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0906 - Ein Monster aus der Märchenwelt

0906 - Ein Monster aus der Märchenwelt

Titel: 0906 - Ein Monster aus der Märchenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hineingesteigert.«
    Alice schüttelte den Kopf. »Wenn ich es dir sage, Mummy. Dieser Puppendoktor war bei mir. Er war hier im Zimmer, und er hat die Puppen zerstört.«
    Grace Wonderby hob die Schultern. »Ich weiß auch nicht, was ich dazu noch sagen soll. Glauben kann ich es jedenfalls nicht, und dafür solltest du auch Verständnis haben, denke ich. Am besten wird es sein, wenn wir jetzt nach unten gehen. Was immer mit diesem Zimmer los ist, was immer hier geschehen sein mag, ich möchte nicht, daß du hier schläfst und…« Grace war etwas verwirrt, als sie ihre Tochter anschaute, die an ihr vorbeiblickte und die Worte überhaupt nicht gehört zu haben schien.
    »He, was ist mit dir?«
    »Mummy - der Spiegel!«
    »Ja und?«
    »Schau mal hin!«
    Grace wollte ihr den Gefallen tun. Im selben Augenblick fiel ihr Weltbild zusammen, denn sie sah, wie sich auf der Spiegelfläche eine Gestalt abzeichnete. Es sah so aus, als wäre sie aus einem tiefen Hintergrund gekommen.
    Es war der Puppendoktor!
    ***
    Die würgenden Hände der kleinen Schaufensterpuppe hatten sich um meinen Hals gekrallt. Fingerkuppen drückten tief in die dünne Haut, als wollten sie dort Löcher hineinbohren. Die Puppe hatte mich bei diesem plötzlichen hinterlistigen Angriff nach vorn geschleudert, so daß ich auf den Bauch gefallen war und zwischen und über den Schaufensterpuppen lag, die ich mit zu Boden gerissen hatte.
    Nicht alle Puppen »lebten«, aber wohl einige von ihnen, und das bekam ich zu spüren.
    Ich wollte mich nicht von diesem Wesen erwürgen, ja, nicht einmal verletzen lassen, denn ich wußte auch, daß noch zwei weitere Gegner in diesem stockfinsteren Raum auf mich warteten. Ihnen mußte es gelungen sein, meinen Freund Suko auszuschalten. Die Gegner waren ein Mann und eine Frau, ein Künstlerpaar, wobei die Frau auf den Namen Diana Perl hörte und er Darius Chan hieß.
    Sie hatten von zwei Kaufhäusern ausrangierte Schaufensterpuppen aufgekauft, um mit ihnen zu arbeiten. Im vorderen Raum des barackenähnlichen Gebäudes war das Atelier untergebracht, das Suko und ich ebenfalls kannten. Da hatten wir zahlreiche Puppen gesehen, die farbig angemalt worden waren. Einige hatte das Künstlerpaar auch mit Federn geschmückt und ihnen Kleidung übergestreift.
    Für mich war das zweitrangig geworden. Ich wollte nur nicht, daß mich die verfluchte Puppe erwürgte.
    Ich hatte die Hände frei, riß die Arme hoch und bekam den Hals der lebenden Kinderpuppe zu fassen. Mit beiden Händen umklammerte ich ihn, dann riß ich die Puppe in die Höhe, darauf hoffend, daß ihre Hände von meinem Hals abrutschten.
    Sie waren wie lauwarme, teigige Klammern. Sie suchten immer wieder nach einer Chance, noch fester zuzugreifen. Sie wollte sich in die Haut bohren und mir die Luft rauben, aber mit einer gewaltigen Kraftanstrengung zerrte ich den kleineren Körper von meinem Rücken weg und wuchtete ihn dann zur Seite. Ich warf ihn einfach fort wie ein altes Kleidungsstück, daß ich nicht mehr brauchte.
    Die Puppe segelte durch die Dunkelheit. Für wenige Sekunden hörte ich nichts, dann aber prallte sie auf. Sie mußte zwischen die anderen Puppen gefallen sein, möglicherweise hatte sie noch einige ihrer erwachsenen Artgenossen umgerissen, jedenfalls erfüllte ein Poltern und Krachen den stockfinsteren Raum.
    Dieses Geräusch wiederum gab mir Gelegenheit, meinen Standort zu wechseln. Auch meine beiden menschlichen Gegner wurden von dem Krach nicht verschont. Vielleicht hatten sie ja geahnt, wo ich mich versteckt hielt, wenig später wußten sie es nicht mehr, denn da spürte ich hinter meinem Rücken die Wand, was auch gut war, so brauchte ich nicht zu befürchten, daß sich jemand von hinten anschlich.
    Ich stand nicht, ich kniete. Dabei befühlte ich meinen Hals, der schon schmerzte. Druckstellen würden zurückbleiben. Ich war froh, daß die Hände der lebenden Schaufensterpuppe normal gewesen waren und keine Krallen gezeigt hatten.
    Der Kampf hatte mich angestrengt. Ich war durch das Würgen außer Atem geraten, konnte mir allerdings nicht erlauben, laut zu atmen, das hätte gehört werden können.
    Erst einmal warten.
    Ich war nicht an der Reihe. Diana Perl und ihr Künstlerfreund mußten ihre Deckung verlassen, was ihnen bestimmt nicht einfach fiel. Das derartiges begann. Zum Glück hatte ich darin eine gewisse Routine.
    Der Krach war vergangen.
    Stille breitete sich aus.
    Niemand bewegte sich, weder Mensch noch Puppe. Alle hielten den Atem an,

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