würden.
    Als Amanda das Glas umfaßte, schaute sie kurz hoch. »Wo steckt dieser Fremde?«
    »Im Keller!«
    »Gut, sehr gut. Ist er noch immer gefesselt?«
    »Ja.«
    »Ausgezeichnet, das ist wichtig.«
    »Warum ist das wichtig?«
    »Erkläre ich dir später. Jedenfalls haben wir großes Glück gehabt, daß ich das Geheimnis noch heute entdeckt habe. Es ist unwahrscheinlich.«
    Amanda schüttelte den Kopf. Sie war noch immer außer Atem, und ihre Augen zeigten einen seltsamen Glanz, als hätten sich ihre Pupillen nebst ihrer Gedanken nach innen gekehrt. Sie trank den Brandy in kleinen Schlucken und schüttelte sich nicht mal, was sie sonst immer getan hatte.
    Ihr Gesicht zeigte eine gewisse Röte, die sich allerdings auf die Wangen konzentrierte. Ansonsten wirkte es blaß, als wäre es mit hellem Staub gepudert worden. Als sie das Glas schließlich absetzte, nickte sie ihrer Schwester zu. »Wir haben genau das Richtige getan, Olivia, genau das Richtige.«
    »Ich verstehe dich nicht.«
    »Wirst du gleich, wirst du gleich.« Sie winkelte die Arme an und stemmte ihre Hände auf den Küchentisch. »Ich habe dich nicht grundlos nach diesem Fremden gefragt.«
    »Er heißt Sinclair.«
    Amanda winkte ab. »Es spielt keine Rolle, wie sein Name lautet, aber er ist als Mensch wichtig. Als Träger der Kraft und der Nahrung, das sage ich dir.«
    »Für wen denn?«
    »Für die drei Vampire!«
    Jetzt war es heraus, und Amanda wartete darauf, wie ihre Schwester reagieren würde.
    Zunächst tat Olivia nichts. Sie holte nicht mal Atem. Sie saß nur da, hatte die Stirn gerunzelt, dachte über die Formulierung ihrer Frage nach und flüsterte: »Hast du nicht etwas von Toten erzählt, denen du das Fenster…?«
    »Ja, ja, das habe ich.«
    »Was sollen dann die drei Vampire?«
    Amanda lachte kratzig.

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