0906 - Das Gericht der Kryn
ein wenig anders aus."
„Das meine ich nicht", bemerkte Quohlfahrt. Er blieb vor einem Antigravlift stehen und blickte sie an. „Ich meinte Sie, Anja. Sie sehen noch viel besser aus als auf dem Bildschirm."
„Oh, das liegt nicht an mir", entgegnete sie verwirrt. „Die Bildeinstellung wird von einem troplodotischen Abstimmungssystem kontrolliert, auf das ich keinerlei Einfluß hatte, als ich mit Ihnen sprach."
„Sie haben eine entzückend jungfräuliche Art" meine Worte mißzuverstehen."
Sie musterte ihn mit einem Ausdruck tiefer Sorge.
„Ich denke, Ihre Bemerkung mit dem Kaffee vorhin war doch nicht so zufällig, wie ich annahm. Soll ich Sie ins diagnostische Labor bringen? Vielleicht war da draußen doch etwas, was..."
„Hören Sie auf", rief er lachend. „Ich mache Ihnen einen Vorschlag, Anja. Sie kommen mit mir in das Tal des Ursprungs. Wir sehen uns dort ein wenig um."
„Gavro Yaal als Expeditionsleiter hat befohlen, daß alle Shifts zur TUNDRA zurückkehren."
„Richtig", erwiderte er. „Er hat die Shifts zurückbeordert, aber er hat nicht gesagt, daß wir nicht in einem flugfähigen Raumanzug nach draußen dürfen. Deshalb lade ich Sie zu einem wissenschaftlichen Ausflug ins Purtguhr-Stuuv ein."
Ihre braunen Augen weiteten sich. Anja wurde sich des ironischen Untertons bewußt, mit dem er gesprochen hatte. Sie dachte darüber nach, was er vorher gesagt hatte, und plötzlich verfärbten sich ihre Wangen.
Doch schon nach wenigen Sekunden fing die Wissenschaftlerin sich wieder.
„Ich hatte völlig vergessen, daß Sie einen denkbar schlechten Ruf haben", erklärte sie. „Einige Kolleginnen von mir haben behauptet, daß Sie in einer Frau nur ein Lustobjekt sehen."
„Aber, Anja, Mädchen", erwiderte er grinsend. „Sie werden einen Raumanzug tragen, ein geschlossenes System. Und darüber hinaus können Sie auch noch einen Schutzschirm einschalten. Das bedeutet, daß ich mich Ihnen überhaupt nicht nähern kann. Und überhaupt! Wie können Sie so etwas sagen? Da muß doch irgend jemand mich völlig mißverstanden haben. Ich sehe die Frau nur in ihrer ureigensten Rolle an der Seite eines Mannes.
Gleichberechtigt natürlich. Und genau das wird sein, wenn wir auf eigene Faust nach draußen gehen. Sie sind Wissenschaftlerin. Ich bin Wissenschaftler. Weiter ist überhaupt nichts. Außerdem ist eine Frau in einem geschlossenen Raumanzug wahrhaftig kein Lustobjekt."
Sie neigte den Kopf zur Seite und lächelte. Schließlich nickte sie und sagte: „Okay. Wir starten. Mich interessiert nun mal, was da draußen im Tal des Ursprungs ist."
Sie kehrten in den Hangar zurück.
„Was wird Gavro Yaal sagen?" fragte sie besorgt, während sie sich Kampfanzüge überstreiften. „Er wird ungehalten sein."
„Er war bereits verstimmt, als ich ihren Namen erwähnte", erwiderte Quohlfahrt. „Er hielt überhaupt nichts davon, daß ich Sie an den Forschungsarbeiten beteiligen wollte."
„Das überrascht mich", sagte sie befremdet. „So kenne ich ihn gar nicht. Er hat noch nie etwas gegen mich gehabt."
Galto Quohlfahrt schloß seinen Raumhelm und betrat die Schleusenkammer. Anja folgte ihm. Er sah ihr an, daß sie noch immer über seine Worte nachdachte. Er hätte ihr helfen können, das Verhalten Yaals zu erklären, aber er tat es nicht. Er meldete sich in der Zentrale der TUNDRA ab und verließ das Raumschiff. Da Gavro Yaal es versäumt hatte, entsprechende Anweisungen zu geben, hielt niemand ihn und die Wissenschaftlerin auf.
Mit Hilfe ihrer Flugaggregate entfernten Galto und das Mädchen sich schnell von dem Raumschiff. Der Robotologe öffnete schon bald den Raumhelm wieder, weil dieser ihm lästig war. Anja ließ ihn geschlossen. Sie blickte den Olliwyner kopfschüttelnd an, als dieser seine Pickelhaube wieder aufsetzte, die er wegen des Helms hatte abnehmen müssen.
„Was wird Yaal tun?" fragte sie mit Hilfe ihres Funksprechgeräts.
„Er wird Robotsonden und Roboter aussenden und damit das Tal des Ursprungs untersuchen", erwiderte er.
„Wenn Roboter ausfallen, ist das keine Katastrophe."
Wenig später erreichten sie den Hügel, bis zu dem Gavro Yaal und Quohlfahrt vorher vorgestoßen waren.
„Von hier an betreten wir Neuland", sagte sie. „Ich bin gespannt, was wir finden werden."
„Nichts", bemerkte er so leiser daß sie es nicht hören konnte. „Überhaupt nichts."
Nebeneinander sanken sie in eine Schlucht, auf deren Grund vier tote Ansken lagen.
*
Gavro Yaal bemerkte nicht,
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