0904 - Der Krieger der weißen Stadt
Zaudern. Armakath ist ein überaus wichtiger Teil des Ganzen. Du bist ein wichtiger Teil Armakaths. Du siehst, es gibt also keine Wahl, jetzt nicht mehr!«
Bei den letzten Worten war die Stimme eindringlicher geworden. Van Zant schwieg. In seinem Kopf jedoch rotierten die Gedanken und fuhren Achterbahn. Wie konnte er hier argumentieren? Hatte das überhaupt Sinn?
Der Ductor stand lauernd keine drei Meter hinter ihm. In seiner Hand hielt er den Doppelspitzen-Speer. Artimus war sicher, dass er ihn ohne zu zögern einsetzen würde. Er hatte klar gemacht, wie sehr er den Menschen verachtete. War dieser Pykurr van Zants Henker? Van Zant war gewiss, dass er dieses Gespräch nicht überleben konnte, wenn es nicht so verlief, wie die Herrscher es sich vorstellten. Aber war er als Krieger denn wirklich so wichtig für das Gelingen eines so gewaltigen Plans? Wie konnte das sein? In den weißen Städten wurden die Wächterinnen ausgewechselt, wenn es notwendig wurde - selbst die Wurzeln waren austauschbar. Artimus hatte das in Armakath erlebt… und dabei den Tod der ersten Wächterin der weißen Stadt miterleben müssen. Der Frau, die in ihm einen Krieger erkannt hatte.
Van Zant wagte einen Vorstoß.
»Wählt einen anderen Krieger, einen, der die Kraft und den Willen hat, Armakath zu verteidigen, ganz gleich was geschieht. Ich bin eine schlechte Wahl.«
Angespannt wartete er auf die Reaktion, die auch schnell kam.
»Das ist nicht möglich, denn deine Rolle wird entscheidend sein. Du bist nicht zu ersetzen.«
Artimus fuhr dazwischen. »Ihr tauscht Wächterinnen und Wurzeln aus - warum nicht einen Krieger? Das verstehe ich nicht.«
Die Antwort war erschütternd für den Physiker.
»Du weißt um die Besonderheit Armakaths.« Damit konnte nur die unselige Verknüpfung zwischen der Erde und der Hölle gemeint sein. »Die schwarze Magie, in die Armakath eingebettet ist, macht aus ihr die stärkste aller Flammen. Das haben wir so gewollt - so ist es auch geschehen. Und du, Krieger, wirst das verbindende Element sein, wenn die Fackel Armakaths erstrahlt. Du wirst die beiden Welten miteinander verbinden. Eine große und stolze Aufgabe für dich! Du solltest nicht versuchen, dich ihr zu entziehen. Es wird dir nicht gelingen, denn die Gabe dazu ist schon lange in dir.«
Van Zant schnappte nach Luft. Übersetzt in verständliche Worte hatte diese Stimme soeben angekündigt, dass der Physiker der entscheidende Faktor war, wenn Hölle und Erde durch die Flamme der weißen Stadt verbunden und dabei wahrscheinlich vernichtet wurden. Und sie hatte klar gemacht, dass diese Verbindung durchaus kein Zufall gewesen war, wie Zamorra vermutete, sondern absolut kalkuliert so entstanden war.
Artimus rang um die Worte, die auf seiner Zunge tanzten.
»Ihr könnt den Plan nicht initiieren - er steckt voller Fehler. Paroms Kokon wurde zerstört, Armakaths Wächterin kann ihre Aufgabe nicht richtig erfüllen, denn wenn sie eingesperrt ist, dann wird sie sterben. Und das ist längst noch nicht alles. Seht ihr das denn nicht? Es wird eine unglaubliche Katastrophe geschehen, die nahezu die gesamte Galaxis in Mitleidenschaft zieht. Der Plan wird kein Schutz vor der Angst werden - er wird ein Massensterben auslösen.«
Hinter Artimus knurrte Pykurr vernehmlich auf, doch van Zant konnte sich um den Ductor im Moment keine Gedanken machen. Sein primäres Problem lag in dem, was er den Herrschern soeben mitgeteilt hatte. Wie würden sie damit umgehen? War er denn wirklich der erste, der ihnen ihre Fehler vorhielt? Ihre Antwort war niederschmetternd für den Südstaatler.
»Wir können keine Fehler entdecken. Parom wird ersetzt werden. Zudem steht dir Kritik an uns nicht zu. Pykurr wird dich nun nach Armakath begleiten - oder dich töten. Entscheide dich nun.«
»Ja, wollt ihr denn nicht verstehen…«
Pykurr hob den Speer, richtete ihn gegen van Zant.
Sterben oder dem nahenden Untergang dienen. Was für eine Wahl.
Artimus entschied sich für eine dritte Variante - für den Kampf um sein freies Leben.
***
Vinca von Parom war ein ungeduldiger Krieger.
Warten, zur Untätigkeit verdammt sein, das war nicht seine Vorstellung vom Leben. Manchmal musste aber genau das sein. Er akzeptierte dies, aber glücklich war er damit nicht. Er wartete nun schon eine ganze Weile auf ein Lebenszeichen von Zamorra und Maiisaro… viel zu lange. Objektiv gesehen waren zwar erst wenige Stunden vergangen, doch das wollte Vinca sich nicht eingestehen. Für ihn schien
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