0910 - Der Totflüsterer
ihm? Nein, der Gedanke ist absurd! Ein wahnsinniger Dämon! Was würde der wohl tun? In die Kirche gehen? Seinen Zehen Namen geben und sich mit ihnen unterhalten? Lächerlich!«
Bleib stehen! Du hast dein Ziel erreicht!
Tatsächlich!
Zu seiner Rechten lag ein Park, der mit all diesen widerlichen Dingen übersät war, die die Menschen so liebten: Bäume, Sträucher, Wiese - und Blumen! Bei LUZIFER, was fanden diese Würmer nur alle an Blumen? Sie waren hässlich, stanken und schmeckten nicht einmal besonders gut.
Auf der gegenüberliegenden Straßenseite stand ein großes Haus, in dem unzählige Menschen aufeinanderhockten und es Leben nannten! Keinen Schritt konnten sie machen, ohne über einen Nachbarn zu stolpern! Nichts konnten sie tun, ohne dabei Angst haben zu müssen, beobachtet zu werden.
Und solche Wesen nannten die Schwefelklüfte Hölle !
Agamar schüttelte den Kopf.
Willst du jetzt anfangen zu philosophieren? So viel zu deiner Frage, was ein wahnsinniger Dämon tun würde!
Der Rest von Edouard Pereires Körper straffte sich. Die Stimme war lästig, aber sie hatte recht! Er war nur aus einem Grund hier und der war ganz sicher nicht, über die Menschenwürmer nachzugrübeln. Außerdem: Wenn er die Neuwerdung hinter sich gebracht, seine alte Macht zurückerlangt und die Menschheit unter seine Knute gezwungen hatte, würde die auch diese Daseinsebene Hölle nennen!
Agamar legte Pereires Kopf in den Nacken und lachte!
Ein Klirren erklang.
Es geht los!
Der Dämon sah zur Quelle des Geräuschs. Ein Körper stürzte aus einem Fenster. Nein, kein Körper, sondern der letzte Seelenbehälter! Die Truhe, die den letzten Baustein zur Neuwerdung enthielt.
Mit einem dumpfen Schlag knallte Sandru auf den Asphalt.
Agamar schloss die Augen und reckte die Nase in die Luft. Die Nasenflügel blähten sich auf.
Gleich! Gleich! Gleich!
Willst du nicht näher herangehen?
»Halt endlich die Klappe! Ich war bei keinem Opfer näher dran. Schließlich will ich nicht, dass mich jemand mit den Toten in Verbindung bringen kann.«
Das war bei den ersten sechs auch sinnvoll. Aber der hier ist der letzte! Du musst danach nicht einmal mehr deinen körperlichen Hunger stillen. Mit ihm ist die Neuwerdung abgeschlossen. Warum hast du jetzt noch Angst davor, mit den Toten in Verbindung gebracht zu werden?
»Sei ruhig und hör auf, mich zu drängen! Warum hast du es so eilig? Die Neuwerdung bedeutet zugleich dein Ende! Warum also die Hetze?«
Mein Ende? Du hast nicht die geringste…
»HALT DEIN MAUL!«
Wo blieb die Seele? Wo verdammt noch mal blieb die Seele? Warum kam sie nicht endlich?
Was denkst du wohl? Weil er noch lebt!
In diesem Augenblick kroch ein Stöhnen aus Cedric Sandrus Kehle und wehte zu Agamar. Tatsächlich, dieser Scheißkerl zappelte noch!
Das Problem ließ sich lösen! Er brauchte nur hinüberzugehen und die letzten Lebensfunken auspusten. Wie die Stimme schon gesagt hatte: Was scherte es ihn noch, wenn ihn jemand bei einem Mord beobachtete? Danach war er ohnehin unbesiegbar!
Er setzte gerade einen Fuß auf die Straße, als gegenüber die Haustür aufgerissen wurde und ein Mann herausstürmte.
Der weiß gewandete Magier!
Sofort zog Agamar sich wieder zurück und verbarg sich hinter dem Stamm eines Ahornbaums.
Was suchte der hier? War der denn überall?
»Dafür wirst du büßen, Kerl! Wenn ich erst einmal meine Kräfte wiederhabe!«
Der Magier rannte zu Sandru und kniete neben ihm nieder.
Da durchzog ein süßer Schmerz Agamars Brust. Ein Schmerz, den er gut kannte! Der immer dann auftauchte, wenn der Seelenspender starb und seinen Beitrag für die Neuwerdung freigab.
Gleich! Gleich! Gleich!
Doch wieder erreichte die Seele ihn nicht.
»Was zum…?«
Stattdessen spürte Agamar plötzlich eine starke magische Energie. Sie ging von dem Magier aus, von diesem verfluchten ständig zur falschen Zeit am falschen Ort auftauchenden Dreckskerl!
Was geschah hier? Die Seele war frei, warum fand sie ihren Weg zu Agamar nicht?
Weil die magische Energie des Weiß gewandeten deine Anziehung überlagert. Die Seele umkreist ihn wie ein Mond!
Agamar zerbiss einen Fluch zwischen den Zähnen.
»Woher weißt du das alles?«
Diesmal schwieg die Stimme!
***
Zamorra raste das Treppenhaus hinunter, nahm immer zwei oder drei Stufen auf einmal und kam schließlich mit pumpendem Atem bei Cedric Sandru an.
Der Körper des Besessenen war schauderhaft verdreht. Die auf den Rücken gefesselten Arme waren in
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