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0906 - Ein Monster aus der Märchenwelt

0906 - Ein Monster aus der Märchenwelt

Titel: 0906 - Ein Monster aus der Märchenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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verstehen kann ich es nicht.«
    »Ich auch nicht, Mummy. Ich habe mal gehört, daß man Träume nicht beeinflussen kann.«
    »Da magst du schon recht haben.«
    »Ich habe mir auch nie vorgenommen, das oder jenes zu träumen. Es ist immer von allein gekommen.«
    »Du bist eben ein Phänomen, Kind.«
    »Weiß ich nicht genau.«
    »Doch, doch, das bist du.«
    Alice wollte etwas sagen. Sie hatte ihren Mund schon geöffnet, doch sie schloß ihn wieder und nahm eine Haltung an, als befände sie sich auf dem Sprung.
    »Ist was mit dir?«
    Alice schüttelte den Kopf. Zugleich lief ein Schauer über ihren Körper, was von ihrer Mutter mit Besorgnis registriert wurde. Auch der Gesichtsausdruck des Mädchens gefiel ihr nicht. Alice schien in etwas eingetaucht zu sein, als stünde sie dicht vor oder dicht hinter der Tür zu ihrer Märchenwelt.
    »Was hast du?«
    »Weiß nicht…«
    »Aber du bist so seltsam.«
    »Ja, stimmt.«
    »Kannst du dich nicht erklären?«
    »Doch.«
    »Dann tu es, bitte.«
    Sie hob die Schultern. Die Gänsehaut verdichtete sich noch mehr, und auf der Stirn zeichnete sie sich besonders dick ab. »Ich spüre, daß etwas auf uns zukommt. Etwas aus der anderen Welt. Er hat sie verlassen.«
    »Er? Meinst du den…?«
    »Ja, den Puppendoktor.«
    Nach dieser Antwort kriegte auch Grace eine Gänsehaut. Sie suchte nach einer Erklärung und gleichzeitig nach einer Ausrede. Sie stellten sich den Spiegel vor, sie sah seine Gestalt darin, und sie wußte auch, daß der Puppendoktor aus dem Spiegel gestiegen war, um den Puppen weh zu tun.
    »Oben ist abgeschlossen«, flüsterte sie und wußte zugleich, daß dies nur eine Worthülse war, was Alice durch ihre Antwort bestätigte.
    »Er kommt trotzdem durch, er…« Sie verstummte wieder, und auch Grace saß jetzt starr.
    Beide hatten sie das dumpfe Geräusch vernommen, das oben im Flur aufgeklungen war. Sie hatten nicht unterscheiden können, was es gewesen war. Vielleicht war eine Tür zugefallen, vielleicht war es ein zu hart aufgesetzter Tritt gewesen, nur war es nicht natürlich oder normal, nicht in ihrer Lage.
    »Er ist es, nicht?« wisperte Grace.
    »Bestimmt.«
    »Und was sollen wir tun?«
    Alice hob die Schultern.
    »Dumme Frage«, sagte ihre Mutter leise. »Eine sehr dumme Frage, entschuldige.«
    »Warum?«
    »Egal.« Grace stand auf. Auch Alice wollte sich erheben, doch Grace machte ihrer Tochter durch eine Handbewegung klar, daß sie bitte sitzenbleiben sollte. Sie selbst bewegte sich auf die nicht geschlossene Tür zu, die sie vorsichtig aufzog, damit sie in den Gang hineinschauen konnte. Sie wollte alles überblicken, auch die Treppe.
    Dort tat sich nichts.
    Vielleicht war es auch zu dunkel. Nur wagte es Grace nicht, das Licht einzuschalten.
    Dafür zog sie die Tür noch weiter auf. Es klappte lautlos, kein Geräusch bis zum Anschlag.
    Dann trat sie mit einem lautlosen Schritt über die Schwelle. Wieder stoppte sie.
    In ihrem Rücken vernahm sie das leise Tappen. Alice schlich auf sie zu.
    Es war Grace jetzt egal, sie hielt ihre Tochter nicht zurück, und gemeinsam starrten sie in den halbdunklen Flur hinein. Die Treppenstufen lagen leer vor ihnen, trotzdem deutete das Mädchen dagegen, schaute seine Mutter fragend an und sah deren Nicken.
    »Was sollen wir denn tun, Mum? Hochgehen?«
    Grace schüttelte den Kopf.
    »Das Haus verlassen?«
    Die Frau hob die Schultern.
    »Aber gleich kommt Sheila Conolly.«
    »Ich weiß.«
    »Wir bleiben?«
    »Ja.«
    Die beiden hatten zwar gesprochen, aber immer nur gewispert. Man hätte sie in der ersten Etage unmöglich hören können, im Normalfall, aber wer von ihnen konnte schon sagen, mit welchen Ohren der Puppendoktor ausgerüstet war?
    Beide schwiegen.
    Und beide zuckten zugleich zusammen, als sie wieder ein Geräusch hörten. Es kam wieder von oben, und es waren diesmal keine Tritte, sondern schlurfende Geräusche.
    »Er kommt«, wisperte Grace. Wieder zeichnete sich bei ihr eine Gänsehaut ab.
    »Ich habe Angst, Mum.«
    »Ich auch!«
    Sie warteten trotzdem, den Blick auf die Treppe gerichtet. Sie hofften ja noch, daß der Kelch an ihnen vorübergehen würde, aber die Geräusche blieben.
    Wieder schleichend, wieder langsam, dennoch zielstrebig.
    Und dann sahen sie ihn.
    Nicht sehr plötzlich, es geschah intervallweise, denn die kleine Gestalt löste sich aus dem Dämmer des Flurs. Sie war wie ein Schatten, der näher und näher kam, der zudem leicht schwankte, als würde er beim Gehen tanzen.
    Der Puppendoktor kam so

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