0906 - Das Gericht der Kryn
zerstörte.
„Boten des Alles-Rads", rief Wimbey höhnisch. „Weshalb flieht ihr? Fürchtet ihr euch vor dem AllesRad-Urteil? Habt ihr nicht selbst gesagt, daß die Verbotenen Zonen aufgehoben sind? Warum scheut ihr jetzt davor zurück, in eine der Verbotenen Zonen einzufliegen? Fürchtet ihr etwa, daß das Alles-Rad nicht das getan hat, was ihr von ihm erwartet?"
Seine Worte wurden von einem Mikrophon aufgefangen und über Lautsprecher, die überall im Park verteilt waren, weitergeleitet. So konnte jeder Wimbey verstehen.
Plondfair schätzte, daß mittlerweile weit über dreitausend Menschen um ihn herumstanden. Er hörte das höhnische Gelächter der Menge und beherrschte sich nur noch mühsam. Am liebsten hätte er sich auf den Kryn gestürzt, doch die Energiewand stellte ein unüberwindliches Hindernis dar.
Demeter war nicht anzusehen, was sie empfand. Mit stolz erhobenem Kopf trat sie vor. Sie hob Ruhe gebietend die rechte Hand. Plondfair begriff. Rasch holte er das Augensymbol aus der Tasche, das er aus der PAN-THAU-RA mitgebracht hatte. Er hielt es in die Höhe, so daß es im Licht der Sonne aufblitzte. Damit half er Demeter. Es wurde ruhig.
„Wir wissen, daß die Verbotenen Zonen nicht mehr existieren", erklärte Demeter mit heller Stimme.
„Davor fürchten wir uns nicht. Wir fürchten allein die Heimtücke der Kryn. Diese haben einen Sprengsatz in dem Raumschiff untergebracht, mit dem wir..."
Weiter kam sie nicht. Die Übertragungsanlage fiel aus. Einige Männer in der Menge begannen zu schreien und zu johlen. Wimbey schrie empört eine Reihe von Schimpfwörtern in sein Mikrophon, so daß der Lärm die Worte Demeters übertönte.
„Es hat keinen Sinn", sagte sie mutlos zu Plondfair. „Wir haben verloren. Doch andere werden uns folgen und da weitermachen, wo wir aufhören mußten."
„Warten wir es ab", entgegnete er. „Vielleicht beobachten Rhodan und Courselar, was geschieht."
„Du meinst, sie greifen ein?" fragte sie hoffnungsvoll.
„Das halte ich für ziemlich wahrscheinlich", antwortete er, wobei er sich bemühte, überzeugend zu sein.
Tatsächlich hatte er jegliche Hoffnung verloren. Er wollte Demeter jedoch nicht durch seine Haltung noch mehr entmutigen.
„Du hast recht. Es ist nicht Rhodans Art, uns allein zu lassen. Bestimmt schirmt er uns irgendwie ab." Sie sah sich um und versuchte, die erhofften Helfer in der Menge zu finden. Sie vergaß völlig,-daß Rhodan zur Zeit gar nicht in der Lage war, sie und Plondfair durch ein Einsatzkommando zu unterstützen. Nach wie vor waren die SOL und die BASIS von wyngerischen Raumschiffen eingekugelt, so daß Rhodan eine nur geringe Bewegungsfreiheit besaß.
„Darf ich die Boten des Alles-Rads nun bitten, mir zum Raumhafen zu folgen?" fragte Wimbey spöttisch, als es wieder ruhig wurde. „Es ist nicht weit. Wir benötigen für zwei Personen ja nur ein kleines Raumschiff. Es steht auf einem Raumhafen in der Nähe und ist startbereit. Ich hoffe, die Sendboten des Alles-Rads unterwerfen sich dem Alles-Rad-Urteil oder sollten sie die Absicht haben, ihre Botschaft zu widerrufen?"
Demeter schüttelte den Kopf.
„Dazu haben wir keinen Grund", erwiderte sie. „Wir sind die Sendboten des Alles-Rads, und unsere Botschaft entspricht der Wahrheit."
„Dann darf ich bitten", wiederholte der Kryn mit einladender Armbewegung, als die Energiesperre erlosch.
Aus dem Tempel. schwebte eine Plattform hervor. Sie glitt auf Plondfair und Demeter zu. Wimbey stieg auf sie hinauf und gab den beiden Verurteilten zu verstehen, daß sie sich beeilen sollten.
Die Menge begann erneut zu johlen und zu schreien, als sich die Gefangenen mit Wimbey und einigen Wächtern entfernten. Niemand schien sich vorstellen zu können, daß sie die Wahrheit gesagt hatten.
Die Plattform glitt über gepflegte Parkwege hinweg zu einigen tempelartigen Gebäuden, die Plondfair als Schule der Kryn erkannte. Zwischen ihnen parkte ein ovaler Flugkörper, der etwa zwanzig Meter lang und vier Meter hoch war. An seinem vorderen Ende befand sich eine Kuppel aus einem transparenten Material, die einen Raum mit zwei Andrucksesseln umschloß. Einige Techniker hatten die Kuppel aufgeklappt. Zu ihnen steuerte Wimbey die Plattform hin.
„Es ist soweit", sagte er dann. „Steigt ein, Boten des Alles-Rads. Ich wünsche euch einen guten Flug."
Er lächelte geschmeichelt, als einige Zuschauer, die sich eingefunden hatten, seine Worte mit lautem Gelächter begleiteten.
Plondfair und Demeter
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