091 - Ein Geist kehrt zurück
konnte er auch kurz bei Terence Pasquanell vorbeischauen.
Der Chefarzt hatte zwar gesagt, sie dürften den Werwolfjäger heute nicht mehr sehen, aber was konnte es schon schaden, wenn Mr. Silver kurz bei ihm reinschaute?
Nachdem der Ex-Dämon der Krankenschwester das Leben gerettet hatte, würde ihm Dr. Vance Winger bestimmt alles nachsehen. Deshalb begab sich der Hüne nicht sofort zum Chefarzt, sondern suchte vorher noch das Zimmer, in dem Pasquanell lag.
Als er die Tür öffnete, sah er, daß jemand bei dem Werwolfjäger war. Ein Arzt. Der Mann starrte ihn ärgerlich an.
»Was haben Sie hier zu suchen? Unbefugten ist der Zutritt hier strengstens untersagt.«
»Entschuldigen Sie«, sagte Mr. Silver, »das wußte ich nicht. Tut mir aufrichtig leid. Ich bin ein Freund dieses Mannes.«
»Der Patient braucht absolute Ruhe.«
»Geht es ihm einigermaßen gut, Doktor?«
»Ich bin nicht befugt, Ihnen darauf zu antworten. Wenden Sie sich an Dr. Winger. Und jetzt gehen Sie.«
»Ja«, sagte Mr. Silver und zog sich zurück. »Ja, natürlich. Und entschuldigen Sie bitte nochmals.«
Er schloß die Tür, und drinnen atmete der Höllenkiller auf. Um ein Haar wäre er ertappt worden. Es hatte ihn sehr viel Konzentration gekostet, seine dämonische Ausstrahlung zu verbergen. Ein grausames Grinsen huschte über sein Gesicht.
Größte Eile war geboten. Er brauchte endlich Pasquanells Herz!
Als Mr. Silver die Tür geöffnet hatte, hatten die Hände des Höllenwesens aufgehört zu strahlen, doch nun wurde die Magie des rangniedrigen Dämons wieder sichtbar.
Er trat an Terence Pasquanell heran und hielt die Hände über die Brust des Mannes, schuf das bleiche Wolfsgebiß in der hellen Lichtsäule, die sich zwischen Pasquanells Brustkorb und seinen Händen gebildet hatte. Und dann befahl er den magischen Zähnen, zuzubeißen und ihm das Herz des Opfers zu verschaffen.
Und die Zähne gehorchten - wie immer!
***
Wenn sich Mr. Silver etwas in den Kopf gesetzt hatte, war er davon nur sehr schwer abzubringen. Deshalb ging er nun erst recht nicht zu Dr. Winger, sondern wartete auf der Intensivstation in einem leeren, fensterlosen Raum, bis die Luft rein war.
Er rechnete damit, daß der Arzt nicht lange bei Terence Pasquanell bleiben würde. Wenn der Doktor gegangen war, würde sich Mr. Silver noch einmal zu dem Werwolfjäger begeben und versuchen, ihm mit seiner Heilmagie ein wenig unter die Arme zu greifen.
Er brauchte nicht lange zu warten.
Eine Tür klappte, und Schritte entfernten sich.
Der Hüne mit den Silberhaaren grinste. Vorsichtig öffnete er die Tür. Der Flur war leer. Langsam verließ der Ex-Dämon den fensterlosen Raum und kehrte zu Terence Pasquanell zurück. Er hoffte, daß ihn in den nächsten fünf Minuten niemand stören würde.
Es kam selten vor, daß Mr. Silver aus der Fassung geriet, doch in dem Moment, wo er die Tür öffnete und sein Blick auf Terence Pasquanell fiel, passierte es.
Die Geräte, an die der Werwolfjäger angeschlossen war, zeigten an, daß der Mann nicht mehr lebte, aber das hätte Mr. Silver auch so gespürt.
Verdammt, der Herzräuber war bei Pasquanell gewesen. Mr. Silver hatte sogar mit ihm gesprochen, ohne zu erkennen, daß er es mit einem Dämon zu tun hatte.
Der Höllenfeind mußte sich gut abgeschirmt haben.
Und er hatte sich Pasquanells Herz geholt!
Der bärtige Werwolfjäger war tot!
Ob diese Katastrophe noch rückgängig zu machen war, wußte der Ex-Dämon in diesem Augenblick noch nicht. Auf jeden Fall stand für ihn fest, daß der Herzräuber nicht entkommen durfte.
Der dämonische Arzt durfte die Klinik nicht verlassen, durfte nicht mit Pasquanells Herz verschwinden. Mr. Silver warf noch einen erschütterten Blick auf den Toten, dann wandte er sich um und hetzte davon. Er stürmte die Treppen hinunter und platzte in Dr. Wingers Büro.
Seine Miene ließ den Chefarzt erschrocken hochfahren. »Ist sie tot?«
»Nein, sie lebt, und es geht ihr gut. Ich konnte ihr helfen«, sagte der Ex-Dämon. »Aber Terence Pasquanell ist tot! Er hatte Besuch von diesem verdammten Killer! Sorgen Sie dafür, daß alle Ausgänge versperrt werden. Niemand darf die Klinik verlassen.«
»Haben Sie den Täter gesehen?«
»Ja. Es ist einer Ihrer Arzte!«
»Unmöglich…«
Mr. Silver wollte den Mann gerade beschreiben, da sah er ihn unten über den Parkplatz hetzen. Er hielt einen Metallwürfel in der Hand.
»Das ist er!« platzte es aus Mr. Silver heraus. »Dort unten läuft
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