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0909 - Drachentod

0909 - Drachentod

Titel: 0909 - Drachentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Balzer
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dich abends ins Bett bringt? Lam hat dich wohl doch überschätzt.«
    Chin-Li drückte stärker zu. Sie spürte den Widerstand von Sehnen und Knochen, nur ein wenig mehr und die Wertigerin würde enden wie ihre Schwester. Mühsam hielt sie sich zurück.
    »Lam? Etwa Lam Chi-Wei?«
    Die Kriegerin kannte den Zauberer aus ihrer Zeit als Drachendienerin. Sie hatte dem ehrgeizigen Ordensbruder nie getraut. Doch Lam war in Hongkong nicht gerade ein seltener Name. Sie verstärkte den Druck noch ein bisschen. Todesangst flackerte in den Augen der Bestie. Doch aus ihrer Stimme sprach blanker Hass.
    »Finde es selbst raus, Verräterin. Du hast meine Schwester getötet. Von mir erfährst du kein Wort!«
    »Also gut«, sagte Chin-Li und drückte zu. Lin stieß einen kurzen Schrei aus, als der blanke Stahl ihre Kehle durchtrennte. Dann war es vorüber.
    Erschöpft ließ sich Chin-Li auf den Boden sinken. Sie brauchte einen Moment, um sich zu sammeln, bevor sie weitermachen konnte. Als sie sich zwei Minuten später erhob, wusste sie, was sie zu tun hatte. Mit etwas Glück hatte keiner der Nachbarn den Kampf gehört und die Polizei informiert. Das war der Vorteil, wenn keine Schusswaffen im Spiel waren.
    Die Körper der beiden Gestaltwandlerinnen hatten im Tod wieder ihre menschliche Form angenommen. Als Chin-Li Maggies Körper berührte, zerfiel er unter ihren Händen zu Staub. Gut. Das ersparte ihr zumindest das Problem der Entsorgung.
    Im Badezimmer untersuchte die Kriegerin kurz ihr Gesicht. Die Wunden, die Lins Krallen bei ihr hinterlassen hatten, waren nur oberflächlich. Sie würden gut verheilen. Und mit etwas Glück übertrug sich der unheilige Keim der Tierfrauen wie bei Werwölfen nur durch Bisse, nicht durch andere Verletzungen.
    Die Kriegerin schob die Kurzschwerter wieder in die verborgenen Scheiden ihres Ledermantels und verließ das Haus.
    ***
    »Tot? Beide?«
    Entsetzt starrte Lam den Boten an. Der unglückliche Diener presste sich noch dichter auf den Boden und wagte kaum zu atmen. Lam hatte gewusst, dass Chin-Li gefährlich war, aber er hatte nicht gedacht, dass sie mit zwei Wertigerinnen auf einmal fertig werden würde. Er hatte sie unterschätzt. Das war unverzeihlich.
    »Und die Verräterin?«
    »Entkommen, Herr. Wir… wir haben ihre Spur verloren.«
    Verdammt. Lam stieß einen derben Fluch aus, der eines Drachenzauberers seines Ranges definitiv nicht würdig war. Vermutlich war Chin-Li schon auf dem Weg zu Meister Shiu, um ihm alles zu erzählen.
    Er musste handeln. Sofort. Das war zum Glück kein großes Problem. Lam hatte vorgehabt, zunächst seinen Spaß mit Chin-Li zu haben, bevor er zum Generalangriff blies. Er hatte sich die Martern für die Kriegerin bereits in allen blutigen Details ausgemalt. Doch seine Truppen standen bereit. Er konnte jederzeit losschlagen.
    Fast beiläufig murmelte Lam einen Zauberspruch. Entsetzt griff sich der Bote an den Hals, als er plötzlich keine Luft mehr bekam, dann brach er röchelnd zusammen. Er und seine Leute hätten Chin-Li nicht aus den Augen verlieren dürfen. Dafür hatte er Strafe verdient. Außerdem konnte Lam keine Zeugen für sein eigenes Versagen gebrauchen. Zumal er offenbar nicht nur die Kriegerin unterschätzt hatte.
    »Haben wir inzwischen Nachricht von unserem. Kontakt aus Frankreich?«
    »Nein, Herr«, antwortete Fong, der sich bisher still im Hintergrund gehalten hatte. »Wir versuchen ununterbrochen, ihn zu erreichen.«
    Chin-Li war also entkommen. Und Zamorra vermutlich auch. So wie er den Parapsychologen und die Kriegerin einschätzte, waren beide gerade in diesem Moment auf dem Weg zu den Neun Drachen. Natürlich wurden der Flughafen und sämtliche Häfen überwacht, aber Lam Chi-Wei gab sich keinen Illusionen hin. Solche Vorsichtsmaßnahmen würden seine Gegner kaum aufhalten. Er hatte Zamorra und Chin-Li zuerst ausschalten wollen, um sie beim Angriff auf die Neun Drachen aus dem Weg zu haben. Und jetzt drohte ihm genau das zum Verhängnis zu werden.
    Wie hatte er sich nur so verschätzen können?
    Doch noch war nicht alles verloren. Noch war es möglich, den großen Plan zu retten, bevor die beiden ihm dazwischenfunken konnten. Sie mussten nur sofort handeln.
    »Gib den Befehl zum Angriff«, sagte er. »Um Mitternacht schlagen wir los.«
    ***
    Yang erwartete sie am Flughafen von Shanghai. Der Geheimdienstoffizier hielt einen Pappbecher mit dampfendem Kaffee in der Hand und seine rot umränderten Augen verrieten, dass er auch in der Zwischenzeit

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