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0913 - Das Gespenst

0913 - Das Gespenst

Titel: 0913 - Das Gespenst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Lippen. Als sie sich aufrichtete, sprach sie weiter. »Aber zu deiner Beruhigung, Horace, ich habe bereits John in London angerufen.«
    »Was?« Er schrak zusammen. »Was hast du getan?«
    »Ich rief John an.«
    »Warum? Wegen mir?«
    »So ist es.«
    »Das verstehe ich nicht.« Sinclairs Gesicht zeigte Erstaunen. »Nur weil ich mich nicht erinnern kann, hast du John angerufen? Oder ist da noch etwas vorgefallen, von dem ich nichts weiß?« Sein Gesicht verzog sich. Er sah aus, als würde er nachdenken. »Ja, da ist bestimmt noch etwas gewesen, sonst hättest du nicht so reagiert.«
    »Du hast recht.«
    »Was denn?«
    Mary quälte sich. Sie war sogar soweit, sich vor der Antwort herumzudrücken, aber sie sah auch den fordernden Blick ihres Mannes und nickte schließlich. »Schau dir meinen Hals an, Horace.«
    »Den sehe ich schon die ganze Zeit über. Er ist gerötet, auf der Haut zeigen sich Druckflecken, als hätte jemand versucht, dich zu erwürgen…«
    Sie räusperte sich und drehte den Kopf zur Seite, weil sie Horace plötzlich nicht mehr anschauen konnte.
    »Mein Gott«, hörte sie seine zittrige Stimme. »Mein Gott! Ich weiß, daß ich einen Blackout gehabt habe, aber ich weiß auch, daß da etwas geschehen ist, Mary. Sollte ich…? Nein, das kann nicht sein. Schau mich an, bitte. Schau mich an!«
    Sie tat es.
    Mary brauchte nichts mehr zu sagen, denn Horace las in ihren Augen die schreckliche Wahrheit. Er pumpte die Luft in seine Lungen, und er stöhnte dabei. Er schloß die Augen, öffnete sie wieder und schüttelte den Kopf. Er suchte nach Worten, und es dauerte etwas, bis er die richtigen gefunden hatte. »Das, das kann doch nicht sein. Das ist einfach unmöglich! Ich habe dich…?«
    »Du hast es versucht, Horace!«
    »O Gott, nein!« Sinclair schlug seine Hände vor das Gesicht, als könnte er nicht fassen, was ihm Mary gesagt hatte. Es wollte nicht in seinen Kopf. Es war wie verrückt, es konnte und durfte nicht wahr sein. Er litt wahnsinnig.
    Er tat Mary leid, die mit ihm sprach und selbst nicht wußte, was sie alles sagte, doch schließlich zog Horace seine Hände wieder vom Gesicht weg, und er schaute seine Frau direkt an. »Ich habe es getan, ich habe es versucht. Ich weiß ja, daß ich einen Blackout habe, und ich weiß auch, daß in dieser Zeit etwas geschehen ist. Aber ich kam damit nicht zurecht, weil ich keinen Anhaltspunkt hatte. Ich habe mir alles vorstellen können, Mary, aber so etwas nicht. Ich habe meine eigene Frau umbringen wollen. Das ist ja wahnsinnig, das ist völlig unglaublich! - Mary!«
    »Es ist vorbei, Horace.«
    Er atmete heftig. Sein Gesicht war schweißnaß. »Ja, es ist vorbei, daß weiß ich auch. Aber wer sagt mir, daß dieser Zustand nicht wiederkehrt? Wer, Mary, wer garantiert mir das?«
    Sie hob die Schultern.
    »Du bist dir also auch nicht sicher. Du weißt es nicht. Niemand kann es sagen.«
    »Deshalb habe ich John Bescheid gegeben. Er wird morgen hier bei uns in Lauder sein.«
    »Und dann? Was soll er tun? Will er so etwas wie ein Leibwächter für mich sein?«
    »Wenn du es so siehst, kann ich dir nur zustimmen. Er wird hoffentlich dafür sorgen, daß dir nichts passiert, Horace. Er wird dich unter Kontrolle halten. Ist das gut?«
    Sinclair gab keine Antwort, weil er dazu nicht in der Lage war. Er mußte sich erst beruhigen, und er schielte immer wieder auf die Flecken am Hals seiner Frau.
    Sie wechselte das Thema. »Ich habe noch Tee in der Küche. Soll ich dir eine Tasse bringen?«
    »Ja, Mary, ja.«
    »Ich bin gleich wieder da.« Sie verließ mit schweren Schritten den Raum. Horace wußte jetzt Bescheid. Sie hatte sich vor diesem Moment der Aufklärung gefürchtet, aber es war für sie besser gelaufen, als sie es angenommen hatte.
    Mit der gefüllten Tasse kehrte sie wieder zurück. Ihr Mann lag so starr in seiner Betthälfte wie ein Toter. Er starrte zur Decke, die Augen waren weit geöffnet, und erst als sich Mary wieder setzte, drehte er den Kopf zur Seite.
    Sie sah, daß er weinte.
    »Nicht, bitte nicht…«
    »Ich schäme mich so, Mary. Ich komme nicht darüber hinweg, daß ich dich habe ermorden wollen.«
    »Es ist ja vorbei.«
    »Aber ich war nicht ich selbst.« Wieder schüttelte er im Liegen den Kopf. »Etwas ist über mich gekommen, von dem ich nichts weiß. Ich komme damit einfach nicht zurecht, Mary. Und ich werde auch mein weiteres Leben damit nicht zurechtkommen. Das sind alles Dinge, die mich belasten.«
    »Trink erst mal deinen Tee, Horace.« Sie

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