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0913 - Das Gespenst

0913 - Das Gespenst

Titel: 0913 - Das Gespenst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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bestimmt«, gab er zu. »Sehr wichtig sogar. Aber ich muß es erst in die Reihe bekommen.« Er veränderte seine Haltung und schob sich in die Höhe, so daß er schließlich sitzen blieb und Mary ihm das Kissen in seinem Rücken richtete. »Ich war der Meinung, daß sich etwas anderes in mein Leben hineingeschoben hat. Andere Vorgänge, die von irgendwoher kamen, aber ich weiß nicht, woher.«
    »Das ist nicht gut.«
    »Stimmt, Mary, aber mach etwas daran.« Sinclair überlegte. »Wenn ich dir sage, daß jemand versucht hat, meine eigene Existenz auszuschalten und das andere nahe an mich heranzubringen, so daß es über mich die Kontrolle erlangt, würdest du das akzeptieren.«
    »Nur schwer.«
    Er nickte. »Siehst du, Mary, das habe ich mir gedacht. Auch für mich ist es schwer, dies zu akzeptieren. Ich bin völlig aus dem Rhythmus gekommen. Ich bin zwar noch ich selbst, aber ich habe erlebt, wie es ist, wenn man nicht mehr derselbe ist. Kannst du das begreifen? Kannst du das nachvollziehen?«
    »Nein, denn es ist mir ja nichts passiert.«
    »Stimmt.«
    Mary hatte beschlossen, ihren Mann auf den frühen Nachmittag anzusprechen, und sie näherte sich vorsichtig dem Thema. »Kannst du dich daran erinnern, daß ich am Nachmittag auf der Couch gelegen und dort geschlafen habe?«
    »Du…?«
    »Wer sonst?«
    Horace F. Sinclair kam sich vor wie ein Fremder. Er zuckte etwas zur Seite. Gleichzeitig lief sein Gesicht rot an. Wahrscheinlich ärgerte er sich über sich selbst, daß ihm diese Stunden aus der Erinnerung entglitten waren, und er deutete ein vorsichtiges Kopfschütteln an, was seine Frau mit einem bitteren Lächeln zur Kenntnis nahm.
    »Du kannst dich also nicht daran erinnern?« hakte sie noch einmal nach.
    »Nicht daß ich wüßte. Sollte ich es denn?«
    »Es wäre besser.«
    »Ich habe eine Lücke, einen Blackout, Mary.« Seine Gesichtshaut nahm eine tiefe Röte an. Ihm zuckten bestimmte Gedanken durch den Kopf, die er auch nicht für sich behielt. »Mary«, flüsterte der Mann, »du weißt selbst, daß wir beide nicht jünger werden. Wir sind gewissermaßen in einem Alter, wo Krankheiten an der Tagesordnung sind, und es gibt da eine bestimmte Krankheit, die besonders ältere Menschen überfällt, wobei es keine Rolle spielt, was sie früher in ihrem Leben getan haben. Da wird das Gehirn allmählich aufgelöst. Muß ich noch weitersprechen, oder weißt du, was ich meine?«
    »Ich weiß, was du meinst.«
    »Und?« Seine Stimme zitterte bei dieser Frage.
    »Alzheimer«, flüsterte Mary.
    »Genau«, gab Horace F. ebenso leise zurück. »Die Alzheimerische Krankheit. Man verliert stückweise das Gedächtnis. Das schreitet immer weiter fort. Der Mensch ist irgendwann völlig hilflos. Er kann seine körperlichen Funktionen vom Gehirn her nicht mehr steuern. Da ist dann alles außer Kontrolle geraten. Ich möchte keine Bilder ausmalen, es ist schrecklich genug, aber ich will dir ehrlich sagen, daß ich mich davor fürchte. Wie gesagt, es kann jeden von uns treffen, keiner ist vor dieser heimtückischen Krankheit gefeit. Und heutzutage, wo die Menschen immer älter werden, hat sich auch die Krankheit ausgebreitet. Verstehst du mich jetzt?«
    Sie ließ sich Zeit mit einer Antwort. »Ja, Horace, ich verstehe dich. Ich verstehe dich nur zu gut. Auch ich habe über die Krankheit gelesen, aber ich glaube nicht, daß sie dich erwischt hat.«
    »Was macht dich denn so sicher?«
    »Die Anzeichen, Horace.«
    »Pardon, aber das mußt du mir erklären.«
    »Will ich gern tun. Soweit mir bekannt ist, kommt die Krankheit nicht so plötzlich, sondern in kleinen Schüben. Man vergißt etwas. Mal weiß man nicht, wo das Portemonnaie liegt, dann sucht man seine Brille oder hat vergessen, die Haustür abzuschließen. So fängt die Krankheit an und schreitet immer weiter fort, bis schließlich das eintritt, was du mir geschildert hast. Aber all die Vorzeichen, Horace, habe ich bei dir nicht feststellen können. Nichts hat auf diese Krankheit hingedeutet. Deshalb mußt du dich von dem Gedanken um Himmels willen befreien!«
    Horace F. Sinclair überlegte. »Es ist alles richtig, was du gesagt hast, aber trifft es auch auf jeden Menschen zu.«
    »Die Symptome sind gleich.«
    Er nickte. »Okay, Mary. Aber was ist es dann bei mir gewesen? Warum kann ich mich nicht daran erinnern, daß du auf der Couch gelegen und geschlafen hast?«
    »Das weiß ich leider nicht.« Sie beugte sich nieder und gab ihrem Mann einen flüchtigen Kuß auf die

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