0907 - Das Weltraumbaby
passiert. Aber er wurde bedroht. Auch dann hatten wir noch eine Frist. Wir hätten es uns überlegen und den Terraner zurückholen können. Das haben wir nicht getan. Wir haben versucht, zu starten - mit einem gestohlenen Schiff. Das Ganze ist eine glatte Diebstahlssicherung. Wir .sind selbst schuld daran, daß sie jetzt in Kraft getreten ist."
Niemand sprach. Joscan Hellmut wandte sich ab und ging davon. Er hatte Bjo Breiskoll versprochen, sich um ihn zu kümmern. Unterwegs hörte er mehrere Durchsagen. Die Lähmung des großen Schiffes ging schleichend voran. Wenigstens blieben die Lebenserhaltungssysteme vorerst verschont. Das Leben in der SOL würde jeden Tag ein wenig unbequemer werden - bis es schließlich gefährlich war, ve-rgingen mit Sicherheit noch mehrere Tage.
Das war ein schwacher Trost.
„Ich hätte ihn töten sollen", sagte Terph, als er aus der Paralyse erwachte. „Einem Toten ist SENECA keinen Gehorsam mehr schuldig."
Gavro Yaal stand neben ihm, und bei diesem unbedachten Ausspruch verlor Yaal endgültig die Geduld.
Er schlug Terph nieder.
Hinterher fühlte er sich um keinen Deut besser.
*
Douc Langur hatte alles auf den Bildschirmen mitverfolgt. Seiner Empörung über Rhodans Verrat folgte tiefe Resignation, denn es schien ihm, als sei der Konflikt nun völlig unlösbar geworden. Lange dachte er darüber nach, ob der Terraner es wohl tatsächlich darauf anlegte, den Stolz dieser Menschen zu brechen. Immer wieder verneinte er diese Frage. Es paßte nicht zu Perry Rhodan. Douc Langur hatte gelernt, was man unter der Würde der Menschen verstehen sollte und unter Menschlichkeit. Er hatte den Eindruck gewonnen, daß Rhodan sich von diesen Idealen in noch so extremen Situationen nicht lossagen würde.
Er hatte menschlich an einem Ungeheuer wie dem träumenden BARDIOC gehandelt - und nun sollte er die Würde der Solaner, die doch seinesgleichen waren, so brutal mit Füßen treten?
Und plötzlich entsann sich Douc Langur der letzten Unterredung mit Perry Rhodan.
„Die SOL wird nur so lange neben der BASIS bleiben, wie es unbedingt nötig ist."
Wenn der Terraner dem Geheimnis des Sektors eine so große Bedeutung beimaß, dann wollte Douc Langur alles tun, um den Wissensdurst dieses Menschen zu stillen. Nicht daß er für Rhodans Handlungsweise etwa Verständnis aufbrachte - dafür war Douc Langur viel zu enttäuscht. Er hielt sich jedoch an die Tatsachen.
Während er durch die SOL spazierte, fiel ihm plötzlich ein, daß er eine Informationsquelle noch nicht genutzt hatte.
Und das waren die Kinder.
Sie waren im allgemeinen erstaunlich gut über alles informiert, diese kleinen Solaner, und zur Zeit waren sie wieder einmal auf sich selbst gestellt. Sie nahmen zwar regen Anteil an den Problemen der Erwachsenen, aber sie besaßen zu viel Phantasie und Unternehmungsgeist, um sich länger als einige wenige Stunden von der allgemeinen Lähmung anstecken zu lassen. Das Wichtigste aber: Douc Langur kam ungewöhnlich gut mit ihnen aus. Sie waren leichter zugänglich als die erwachsenen Solaner.
Er begab sich auf die Suche nach den beiden Kindern, die er am besten kannte, und er fand die Zwillinge Sternfeuer und Federspiel ziemlich leicht, denn vor wenigen Wochen erst hatte er die speziellen Verstecke und Lieblingsplätze der beiden kennengelernt.
Douc Langur hatte die Kinder seit dem Zwischenfall mit dem angeblichen Saboteur mehrmals besucht. Er fühlte sich für Sternfeuer ein wenig verantwortlich - immerhin hatte er die Idee entwickelt, sie davon zu überzeugen, daß ihr Großvater, den sie auf der fernen Erde wähnte, gestorben sei. Nur so hatte man das Mädchen dazu bringen können, daß es keine weiteren unbewußten Zerstörungen in der SOL anrichtete. Aber der Schock hatte das Kind hart getroffen, und der Forscher sah es als seine Pflicht an, ihm darüber hinwegzuhelfen.
Ganz verheilt war diese Wunde immer noch nicht. Zweifellos würde Sternfeuer im Lauf der nächsten Monate zu einer echten Solanerin werden - jetzt jedoch befand sie sich in einem Zwischenstadium. Sie betrachtete die SOL noch nicht ganz als die einzige Welt, in der sie sich wohl fühlen konnte.
Die Kinder wußten nichts von den dramatischen Bemühungen Irmina Kotschistowas und Douc Langurs, Sternfeuer aus dem unseligen Bann einer verborgenen parapsychischen Veranlagung zu lösen. Sie ahnten nicht einmal, daß das Mädchen solche Anlagen überhaupt besaß. Sie würden es auch niemals erfahren es sei denn,
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