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0903 - Nächte der Angst

0903 - Nächte der Angst

Titel: 0903 - Nächte der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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der dritte noch vor ihnen, und aus seinem Schatten löste sich lautlos eine Gestalt.
    Lou Ryan war wie ein Phantom erschienen!
    Er grinste.
    Sixton Wingate hatte ihn nicht gesehen. Er hielt den Kopf gesenkt, murmelte etwas, sprach aber mit sich selbst und bewegte sich mit kleinen, tappenden Schritten voran.
    Es würde seine Zeit dauern, bis Vera und der Pastor ihn passiert hatten, und darauf setzte er.
    Er zischte Vera etwas zu.
    Sie blieb nicht stehen, aber sie schaute ihn an. Das Gesicht des Mannes sah aus wie ein kalte Maske, zu der die beiden bösen Augen genau paßten. Die Lippen zeigten ein breites Grinsen, und als er sie jetzt bewegte, drangen seine Worte flüsternd hervor. »Ihr habt es gesehen, nicht wahr?«
    Vera nickte.
    »Das war mein erster großer Sieg. Doch zähle ich nicht, aber ich habe meine Zeichen bei einem Todfeind hinterlassen.«
    Vera bleib stehen.
    Auch Wingate stoppte seinen Schritt. »Was ist denn?« fragte er leise. »Warum gehen wir nicht weiter?«
    »Nichts ist, gar nichts.«
    Der Pastor schüttelte den Kopf, schaute aber dann nach rechts und sah Lou Ryan. Ein verwirrter Ausdruck trat in Wingates Augen, denn er wußte mit dieser Person nichts anzufangen. »Wer ist das?« murmelte er.
    »Ein flüchtiger Bekannter«, erwiderte Vera.
    Lou Ryan hatte den kurzen Dialog mitbekommen, der ihm wenig gefiel. »Nur ein Bekannter?« höhnte er leise.
    »Das stimmt wohl nicht. Ich bin mehr.«
    »Nein, du…«
    »Doch!« Er starrte Vera kalt ins Gesicht, und sie merkte, wie ihr Widerstand schmolz. In diesem Blick lag eine nahezu hypnotische Kraft. Hypnotisch, gefährlich und satanisch.
    Mit einer lockeren Bewegung griff er unter seine Lederjacke. Der Pastor hatte seinen Kopf wieder gesenkt, weil ihn Lou nicht mehr interessierte, und so sah er nicht, daß der Mann in der Lederjacke ein Messer hervorholte und es flach auf seine Handfläche legte. Die Spitze zeigte auf Vera. Die Messerklinge war dunkel und schien nicht aus Stahl, sondern aus einem anderen Material zu bestehen, das wie Horn aussah. In seinem Innern schimmerten dunkle und helle Einschlüsse. Der Griff war aus Holz.
    Vera Tanner verkrampfte innerlich, als sie mühsam und stockend fragte: »Was soll ich damit?«
    »Du darfst es nehmen!«
    »Und dann?« Ihre Stimme kippte um. Sie merkte wieder das Zittern. Gleichzeitig brach ihr der Schweiß aus.
    »Dann erlaube ich dir, damit zu töten, Süße. Ja, du kannst mit der Klinge töten, und dein erstes Opfer steht direkt neben dir. Niemand außer mir wird es sehen. Nimm das Messer und stoße es dem alten Pfaffen in den Hals!«
    Vera Tanner glaubte, sich verhört zu haben. Sie wünschte sich auch weg, weit weg. Ihr Gesicht gehörte keinem Menschen mehr, es sah aus wie eine bleiche Maske.
    Sie schüttelte den Kopf.
    Lou Ryan drängte weiter. »Los, nimm es! Es ist ganz einfach, kinderleicht…«
    Sollte sie - sollte sie es nicht?
    Vera schwankte. Sie konnte den Blick einfach nicht von Ryans Augen wenden, die ihr jetzt wieder anders vorkamen. Sie leuchteten von innen, und es war eine kalte, gelbliche Farbe, die sich dort angesammelt hatte, von einer Intensität, wie sie sie bei einem Menschen noch nie gesehen hatte.
    Er ging noch einen Schritt auf sie zu und hielt ihr das Messer hin.
    »Wollen wir nicht gehen?«
    Die müde Stimme des Pfarrers hinterließ bei Vera Tanner eine verblüffende Wirkung. Plötzlich war der Kreis durchbrochen, die Realität hatte sie wieder, und der ungewöhnliche Schatten wurde von ihrem Hirn weggezogen. »Ja«, sagte sie, »wir werden gehen.« Sie drückte den Mann an ihrer Seite vor, während Lou Ryan wieder zurücktrat, sich an den Baumstamm lehnte und leise lachte.
    Immer noch so laut, daß Vera ihn hören konnte. Wie auch die anschließenden Worte, die er sehr deutlich betonte. »Glaube nur nicht, daß du es geschafft hast, kleine Vera. Glaube es nicht. Es ist ein erster Versuch gewesen, du hast schon gezweifelt, das ist mir nicht entgangen, und beim zweiten Versuch wirst du noch unsicherer werden, das garantiere ich dir.«
    Sie lief jetzt so schnell wie möglich weg und zerrte den alten Pastor hinter sich her. Sie wollte diesen verfluchten Hundesohn nicht mehr hören. Sie wünschte ihn zum Teufel, denn in diesen Augenblicken sah sie wieder klar, und es kam ihr wie ein kleines Wunder vor, als sie die Außentreppe des Pfarrhauses erreichten. Vera mußte ihren Schützling die Stufen hochziehen. Sie schloß die Tür auf und weinte plötzlich, als sie im düsteren Flur

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