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0907 - Imperium der Zeit

0907 - Imperium der Zeit

Titel: 0907 - Imperium der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Borner
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ist…«
    »… der Stoff, aus dem Hollywood Abenteuerfilme macht«, fiel ihm Zamorra abermals ins Wort. »Indiana Jones ist das, weiter nichts.«
    Scheuerer ließ sich nicht beirren. »Trier hat eine faszinierende Geschichte, Monsieur. Und in Anbetracht der jüngsten Ereignisse ist es nur logisch, wenn man von dem Römer und seinem Speer auf die Vergangenheit und jungen Jahre dieser Stadt schließt.«
    Der deutsche Pseudo-Okkultist hatte sich sichtlich in Rage geredet. Rote Flecken erschienen auf seinen blassen Wangen, und trotz der Kühle im Inneren des Domes stand ihm der Schweiß auf der Stirn. Nicole empfand schon fast Mitleid für den Mann, aber auch sie konnte nicht umhin, sich innerlich über den Mumpitz zu amüsieren, den Scheuerer auch noch glaubte, vehement verteidigen zu müssen.
    »Die faszinierende Geschichte will ich Ihnen auch nicht streitig machen, Thomas«, sagte Zamorra versöhnlich.
    »Aber nur, wenn Sie Geschichte im Sinne von Historie verstehen. Für etwaige Fantasieausgeburten ist mir meine Zeit aber zu schade. Und jetzt entschuldigen Sie uns, Mademoiselle Duval und ich haben ein Rätsel zu lösen.«
    Aufmunternd nickte er ihr zu und Nicole folgte seinem Beispiel. Gemeinsam schritten sie über den glatten Boden des Gotteshauses zurück zum Ausgang.
    »Warten Sie ab«, rief ihnen Thomas Scheuerer hinterher - in einer solchen Lautstärke, dass sich die Touristen irritiert nach ihm umsahen. »Es geht um den Speer. Es geht um die Trierer Geschichte!«
    ***
    Das Rheinische Landesmuseum in der Weimarer Allee lag im Süden der Stadt, allerdings nicht weit von der City entfernt, sodass Zamorra und Nicole es ohne große Anstrengung zu Fuß erreichen konnten. Sie beide waren gespannt auf den Vortrag von Professor von Hoyten - aber da war noch mehr.
    »Du bist so schweigsam«, sagte Nicole leise und hakte sich bei Zamorra unter, während sie die Mustorstraße hinunter auf die Allee zu wanderten. »Keine Lust mehr, dich der faszinierenden Geschichte Triers hinzugeben? Scheuerer hat sie immerhin beglaubigt!«
    Zamorra lächelte, und das Licht der Straßenlaternen spiegelte sich in seinen grauen Augen. »Na, wenn Scheuerer das sagt…«
    Keiner von beiden wollte es zugeben, doch der Tag war zu Ende gegangen, ohne dass sie einen Schritt weitergekommen waren. Zamorra hatte einige Male mit William telefoniert und sich darüber hinaus mit Merlins Stern befasst, der sich - vom gestrigen Debakel abgesehen - wieder völlig normal verhielt. Nicole hatte sich die Zeit mit Internetrecherche und einer ausgedehnten Shoppingtour vertrieben. Und nun war es Zeit, von Hoytens Einladung Folge zu leisten.
    Es könnte ein entspannter, interessanter Abend voller lokaler Historie werden - wenn da nicht…
    »Es ist der Römer, nicht wahr?«, sagte Nicole leise. »Mir geht's ja genau so.«
    Zamorra nickte. »Er ist bisher immer abends und nachts aufgetaucht. Zwei Nächte in Folge. Und jetzt ist es wieder dunkel. Mal abwarten, was heute passiert…«
    Dann hatten sie das Museum erreicht, vor dessen Tür der emeritierte Akademiker der Trierer Universität stand und die langsam eintrudelnden Gäste begrüßte. Von Hoyten hatte sich wirklich herausgeputzt: Sein wirres Haar war sorgfältig nach hinten gekämmt, das Kinn frisch rasiert - wie auch der blutige Taschentuchfetzen hinter seinem rechten Ohr bewies -, und Hemd und Hose waren so knitterfrei, als hätte er sie eben erst frisch gebügelt. Sein Anblick unterschied sich derart von seinem gestrigen Aussehen, dass Nicole erst beim zweiter! Hinschauen bemerkte, dass sich von Hoyten bei seinem karierten Hemd verknöpft hatte und dazu auch noch eine quer gestreifte Krawatte trug.
    Als er Nicole sah, hellte sich sein Gesicht auf. »Schön, dass Sie es einrichten konnten. Ich war so frei, Ihnen beiden Plätze in der ersten Reihe zu reservieren. Wenn Sie mir folgen möchten?«
    So konfus Archibald von Hoyten auch aussah, reden konnte er. Die nächsten neunzig Minuten lang lauschten Zamorra, Nicole und die anderen gut vierzig Zuhörer mit großem Interesse dem offenkundig fundiert recherchierten Bericht des Alten. Der Akademiker schilderte die Gründung der Stadt Trier, die ursprünglich Augusta Treverorum hieß und schon im Jahr 300 über 80.000 Einwohner hatte - was sie zur größten Stadt nördlich der Alpen gemacht hatte, einer wahren Weltmetropole jener Zeit.
    »Und damals«, sagte von Hoyten lächelnd und legte eine weitere Folie auf den Overheadprojektor, mit dessen Hilfe er seinen

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